KKV-Gesprächskreis "Christen treffen Muslime" informierte sich über die Praxis der Notfallseelsorge
Nicht die Konfession ist entscheidend, sondern die Person, die Hilfe leistet
„Notfallseelsorge ist erste Hilfe für die Seele.“ Für Hülya Ceylan, Sozialpädagogin und Vorsitzende der Christlich-Islamischen-Gesellschaft e.V. (CIG) aus Duisburg, Diakon Sven Clouth von der katholischen und Pfarrer Till-Karsten Hesse von der evangelischen Kirchengemeinde ist es eine treffende Umschreibung ihrer Tätigkeit im Bereich der Notfallseelsorge. Alle drei berichteten beim KKV-Gesprächskreis "Christen treffen Muslime" sehr eindrucksvoll von ihrer Arbeit in diesem Bereich. Die Mitglieder des Gesprächskreises, dem evangelische und katholische Christen sowie Muslime der türkischen DITIB-Gemeinde angehören, wollten bei ihrem Treffen in der Monheimer Osman-Gaza-Moschee wissen, wie Notfallseelsorge von den jeweiligen Kirchen bzw. Glaubensgemeinschaften praktiziert wird.
Hülya Ceylan berichtete, dass in 2008 erste Anfragen der Polizei und Feuerwehr bei CIG eingegangen seien, weil man beispielsweise wissen wollte, wie man mit muslimischen Frauen bei Unfällen umgehen oder was man sonst beachten müsse, wenn Muslime von Notfällen betroffen seien. Diese Nachfragen hätten dazu geführt, dass man auch in NRW eine Art Notfallseelsorge für Muslime eingerichtet habe, die man aber bewusst als Notfallbegleitung bezeichne. So habe man bereits in 2009 in Zusammenarbeit mit dem Landespfarramt für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland und Unterstützung muslimischer Organisationen einen ersten Kurs für engagierte Muslime angeboten, die ehrenamtlich als Notfallbegleiter mitarbeiten wollten. Rund 100 Personen hatten sich hierzu angemeldet. Allerdings konnten damals aus Kapazitätsgründen nur 40 Teilnehmer in zehn Tagesseminaren ausgebildet werden. Selbstverständlich seien in der Zwischenzeit weitere Kurse durchgeführt worden. Die Interessenten müssen neben der persönlichen Eignung Muslime/Muslima, mindestens 25 und höchsten 65 Jahre alt und bereit sein, aktiv im örtlichen Notfallseelsorgedienst mitzuarbeiten. In den Seminaren wird u.a. das Verhalten an der Einsatzstelle, Grundlagen des helfenden Gesprächs, Einsatzindikationen wie häuslicher Tod, Kindstod, Suizid oder Überbringen von Todesnachrichten aber auch so praktische Dinge wie die Zusammenarbeit mit bestehenden Notfallseelsorgesystem behandelt. Inzwischen gebe es allein in Köln 14, in Duisburg zehn, in Solingen fünf und in Oberhausen drei muslimische Notfallbegleiter. Eine entsprechende Liste liege den Notfallseelsorgern sowie den Leitstellen der Feuerwehr und Polizei vor, so Hülya Ceylan, die selbst schon ein paar Mal im Einsatz gewesen sei.
Sven Clouth, der seit 2007 als Diakon in der katholischen Kirchengemeinde St. Gereon und Dionysius in Monheim tätig ist, übernahm 2011 zusätzlich die Aufgabe des Notfallseelsorgers. Auch er wurde in einem entsprechenden Kurs, der von der evangelischen Kirche durchgeführt wurde, dafür ausgebildet. Im Wechsel mit seinen Kollegen im Bereich Monheim/Langenfeld hat er etwa alle drei Monate einen einwöchigen Bereitschaftsdienst. Mit fast 30 Einsätzen kann Clouth bereits auf reichhaltige Erfahrung zurückblicken. Gleichzeitig betont er jedoch, dass jeder Fall anders sei und demzufolge immer wieder viel Einfühlungsvermögen verlangt werde. Wichtig sei einfach, dass man für die betroffenen Menschen da sei.
Dies bestätigte in ähnlicher Weise auch Pfarrer Till-Karsten Hesse, der seit 2012 in Monheim tätig ist und für die evangelische Kirche ebenfalls Notfallseelsorge betreibt. Für ihn ist es bei den Einsätzen „immer ein gutes Gefühl, zu wissen, ich konnte helfen“. Übereinstimmend stellten die beiden Notfallseelsorger Clouth und Hesse sowie die Notfallbegleiterin Ceylan fest: Bei der Hilfe in Notfällen kommt es nicht so sehr auf die jeweilige Konfession des Helfers an, sondern dass jemand da ist, der hilft, zuhört und Halt gibt.
Mohamed Adib, Dialogbeauftragte der DITIB Moscheegemeinde und langjähriges Mitglied des Gesprächskreises, dankte der Referentin und den Referenten für ihre informativen Ausführungen und ihr Engagement in diesem Bereich. Gleichzeitig konnte er bei dieser Gelegenheit auch den Vorbeter der islamischen Gemeinde Imam Selcuk Kurt begrüßen, der erst vor wenigen Tagen in Monheim angekommen ist. Ursula Budde, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats St. Gereon und Dionysius und selbst auch Mitglied in der Christlich-Islamischen Gesellschaft e.V., wies in diesem Zusammenhang auf den Integrationstag am Sonntag, den 27. September, von 15 bis 18 Uhr, in Monheim hin.
Das nächste Treffen des KKV-Gesprächskreises wird im Pfarrer-Franz-Boehm-Haus stattfinden. Hier werden sich die Teilnehmer, so der Sprecher des Kreises, Bernd-M. Wehner, mit dem Themenkomplex „Flüchtlingshilfe – welche Verantwortung haben wir als Christen und Muslime?“ befassen.
Der KKV-Gesprächskreis „Christen treffen Muslime“ trifft sich bereits seit rund zehn Jahren mit den türkischsprachigen Muslimen in Monheim. Seit fünf Jahren nehmen auch evangelische Christen an den vierteljährlich stattfindenden Gesprächen teil. Ziel des Gesprächskreises ist es, im gemeinsamen Dialog zwischen Christen und Muslimen einander besser kennenzulernen, gegenseitige Vorurteile und Missverständnisse zu beseitigen, um so im gegenseitigen Respekt die Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Glauben des Anderen festzustellen.
Die Christlich-Islamische Gesellschaft e. V. (CIG) – www.christenundmuslime.de – ist die größte und älteste Organisation des christlich-islamischen Dialogs in Deutschland. Sie betreibt das Kompetenzzentrum Dialog mit dem Islam in Nordrhein-Westfalen und verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung im partnerschaftlichen Dialog zwischen Angehörigen verschiedener Religionen, Konfessionen und Glaubensrichtungen sowie Menschen mit säkularem Hintergrund. Muslime und Christen treten in der CIG gemeinsam und gleichberechtigt ein für ein besseres Miteinander.
Weitere Infos über den KKV unter: www.kkv-monheim.de bzw. www.kkv-bund.de.
Autor:Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein |
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