KKV: „Jeder hat das Recht auf Unerreichbarkeit!“

Katholischer Sozialverband appelliert: Mitarbeiter wirklich abschalten lassen / Plakataktion via facebook

ESSEN. Ferienzeit ist Urlaubszeit - und für viele geht’s mit Auto, Zug oder Flug weit weg. "Nicht aber mental", mahnt der KKV - Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung und fordert eine "Kultur der Unerreichbarkeit" als Teil einer neuen Arbeitsphilosophie. Moderne Medien machten jeden fast überall erreichbar – auch beruflich. "Das verhindert das dringend nötige Abschalten und fördert burn-out der Mitarbeiter." Arbeitgeber und Führungskräfte stünden deshalb in der Pflicht: "Jeder hat das Recht auf Unerreichbarkeit. Das muss man akzeptieren", so der KKV-Bundesvorsitzende Bernd-M. Wehner. Nur so könnten die Mitarbeiter in Urlaub wirklich abschalten, Zeit für sich und die Familie finden - "und nach wenigen Wochen offline wieder richtig gut durchstarten. Das ist auch ein Gebot der Menschlichkeit und im Sinn der Arbeitgeber: Nur erholte Mitarbeiter sind auf Dauer leistungsfähig. Weil aber Arbeit nie aufhört, muss der Mensch immer wieder mit der Arbeit aufhören – zumindest im Urlaub und am Sonntag."

Viel zu oft, so Wehner weiter, seien die Mitarbeiter via Smartphone rund um die Uhr für ihren Arbeitgeber erreichbar - auch nachts, am Wochenende und im Urlaub. Noch ist fast jeder dritte Arbeitnehmer (29 %) laut Bitkom-Studie „jederzeit“ für den Job telefonisch oder per E-Mail erreichbar. Jeder fünfte Beschäftigte bearbeitet laut einer Studie des Bundesverbandes der Krankenkassen in der letzten halben Stunde vor dem Schlafengehen noch berufliche E-Mails. "All das hat zur Folge, dass die Lebenswelten verschwimmen, die work-life-balance aus dem Lot gerät und die psychischen Erkrankungen steigen." Nicht umsonst seien Stress und Burnout europaweit inzwischen die größten Probleme im Bereich Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz. "Jeder vierte Arbeitnehmer ist laut Europäischer Kommission betroffen – Tendenz steigend. Zwischen 50 und 60 Prozent aller verlorenen Arbeitstage sind auf Stress zurück zu führen. Der wirtschaftliche Schaden dadurch liegt bei geschätzten 20 Milliarden Euro jährlich – vor allem im mitarbeiterintensiven Mittelstand", so der KKV-Vorsitzende.

Der KKV als einer der vier großen katholischen Sozialverbände plädiert deshalb für eine neue "Kultur der Unerreichbarkeit" in Unternehmen. Der Verband stellt sich damit hinter Arbeitsministerin Dr. Ursula von der Leyen, die bereits im Frühjahr dieses Jahres mehr Bewusstsein für dieses Problem bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern eingefordert hatte. Von zentraler Bedeutung, so Wehner, seien "klare und ausgesprochene Vereinbarungen. Hier stünden gerade Unternehmen und Führungskräfte in der Pflicht. Spricht man nicht darüber, bleibt stillschweigend die Erwartung einer immerwährenden Erreichbarkeit, die schnell zur Norm wird und belastet." Gerade junge Menschen der mittleren Führungsebene und Mitarbeiter in der Familienphase seien davon außerordentlich betroffen.

"Wir wünschen deshalb jedem den Mut, in seinem Urlaub wirklich offline zu gehen - und dazu einen Vorgesetzten, der das versteht", so Wehner. „Es gibt ein Leben jenseits des Jobs!“ Im KKV diskutiert man das Thema auch im Rahmen der bundesweit angestoßenen Kampagne www.neue-arbeitskultur.de. Mit einem eigenen Plakatmotiv will der Verband in den kommenden Wochen via facebook für die "Kultur der Unerreichbarkeit" werben.

Der Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung e.V. ist ein katholischer Sozialverband mit rund 90 Ortsgemeinschaften in ganz Deutschland. Informationen zum KKV erhalten Sie im Internet unter www.kkv-bund.de, oder unter 0201 87923-0.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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