Retter brauchen Hilfe

Alle zwei Wochen findet eine Übung statt. | Foto: Friedhelm Heinze
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Nicht nur wenn’s brennt ist die Hilfe der Feuerwehr gefragt. Auch wenn Unfallopfer befreit, Tiere gerettet oder Wohnungstüren geöffnet werden müssen sind die größtenteils ehrenamtlichen Helfer zur Stelle. Die Retter plagen allerdings Nachwuchssorgen.

„Das Interesse hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen“, so Oberbrandmeister und Pressesprecher René Bonn von der Feuerwehr Kamp-Lintfort. Ein Grund dafür, so vermutet er, sei der gesellschaftliche Wandel. „Das Interesse an ehrenamtlicher Arbeit ist allgemein nicht mehr so groß wie es noch vor einigen Jahren war. Jugendliche zum Beispiel haben heutzutage deutlich andere Interessen.“ Bei den Erwachsenen sei das Problem, dass viele außerhalb von Kamp-Lintfort arbeiten und mit den dadurch verbundenen Pendlerzeiten lange Abwesenheitszeiten von Freunden und Familie entstehen. „Verständlicherweise möchte man, wenn man dann zu Hause ist, lieber seine Freizeit mit der Familie verbringen.“ Aber auch die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes durch Fehlzeiten spielt laut René Bonn eine Rolle. Zwar gibt es gesetzliche Regelungen, nach denen einem Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr keine Nachteile durch seine Tätigkeit bei der Feuerwehr entstehen dürfen – inklusive Lohnfortzahlung im Einsatzfall – doch nicht alle Arbeitgeber unterstützen das Engagement ihrer Mitarbeiter. „In Kamp-Lintfort ist diese Angst unbegründet, da wir das Glück haben, dass viele Arbeitgeber der ehrenamtlichen Tätigkeit bei der Feuerwehr sehr positiv gegenüber. Allerdings gibt es innerbetrieblich vielfach Arbeitsprozesse, die nicht mal eben unterbrochen werden können. Diese Kollegen stehen uns dann im Einsatz nicht zur Verfügung. Darum sind wir natürlich über jedes neue Mitglied froh.“
125 ehrenamtliche und neun hauptamtliche Feuerwehrleute, nur vier davon sind Frauen, sorgen in Kamp, Hoerstgen, Saalhoff und Lintfort in insgesamt sechs Löschzügen für einen flächendeckenden Schutz. Wer ebenfalls zur Feuerwehr möchte, muss einige wenige Voraussetzungen erfüllen: Volljährigkeit ist eine davon, davor werden Jugendliche in der Jugendfeuerwehr auf richtige Einsätze vorbereitet. In einer Tauglichkeitsprüfung müssen Interessenten zeigen, dass sie gesundheitlich geeignet sind.
„Zunächst muss man eine Grundausbildung von etwa 250 Unterrichtsstunden absolvieren“, erklärt René Bonn. Dort lernen die Anwärter beispielsweise, wie der Sprechfunk funktioniert und wie sie richtig mit den Atemschutzgeräten umgehen. „Danach wird man einem wohnortnahen Löschzug zugeteilt, damit man im Ernstfall schnell einsatzbereit ist.“
Spektakuläre Einsätze sind allerdings selten. „Im letzten Jahr hatten wir 306 Einsätze, davon nur 82 Brände“ fasst Bonn zusammen. Im Gedächtnis geblieben sind den Kamp-Lintforter Feuerwehrleuten vor allem die Evakuierung des St. Bernhard Krankenhauses, ein in Saalhoff abgestürztes Segelflugzeug und ein drei Tage andauernder Bauernhofbrand in Hoerstgen. Viel öfter aber leistet die Feuerwehr technische Hilfeleistung, zum Beispiel bei Verkehrsunfällen oder verschlossenen Wohnungstüren. „Wir machen eigentlich alles, was man sich vorstellen kann.“ Auch Fehlalarme gehören zum Alltag. Zur Zeit scheinen vor allem die Brandmelder im letzten weißen Riesen sehr attraktiv zu sein, weiß Bonn inzwischen aus leidvoller Erfahrung.
Im Gegensatz zu den hauptamtlichen Feuerwehrleuten verbringen die Freiwilligen ihren Tag nicht auf der Wache, sondern an ihrem regulären Arbeitsplatz. Sie werden nur im Einsatzfall per Funk alarmiert. Zusätzlich stehen alle zwei Wochen eine zweistündige Übung, regelmäßige Fortbildungen und Brandsicherheitswachen bei Veranstaltungen an
Der nächste große Einsatz ist auch schon in Sicht: Ende des Jahres soll die neue und größere Feuerwache auf der Eyller Straße fertig gestellt sein. Dann heißt es zunächst Kisten schleppen statt Schläuche ausrollen.
Wer Interesse daran hat, die Mannschaft der freiwilligen Feuerwehr zukünftig – und zwar nicht nur beim Umzug - zu unterstützen, kann unter der Telefonnummer 02842/97400 weitere Informationen einholen.

Autor:

Wochen Magazin Kamp-Lintfort aus Kamp-Lintfort

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