„Datt is unser“ – Ein Leben auf dem Campingplatz

Kioskbesitzer Ulrich Hahn (links) versorgt die Campingplatzbewohner.

Bei den eisigen Temperaturen im Winter liegt den meisten Menschen nichts ferner als Urlaub auf dem Campingplatz. Ulrich Hahn und Günter Meier hingegen wollen sich ein Leben woanders gar nicht mehr vorstellen.

Felder, Pferde, Bäume. Wer im Kamp-Lintforter Ortsteil Altfeld lebt, lebt auf dem Land. Ein unscheinbares Schild führt die Besucher von der Altfelder Straße nach rechts und schon steht man vor der Schranke zum Besucherparkplatz – einer Schranke zum Mikrokosmos „Campingplatz“.
Zelte findet man hier, zumindest im Moment, nicht. Wohnwagen schon eher, aber die sind im Winter verlassen. Wer sich im Winter durch den eisigen Wind kämpft, wohnt in einem der zahlreichen Holz- oder Steinhäuser. Gartenzwerge, niedliche Tontierchen, ein Hirschgeweih und ein Springbrunnen begrüßen die Besucher aus dem ersten Garten. Von der Nachbarparzelle ragt ein Schiffmast in den Himmel, andere Grundstücke wirken eher schlicht. Bunte Vielfalt auf dem streng angeordneten Parzellenplan.
Rund 650 Parzellen gibt es auf dem 1975 gegründeten Campingplatz Altfeld. Etwa 150 Menschen haben ihren festen Wohnsitz auf dem 230 Hektar großen Areal. Viele machen hier erst Urlaub und bleiben später für immer.
Teil dieser vielfältigen Gemeinschaft ist Ulrich Hahn. Seit fünf Jahren lebt der Besitzer des Campingplatz-Kiosk dort nun in einem kleinen Häuschen. Der Aussteiger besaß ursprünglich ein Lottogeschäft, das er verkaufte, um nach Portugal auszuwandern. Seine Sachen lagerte er in Altfeld zwischen, bevor er sich schließlich dort niederließ. „Ganz ohne Arbeit ging‘s dann doch nicht“, gibt er schmunzelnd zu. Heute verkauft er alles, was die Dauercamper glücklich macht: Würstchen und Bier, Brötchen, Dosensuppen, Spülmittel, Katzenfutter und, und, und.
Wie er leben nicht nur Rentner fest auf dem Platz: „Manche fahren ganz normal morgens zur Arbeit und kommen dann abends wieder.“ Ein Anreiz, so Hahn, seien sicher die Preise. Keine 200 Euro zahlt er für 55 Quadratmeter.
Die besondere Lebensweise schweißt zusammen. „Es gibt hier schon ein Zusammengehörigkeitsgefühl“, findet Ulrich Hahn, dessen Kiosk oft Treffpunkt der festen Bewohner ist. Im Sommer feiern alle das Sommerfest, im Herbst gibt‘s für die Kinder einen Martinszug. Sogar eine eigene Angelinitiative hat sich um den kleinen Fischteich gegründet.
Einer der rund zehn Angler ist Günter Meier, der seit sieben Jahren zwar nicht in Altfeld, aber im benachbarten Campingpark Eldorado lebt. Auf den Geschmack des „Dauerurlaubs“ kam der Rentner durch einen dort ansässigen Kollegen, der ihm von seinem Zuhause erzählte. „Ich hab mein Haus stabil und winterfest ausgebaut und so haben wir uns nachher gesagt ‚weißte watt, wieso ziehen wir hier nicht ganz hin?“
Dabei hätten viele Menschen falsche Vorstellungen vom Leben auf dem Campingplatz, so Ulrich Hahn. Günter Meier pflichtet ihm bei: „Viele denken, wir wohnen hier im Zelt und jeder kriegt alles mit. Aber ich hab eine Hecke um mein Grundstück, da guckt keiner.“ Und dann sagt er stolz, was sicher viele hier denken: „Datt is unser.“

Autor:

Wochen Magazin Kamp-Lintfort aus Kamp-Lintfort

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