Erinnerung an Weihnachten 1945

2Bilder

Meine ersten Erinnerungen an ein Weihnachtsfest gehen auf das Jahr 1945 zurück. Geboren wurde ich im Jahr 1941 in Königsberg. Bis Januar 1945 lebte ich mit meiner Mutter( Vater war schon im Krieg) in Masuren, Ostpreußen. Im Januar 1945 rückte das Russische - Militär immer näher. Die einzige Rettung war die Flucht. Es gab zwei Möglichkeiten, zu Fuß oder per Schiff. Mutter hatte Angst und wollte nicht auf die Wilhelm Gustloff. ( Diese ist dann auch tatsächlich gesunken.)Wir machten uns zu Fuß auf den Weg. Der Winter 1945 war besonders kalt.Nach einigen Wochen sind wir dann in Kalkriese (Osnabrück) angekommen.Wir fanden Unterkunft bei einem Bauern, der uns gut versorgte.Lange konnten wir als Flüchtlinge nicht bleiben. Mutter erinnerte ich an die Abmachung die sie mit Vater getroffen hatte. Wer den Krieg überlebt, meldet sich bei Vaters Bruder ( der sich schon vor dem Krieg als Bergmann in Bochum niedergelassen hatte). Wieder schafften wir es bis Bochum ,in die Königsallee. Mutter forschte sofort beim Roten Kreuz nach wo Vater sein könnte?Es dauerte nicht lange, auch Vater hatte den weiten Weg aus Sibierien geschafft.Alsbald
bekamen wir eine Wohnung zugewiesen. Das Haus war in der Saarlandstraße gleich neben dem Bergmannsheil. Von Bomben war diese Gegend nicht verschont geblieben,somit musste einige Aufbauarbeit geleistet werden. Um eine Bleibe zu haben,zogen wir drei erst mal in einen Kellerraum dieses Hauses.Wir besaßen nichts. Im Überleben geübt durchsuchte Vater die Trümmer des Bermannsheil. Zwei Krankenbetten,Decken,Teller und Besteck waren begehrte Fundstücke.Der Kellerraum besaß ein kleines Fenster durch das bei Tag ein mäßiges Licht viel. Am Abend dagegen war es Stock dunkel. Aber auch dafür gab es Abhilfe. Es gab Bückling zum Mittagessen. Die Haut des Fisches wurde fein gesäubert und als Orientierungshilfe an die Wand geheftet. Klappte prima.Dann kam der Heilige Abend. An Kirche oder Festmahl war nicht zu denken.Aber ein Geschenk bekam ich trotzdem.Vater hatte irgendwo Sperrholz aufgetrieben und mir einen Storch daraus gebastelt.Warum einen Storch fragte ich mich später immer wieder?Ich glaube es war das Heimweh nach seiner ostpreußischen Heimat.

Heute ist für mich ein Weihnachtsfest schön, wenn die ganze Familie gesund und friedlich bei einem festlichen Essen beisammen sitzt.

Autor:

Roswitha Dudek aus Kamp-Lintfort

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

4 folgen diesem Profil

21 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.