Integrationstag: „Auf eine andere Art die Stadt erkundet“
„Der Mensch mag nicht, was er nicht kennt!“ Mit diesem Zitat des vierten Kalifen Ali ibn Abitalib, der ein Schwiegersohn und Vetter des Propheten Muhammed war, brachte Mohamed Adib, Dialogbeauftragter des örtlichen Ditib-Vereins, bei seiner Begrüßung in der Monheimer Moschee in der Niederstraße, das gemeinsame Anliegen der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden, der Caritas im Kreis Mettmann und der DiTiB, dem islamischen Dachverband, auf den Punkt, die am 3. Oktober zu einem besonderen Tag der Integration eingeladen hatten. Die Veranstalter waren sich einig, dass die Menschen sich erst kennenlernen müssen, um zu merken, dass sie eigentlich gar nicht so verschieden sind. Nur so werde Nächstenliebe und Frieden in der Gesellschaft gefördert.
Am Tag der deutschen Einheit, der zugleich auch der Tag der offenen Moschee ist, nutzten zahlreiche Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Muslime, Christen aber auch einfach nur Neugierige und Interessierte die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen und auf eine etwas andere Art ihre Stadt entdecken.
Zunächst trafen sich die etwa 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegen 12:30 Uhr im Pfarrer-Franz-Boehm-Haus der katholischen Gemeinde St. Gereon und Dionysius, um sich bei Kaffee und Kuchen zu stärken und zwanglos ins Gespräch zu kommen. Hier begrüßte Ursula Budde, stellv. Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, die Gäste und erläuterte ihnen gleichzeitig die Idee, die hinter dem Treffen stand. Anschließend erklärte Pfarrer Hoffmann die Neugestaltung der Ursula-Kapelle, die jetzt Bestandteil des Pfarrer-Franz-Boehm-Hauses ist. Hier beeindruckten insbesondere die moderne Gestaltung mit dem abstrakten Wandgemälde und den dazu passenden Fenstern die Teilnehmer.
In fünf Gruppen die Stadt erkundet
Danach schloss man sich zu fünf kulturell gemischten Gruppen zusammen, um anschließend auf unterschiedlichen Pfaden die Stadt zu erkunden. Eine der Gruppen bestand beispielsweise aus drei türkischen und vier deutschen Monheimern und Monheimerinnen. Ihr Weg führte am Gänselieselbrunnen vorbei, hinüber zum alten Rathaus von 1938, entlang der Alten Schulstraße, vorbei am St. Josef-Krankenhaus und am gegenüberliegenden neuen St. Marien-Altenheim, weiter zum Doll Eck, zum Schulzentrum an der Lottenstraße, am Zöllnerhaus des SKFM vorbei bis hin zur Osman-Gazi-Moschee. Dabei wurde schnell klar: jeder und jede, gleich welcher Kultur und Religion, hatte bereits seine und ihre Erfahrungen mit den Behörden, dem Krankenhaus, der Schule gemacht. Auch die Rentenfrage, zeigte sich in einem spontanen Gespräch, beschäftigt Deutsche wie Türken als Arbeitnehmer gleichermaßen.
Eine andere Gruppe legte den Schwerpunkt auf die Monheimer Kirchen. Sie besichtigten die Pfarrkirche St. Gereon und die Altstadtkirche der evangelischen Kirchengemeinde, die Johanneskirche im Berliner Viertel und die fast 500 Jahre alte Marienkapelle. Eine dritte Gruppe besuchte u.a. die marokkanische Moschee an der Opladener Straße und die Feuerwehr. Die vierte Gruppe blieb auf dem Sandberg, ging an der Peter-Ustinov-Gesamtschule vorbei durch den Knipprather Wald zum Waldkindergarten und über den Waldfriedhof. Eine fünfte Gruppe mit älteren, gehbehinderten Teilnehmern nahm den kürzesten Weg zur Moschee.
Alle Wege führten zur Moschee
Gegen 16 Uhr trafen alle Teilnehmer in der Moschee ein. Hier erwartete die Gäste ein reichhaltiges türkisches Buffet. Gleichzeitig tauschte man sich dabei sehr lebhaft über die Erfahrungen aus, die man bei der Stadterkundung gemacht hatte. Im Anschluss bestand die Möglichkeit, am Nachmittagsgebet der Muslime teilzunehmen. Danach berichteten die einzelnen Gruppen von ihren Erlebnissen bei ihrem Gang durch die Stadt.
Mohamed Adib stellte sodann die unverzichtbaren Elemente der Moschee vor, wie etwa die Kanzel, die Gebetsnische, der Lehrstuhl – von dem noch am Freitag zuvor der Imam zur friedlichen Auseinandersetzung mit dem verunglimpfenden Mohammed-Video aufgerufen habe. Wie schon die Ursulakapelle, so war auch die Moschee – eingerichtet in der ehemaligen Druckerei Reuter an der Niederstraße – ein ästhetischer Genuss, insbesondere nach der 2006 durchgeführten Kernsanierung und dem damit verbundenen Ausbau, der den Frauen nun ermöglicht, den Gebeten von der Empore aus im selben Gebetsraum beizuwohnen wie die Männer, statt wie früher, von einem Nebenraum aus.
„Geschwätz ist von Nachteil“
"Übereinander zu reden, ohne den anderen zu kennen – der Tag machte deutlich, dass dies zwangsläufig an der Wirklichkeit vorbeiführen muss und nichts ist als: Geschwätz! Miteinander zu sprechen bedeutet hingegen, die Welt im gegenseitigen Vertrauen zu gestalten. Eigentlich wussten dies auch jene Monheimer bereits, die einst ihrer Gänseliesel, dem Monheimer Wahrzeichen, ein Lied widmeten, in dem es heißt: „Domet örr Schnaddergäns och wesst, dat Geschwätz von Nohdeel ess“ – „damit ihr Schnattergänse auch wisst, dass Geschwätz von Nachteil ist“.
Für Ursula Budde, der Sprecherin des Vorbereitungsteams, war es jedenfalls eine gelungene Veranstaltung. „Wir waren alle gespannt, wie dieses Angebot angenommen würde. Schließlich war es ein Experiment, für das es bisher keine Erfahrung gegeben hat“, so Budde wörtlich. Die Veranstalter, darunter auch Pfr. Burkhard Hoffmann von der katholischen und Pfr. Till-Karsten Hesse von der evangelischen Gemeinde, waren sich jedenfalls einig, dass die Idee, einen solchen Integrationstag zu veranstalten, ein weiterer Meilenstein für ein gelingendes Miteineinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft gewesen ist. „Nur wenn wir aufeinander zugehen, miteinander sprechen und uns gegenseitig zuhören, kann es gelingen, Vorurteile abzubauen und sich gegenseitig besser zu verstehen.“
Im Vorbereitungsteam zum „Tag der Integration“ arbeiteten auf Initiative des Pfarrgemeinderats der katholischen Kirchengemeinde St. Gereon und Dionysius Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche, des Fachdienstes Migration und Integration der Caritas sowie der DiTiB in Monheim zusammen, um das Zusammengehörigkeitsgefühl von Einheimischen und Bürgern mit Migrationshintergrund zu stärken.
Autor:Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein |
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