Der Papst wird in Hitdorf entführt
Etwas versteckt in einem Hinterhof an der Hitdorfer Straße 169 liegt das „Matchboxtheater“. Durch den Eingang der Kindertagesstätte „Rheinpiraten“ gelangt man in das kulturelle Kleinod mit seinen 57 Plätzen. Dort wird seit 14 Jahren professionell Theater gemacht. Aktuell läuft die Komödie „Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde“.
„Sam, was macht der Mann da in unserer Speisekammer?“ Sara Leibowitz (Anja Preuße) ist entsetzt, während ihr Mann Samuel (Stephan Schindler) ganz entspannt am Esstisch sitzt. Ein Fremder ist im Haus versteckt. Nicht irgendeiner, sondern der Papst persönlich. Von ihrem Mann, der auch schon mal die Ameisen im Garten mit Dynamit bekämpft, ist Sara ja einiges gewöhnt. Aber gleich das Oberhaupt der katholischen Kirche entführen? „Die Gelegenheit war günstig“, erklärt Samuel.
Papst Albert IV. (Helmut Kuhnhenn) wollte eigentlich nur unerkannt ein paar Stunden in einem Karmeliterkloster verbringen. Als er jedoch sein New Yorker Hotel durch einen Seiteneingang verlässt und ins Taxi von Samuel Leibowitz steigt, nutzt dieser die Gunst der Stunde und kidnappt kurzerhand den Papst. Statt im Kloster sitzt seine Heiligkeit nun in der Speisekammer der jüdischen Familie Leibowitz.
Auch die Kinder Irving (Sebastian Kanczok) und Miriam (Klara Fischer) reagieren erst einmal entsetzt ob des ungewöhnlichen „Hausgastes“. Doch Irving ist schnell mit einer Lösung dabei: „Wir verkaufen ihn an die Russen. Die können ihn dann mit 50 Prozent Gewinn weiterverkaufen.“ Doch Samuel geht es gar nicht um das Lösegeld. Er will sich nicht bereichern, sondern das schier Unmögliche: einen Friedenstag weltweit, 24 Stunden, in denen kein Mensch getötet werden darf. Der Papst ist voll auf seiner Seite: „Das ist eine Forderung, die ich von ganzem Herzen unterstützen kann.“
Und während die Familie Leibowitz darauf wartet, dass diese erfüllt wird, wird der Papst vom Gefangenen zum Gast, schließt Freundschaft mit seinen „Entführern“ („Nennen Sie mich einfach Angelo“), hilft bei der Küchenarbeit und genießt den Aufenthalt im Heim der durchgedrehten, aber sympathischen Familie Leibowitz.
Doch Rabbi Meyer (Thomas Mälzig), den Sara in der ersten Aufregung zu Hilfe gerufen hatte, sorgt für reichlich Wirbel und bringt eine Lawine ins rollen, an deren Ende Polizei und Armee das Haus der Leibowitz belagern. Auf der einen Seite stehen nun die Ordnungshüter und der konservative Kardinal O’Hara (Rolf Koch), die den Papst befreien wollen, auf der anderen Seite die Familie Leibowitz samt Papst und Rabbi, die für so manchen Knalleffekt sorgen.
Die Komödie von Joao Bethencourt wurde bereits 1972 als Hommage an Papst Johannes XXIII. geschrieben, der erst kürzlich heiliggesprochen wurde. An Aktualität hat das Stück jedoch nichts verloren. Nicht nur das Friedensthema ist nach wie vor allgegenwärtig. Es passt auch gut zum Erscheinungsbild des heutigen Papst Franziskus. „Es ist sehr spannend, dass dies so passt“, sagt Regisseur Dirk Volpert.
Insgesamt bietet die flotte Inszenierung einen unterhaltsamen und kurzweiligen Theaterabend. Das Publikum hat viel zu lachen. Stefan Schindler gefällt in der Rolle des Samuel. Helmut Kuhnhenn gibt einen würdigen, sehr menschlichen Papst mit Witz und Charme, dem der Schalk im Nacken sitzt. Das Ensemble überzeugt mit viel Spielfreude und Professionalität.
Zweieinhalb Monate wurde für das Stück geprobt. Die Premiere war bereits im April. Im Matchboxtheater stehen keine Laien auf der Bühne. „Viele haben Schauspiel gelernt, waren auf der Schauspielschule, machen es aber nicht Hauptberuflich“, so Dirk Volpert. 30 bis 35 Schauspieler gehören zum Ensemble. Ein bis zwei eigene Produktionen stehen pro Jahr an. Dazu gibt es Gastspiele und Schauspielkurse für Jugendliche.
Die erste Aufführung war im Jahr 2000 mit Terry Pratchetts „MacBest“. Es folgten Psychothriller, britische Komödien und viel Schwarzhumoriges. „Wir haben den Anspruch, qualitativ Hochwertiges auf die Bühne zu bringen“, so Volpert. Im nächsten Jahr feiert die kleine Bühne ihr 15-jähriges Bestehen. Die Vorplanungen für das nächste Stück laufen schon. Diesmal geht es Richtung Krimi – mehr wird noch nicht verraten.
Aufführungen: Gespielt wird am 16. Mai und 13. Juni um 20 Uhr sowie am 15. und 22. Juni um 18 Uhr. Weitere Vorstellungen sind für den Herbst geplant.
Hoffest: Ein Hoffest mit Theatertrödel findet am Sonntag, 18. Mai, ab 14 Uhr an der Hitdorfer Straße 169 statt. Infos unter www.villa-zündfunke.de.
Dokumentarfilm: Erzählte Geschichten aus Hitdorf am Rhein, 17. und 18. Mai, 16 Uhr.
Jugendschauspielkurs: Der Jugendschauspielkurs zeigt „Irres Diamantenroulette" am 24. und 25. Mai jeweils um 18 Uhr.
Infos und Karten: Infos unter Telefon 02173/949100, www.matchboxtheater.deKartenvorverkauf: Reisebüro Veramar, Hitdorfer Straße 154, Marke Monheim, Rathausplatz 20.
Autor:Sabine Polster aus Monheim am Rhein |
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