Pfarrer Michael Hoßdorf
Über Austausch, Menschen und das experimentelle Pastorat
Was kann katholische Kirche heute bewirken, wie funktioniert Gemeinde? Mit diesen Fragen trafen wir Pfarrer Michael Hoßdorf, verantwortlich für den Sendungsbereich Langenfeld und Monheim.
von Beatrix Gerling
„Ein Gemeindezentrum, gleich hier an der Pfarrkirche St. Gereon wäre schön.“ Das ist im Januar 2023 ein Wunsch von Pfarrer Michael Hoßdorf. Ehe man stutzig wird, konkretisiert er: „Es gibt hier keinen Platz, um sich nach dem Gottesdienst noch weiter zu unterhalten. Das ist in St. Dionysius in Baumberg viel schöner.“ Gemeinde braucht Austausch, davon ist er überzeugt.
„Ich kann solche Themen wie Heirat von Homosexuellen oder weibliche Priester nicht bearbeiten. Dabei spielt meine persönliche Meinung gar keine Rolle, das ist internationales Kirchenrecht. Aber hier vor Ort schauen, was geht, was die Menschen wollen und brauchen, das kann ich.“ Dazu brauche es natürlich den Kontakt und das Gespräch, und das macht der Pfarrer nicht allein. „Wir haben unseren Pfarrgemeinderat ein wenig zusammengeschrumpft und zusätzlich für Monheim und Baumberg Ortsausschüsse gebildet. So bekommen wir viel mehr Informationen und Ideen, was wir ändern oder verbessern können.“
Orientierung für Menschen
„Die Menschen suchen ja Orientierung“, sagt Pfarrer Hoßdorf, aber Kirche als Institution schrecke mittlerweile viele ab. „Die Zahl der Kirchenaustritte, die rückläufigen Zahlen bei Trauungen und Taufen – das begann in den 1980er, 1990er Jahren. Damals hat sich keiner darum gekümmert, jetzt haben wir die Kirche schlicht gesagt vor die Wand gefahren.“ Das sieht Michael Hoßdorf augenscheinlich sehr sachlich. „Natürlich macht das etwas mit einem, wenn man nach Weihnachten wieder einen Stapel mit Kirchenaustritten vor sich liegen sieht.“ Aber: „Wir können und wollen ausprobieren, was hier vor Ort geht. Dabei darf auch ein bisschen gesponnen werden, denn noch mehr vor die Wand fahren können wir die Sache gar nicht.“
Experimentelles Pastorat heißt das Fachwort dazu. Und daraus ergeben sich Aktionen wie „Kaffee, Kekse, Kirche“, was im Sommer auf dem Vorplatz von St. Gereon stattfand. „Da hat das benachbarte Restaurant uns Stehtische mit Kaffee und Keksen hingestellt, das war eine tolle Zusammenarbeit und die Leute blieben nach der Messe noch eine ganze Weile.“ Bei der „Langen Tafel“ hatten die katholischen EhrenamtlerInnen Bierzeltgarnituren aufgebaut. „Alle haben Fingerfood mitgebracht. Das wurde geteilt, die Getränke haben wir gestellt. Rund 80 Menschen haben da gemütlich und in bester Stimmung zusammen gesessen, das war Spitze!“
Aus der Not eine Tugend ergab sich auch am Heiligabend während der Corona-Zeit: „Da haben wir draußen gefeiert, mit Musik, mit der Lesung der Weihnachtsgeschichte. Hier an St. Gereon waren rund 250 Menschen dabei. An St. Johannes hatte eine Mitarbeiterin ihre Gitarre mitgebracht. Am Ende haben dort alle zusammen polnische Weihnachtslieder gesungen, das kam so aus dem Zusammensein zustande.“
Geht Gottesbindung verloren?
Die Menschen haben sich über die Jahrzehnte von einem Gottesglauben entfernt, stellt Michael Hoßdorf fest, und jetzt spricht nicht mehr der gute Organisator und Leiter der Gemeinden in Langenfeld und Monheim, sondern der Priester. „Die Frage 'Wo praktizierst Du Deinen Glauben?' ist oft nicht zu beantworten. Da wird die Gottesbindung nicht mehr gepflegt und geht verloren. Ich erlebe auch Hilflosigkeit bei diesem Thema: Wie kann ich das denn machen?“ Mit den Angeboten der Amtskirchen erreiche man nicht mehr viele Menschen, das spiegele sich in den Austritten, die ja in der evangelischen Kirche ähnlich zahlreich sind wie in der katholischen. „Kirche ist keine Massenbewegung mehr, das fing schon in meiner Jugend an“, sagt der 57-Jährige. Aber dennoch gebe es auch Menschen, die den Weg in die Kirche ganz neu finden: „Ich habe gerade eine 50-Jährige aufgenommen und für die Osternacht bereiten sich zwei junge Damen auf ihre Taufe vor.“
Autor:Lokalkompass Langenfeld - Monheim - Hilden aus Monheim am Rhein |
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