Schritt für Schritt entwickelt sich das Projekt, jetzt ist die Technik für die ortsspezifische Arbeit geliefert / Am 3. Oktober wird Eröffnung gefeiert
Monheimer Geysir gewinnt an Form

Der aus der Schweiz stammenden Landschaftskünstler und Bildhauer Thomas Stricker mit Bürgermeister Daniel Zimmermann im Monheimer Geysir.  | Foto: Foto: Michael de Clerque
  • Der aus der Schweiz stammenden Landschaftskünstler und Bildhauer Thomas Stricker mit Bürgermeister Daniel Zimmermann im Monheimer Geysir.
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Der „Monheimer Geysir“ von Thomas Stricker im Kreisverkehr unmittelbar am Rhein ist für diesen Ort erdacht und entwickelt worden. Er spielt mit der Nähe zum Wasser, ergänzt den Fluss um eine durchaus spektakuläre vertikale, weithin sichtbare Dimension. Jetzt wird die Technik eingerichtet.

Felsbrocken, Nebelschwaden, über mehrere Stunden immer heftiger aufbrodelndes Wasser und inmitten davon schließlich eine sich temporär bis in zwölf Meter Höhe auftürmende Wassersäule, die durch das Pulsieren immer wieder neue skulpturale Formen bildet – und die sogar den sonst scheinbar rastlos fließenden Autoverkehr für einige Minuten zum Erliegen bringt.
Der „Monheimer Geysir“ von Thomas Stricker konnte sich in einem Wettbewerb und vor einer eigens für die Realisierung von Kunst im öffentlichen Raum installierten Monheimer Kunstkommission aus vielen Gründen für eine Umsetzung am jetzigen Standort durchsetzen. Er überzeugte die Jury durch einen innovativen, erweiterten Skulpturenbegriff, der das Element Wasser in direkter Nähe zum Rhein in überraschender und so noch nicht umgesetzter Weise aufgreift. Monheim am Rhein darf sich auf einen bald sehr besonderen Ort freuen.

Kein Kunstwerk von der Stange

Doch für dessen Schaffung ist Pionierarbeit vonnöten. Hierzu müssen sehr viele Gewerke und Fachleute interdisziplinär zusammenarbeiten – viele Geysire sind noch nicht gebaut worden. So konnten die Kosten nicht endgültig im Vorhinein kalkuliert werden. Aus zunächst veranschlagten 450.000 Euro werden am Ende wohl mindestens 600.000 Euro werden. Der „Monheimer Geysir“ ist kein Kunstwerk von der Stange. Weder die beauftragte Planungs- und Ausführungsfirma Minkenberg noch das beauftragte Wassertechnik-Unternehmen Oase, das viele Menschen wohl tatsächlich aus dem heimischen Garten oder von den Wasserspielen wie in Las Vegas kennen, haben eine solche Wasser- Installation bisher realisiert. „Die Vielfalt in Kunst und Kultur ist ein wichtiges Element unserer Philosophie“, betont Katharina Braun. „Stadtkultur wird seit Jahrhunderten durch Kunst im öffentlichen Raum mitgestaltet. Dabei ging es nie ums Gefallen, sondern um die Begegnung und die Auseinandersetzung mit Kunst. Jeder positioniert sich zu ihr, und das ist gut so. Und sie zieht Menschen an – von nah und fern, und auch das freut uns.“

Kein großer Springbrunnen

Doch warum ausgerechnet dieser Standort für einen Geysir? Warum keine andere Stelle, irgendwo am Rand, wo er nicht stört? Die Antwort gibt Bürgermeister Daniel Zimmermann selbst. „Weil es dann eben doch nicht viel mehr als ein großer Springbrunnen wäre, wie einige ja gern behaupten. Nicht die Stelle wurde für den Geysir ausgewählt, sondern der Geysir für diese Stelle.“ Das Konzept wurde genau auf den Standort bezogen konzipiert. Künstler Thomas Stricker hat bewusst die Ambivalenz dieses Raumes aufgegriffen und schafft dort, formuliert in seinen eigenen Worten, „einen urbanen Raum, wo Bewegung und Stillstand, Schönheit und Verkehr, Ordnung und Zerstörung sich reiben“, einen Ort der zeigt, „wie fern wir dem Unvorhersehbaren sind und dabei in der Utopie, die Natur der Dinge zu beherrschen, verweilen“.

Pulsierende Wasserskulptur

Ausbrechen wird der Geysir künftig nachdem die Sonne 64 Stunden geschienen hat. Der Verkehr muss aus Sicherheitsgründen nur während der wenigen Hauptausbrüche im Jahr und immer nur für wenige Minuten durch mobile Ampeln angehalten werden. Da die Eruptionen nach dem künstlerischen Konzept zehn- bis zwanzigmal im Jahr – also mit wochenlangen Zwischenzeiten – stattfinden werden, ist nur mit wenigen Behinderungen des Verkehrs zu rechnen. Zum Vergleich: Eine normale Ampel mit einem typischen 90-sekündigen Umlauf hält den Verkehr 960 Mal am Tag an. Der „Monheimer Geysir“ wird jedoch auch abseits der Hauptausbrüche durch den über ihm schwebenden Nebel und seine Detailgestaltung das ganze Jahr hindurch zum Hinschauen einladen. Thomas Stricker: „Die Natur wird bestimmen, wann der auslösende Moment gekommen ist. Fest steht nur: Immer mal wieder verwandelt sich die natürlich bewachsene, leicht vernebelte Insel in eine gewaltige temporäre Monumentalität. Die liebliche ruhige Stimmung wird durch kurz anhaltende Intervalle einer unberechenbar pulsierenden Wasserskulptur abgelöst. Für eine kurze Zeit holt sich die Natur ihr Recht und ihren Raum zurück. Dann zieht sich das Wasser wieder in ein kleines Becken, mitten auf dem mit dunklen Flusskieseln bedeckten und zart bepflanzten Rund zurück.“ „Wir haben eine Skulptur für diesen Ort ausgeschrieben und von Thomas Stricker – auch zu unserer Überraschung – eine außergewöhnliche, im wahrsten Sinne des Wortes, herausragende Arbeit bekommen, die einmal mehr zeigt, wie auch in der Kunst im Öffentlichen Raum Monheims städtischer Gedanke der Vielfalt wegweisend ist“, ist sich Kunstschulleiterin Katharina Braun sicher. „Gerade die Auflösung des klassischen Skulpturenbegriffs wird für zahlreiche Beobachtende der Ausbrüche künftig Anregung zum Austausch und Motivation zum Besuch unserer Stadt werden. Ich freue mich jetzt schon riesig auf die Eröffnung, die wir am 3. Oktober feiern werden.“

Technik wird eingerichtet

Vor wenigen Tagen wurde die unterirdisch liegende Technik in der Mitte und am Rande des Kreisverkehrs, direkt am Monheimer Schiffsanleger und neben der über 500 Jahre alten Marienkapelle sowie den architektonisch modernen Rheinkieselbauten installiert. In den kommenden Tagen wird diese Technik nun eingerichtet, bevor an der Oberfläche die Aufbauten mit den Gletscherfindlingen und Pflanzungen beginnen werden. Der Monheimer Geysir nimmt Form an.

Autor:

Corinna Rath aus Hilden

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