Ich bin eine. Und Sie?
Ich bin eine. Eine Organspenderin. Einfach so. Ein kleiner Ausweis in meiner Tasche kann unter Umständen, wenn mein eigenes Leben nicht mehr zu retten ist, ein anderes erhalten.
Bestimmte Organe kann man ausschließen
Das Ausfüllen geht leicht. Unter www.organspendeausweis.org kann ich das kleine, gelb-orange Kärtchen gleich selber ausdrucken. Ich trage meinen Namen ein, meine Adresse, mein Geburtsdatum, und auf der Rückseite kreuze ich an, ob ich gestatte, dass nach der ärztlichen Feststellung meines Todes meinem Körper Organe und Gewebe entnommen werden darf oder nicht. Wer möchte, kann generell zustimmen, aber die Entnahme bestimmter Organe verbieten.
Unwissenheit
Rund 75 Prozent der Bürger zwischen 14 und 75 Jahren wären laut einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu einer Organspende bereit - aber nur ein Viertel davon besitzt einen Organspenderausweis. Schuld ist sicher die Unwissenheit, denn wenn ich nicht weiß, was mit meinem Körper genau passiert, stimme ich doch lieber einfach erst einmal nicht zu.
"Wie wäre es, einen Lieben zu verlieren?"
Natürlich habe auch ich mir viele Gedanken vorher gemacht: Würden mich organgierige Ärzte im Zweifelsfalle einfach sterben lassen, nur um an meine Niere oder mein Herz zu kommen? Was wäre das für ein Anblick für meine Hinterbliebenen, wenn mir alles entnommen würde, was irgendwie brauchbar ist – auch Teile der Haut? Antworten habe ich unter anderem unter www.organspende-info.de gefunden, aber auch beim Hineinhorchen in mich selber. Wer glaubt wirklich, dass ein Arzt im Zweifelsfalle eine Person sterben lassen würde, um ihr ein Organ zu entnehmen? Natürlich ist die Vorstellung davon, eventuell regelrecht ausgeweidet zu werden, nicht gerade angenehm, aber mal ehrlich: Was kümmert’s mich, wenn ich tot bin? Aus Rücksicht auf diejenigen, die mich eventuell noch einmal anschauen möchten, habe ich die Entnahme von Gewebe im Gesicht und an den Augen verneint. Vielleicht wäre es dann auch für sie ein schönes Gefühl, dass ich zwar nicht mehr bin, aber dank mir andere Töchter, Schwestern, Nichten, Freundinnen... weiterleben dürfen. Immer, wenn dann doch mal Zweifel am Ausweis aufkommen, stelle ich mir jedenfalls vor, wie das Gefühl wäre, eine(n) Liebe(n) durch ein fehlendes Organ zu verlieren.
Zur Zeit wird die Widerspruchsregelung für Deutschland diskutiert, so wie sie zum Beispiel in Spanien gilt. Das würde bedeuten, dass jede Person automatisch Organspender(in) ist, solange sie nicht widerspricht. Was halten Sie von der Idee? Wäre das ein zu massiver Eingriff ins Persönlichkeitsrecht, oder wäre es eine gutegute Lösung, um viele Menschenleben zu retten? Und: Sind Sie schon Organspender(in)?
Autor:Wochen Magazin Kamp-Lintfort aus Kamp-Lintfort |
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