100 Tage Landtagsabgeordneter - René Schneider's erste Schritte
Ein neuer Lebensabschnitt startete für so manchen Politiker in diesem Frühjahr, Auflösung des Landtages, da der Haushalt formell nicht mehr verabschiedet werden konnte, 60 Tage bis zur Neuwahl an Muttertag im Mai, Nominierungsmarathon der Kandidaten, 45 Tage intensiver Wahlkampf, 13. Mai der Wahlabend, spannendes Bibbern beim Auszählen der Wahlkreise bis 20.43 Uhr … dann stand auch für den 36-jährigen René Schneider, SPD, aus Kamp-Lintfort beim Jubeln seiner Parteifreunde mit "So sehen Sieger aus!" fest, dass er von seinem bisherigen Broterwerb als Leiter Marketing/Kommunikation bei den Stadtwerken in den Landtag NRW wechselt.
Anfang des Jahres hätte René Schneider noch jedem, der dieses vorausgesagt hätte, mild mit seinem smarten Lächeln verhöhnt, zur Zeit der Landtagsauflösung saß er beim Mittagessen, als ihn ein Anruf seines stellvertretenden Ortsverbandsvorsitzenden aktuell informierte. Schneider freute sich auf den Wahlkampf, nichtwissend, dass der bisherige Mandatsträger Wolfgang Roth aus persönlichen Gründen ihn als Nachfolger vorschlagen werde. Intensive Beratungen mit seiner Gattin über eine Kandidatur fanden im Familienrat statt, besonders unter Berücksichtigung des Wohles der beiden 5 ½ und 1 ½ jährigen Söhne. Wie im Traum setzte sich René Schneider dann bei der Wahlkreis-Nominierung schon im ersten Wahlgang mit knapp über 50 Prozent gegen 2 Mitbewerber durch. Ein turbulenter Zeitabschnitt mit vielen Ortsterminen im „Kurzzeit-Intensiv-Wahlkampf“ folgte, passend zum Wunschlied von René Schneider -„The passenger“ (Der Reisende)- wurde am Wahlabend ein Resümee für die ersten 100 Tage im Landtag vereinbart.
Ende August bei hoch-sommerlichen Temperaturen sitzt der Mann mit dem smarten Lächeln und geröteten Wangen im Bau-Container der Baustelle der Hochschule Rhein-Waal wie verabredet gegenüber, René Schneider ist jetzt Vollzeitpolitiker mit unverlässlichen Arbeitszeiten. Die ersten 100 Tage sind um, er reist wie bei seinem Wunschlied zwischen der Landeshauptstadt, seinem niederrheinischen Wahlkreis und seinem Wohnort Kamp-Lintfort hin und her. Sein Ältester ist mit dem neuen Job vom Papa einverstanden, er besuchte ihn im Landtag, in der Kantine gab es sein Lieblingsessen ‚Pommes mit Schnitzel‘. Stolz erzählte er im Kindergarten. „dass sein Papa gewählt worden ist.“ Aber in den ersten 100 Tagen gab es auch noch weitere Anekdoten:
Und wie waren die ersten Tage?
René Schneider:Der Kampf um ein Büro
Sehr viel mehr Abgeordnete als in der 15. Wahlperiode und zwei Fraktionen (Linke/Piraten), die sich den Staffelstab übergeben: Eine Menge Arbeit also für die Landtagsverwaltung, die alle Abgeordneten in einem eigenen Büro unterbringen muss. Für alle Neulinge hieß das zunächst einmal, dass sie mit mehreren Kollegen in eines der rund 16 Quadratmeter großen Büros ziehen mussten. Wenn sie Glück hatten, denn auch dafür war nicht immer genug freier Platz. An Arbeit war in dieser Atmosphäre kaum zu denken. Ich habe deshalb zusammen mit meinem Mitarbeiter, der auch schon meinen Vorgänger Wolfgang Roth unterstützt hat, dessen altes Büro besetzt gehalten. Warum auch erst hier ausziehen, um dann mit dem gleichen Aktenberg und nach mehreren Wochen zwei Türen weiter wieder einzuziehen? Hat geklappt und so konnte ich von Beginn an ordentlich arbeiten.
Was geschah bei Ihrer ersten Landtagssitzung?
René Schneider:Zeitschriften im Plenarsaal
Bei der ersten Sitzung des Parlaments standen unter anderem die Wahlen zum Landtagspräsidium an. Fünf Mal eine namentliche Abstimmung heißt, dass fünf Mal 237 Abgeordnete aufgerufen werden, damit sie zur Wahlkabine gehen und ihre Stimme abgeben können. Ein langwieriger Prozess, bei dem man die meiste Zeit nur Zuschauer ist und dem Protokollanten zuhört, der mit monotoner Stimme immer wieder alle 237 Namen vorliest. Diese Zeit wollte ich gerne mit einem Blick in eine Zeitschrift überbrücken. Doch bevor ich ein Heft aufschlagen konnte, hörte ich hinter mir ein wildes Klick-Geräusch. Die Fotografen auf der Tribüne über mir machten Fotos vom weiten Rund. Besser, das Heft bleibt da in der Tasche, denn der Betrachter des Bildes, auf dem ich während einer Plenarsitzung Zeitschriften lese, weiß ja nicht, dass gerade nicht diskutiert und argumentiert wird. Im doppelten Wortsinne „ein schlechtes Bild in der Öffentlichkeit“, das ich da abgeben würde. Erkenntnis: Im Plenarsaal sitze ich jederzeit auf dem Präsentierteller.
Ihre erste Veranstaltung als Landtagsabgeordneter war …
René Schneider:... der Klompenball
Meine erste öffentliche Veranstaltung als Landtagsabgeordneter habe ich in Vluyn absolviert, beim traditionellen Klompenball. Dafür habe ich mir extra ein paar Holzschuhe organisiert. Auch wenn das klassische „Einlaufen“ hier nicht viel bringt, sind die recht klobigen Schuhe erstaunlich bequem. Nur dicke Socken muss man eben anziehen. Und so habe ich auch keine kalten Füße bekommen, als wir fast zwei Stunden im strömenden Regen auf das Klompenkönigspaar gewartet haben. Der anschließende Klompenball im Festzelt und die spannende Ernennung des neuen Klompenpaares waren schon eine echte Erfahrung.
Wie werden Sie nun in ihrem Umfeld wahrgenommen?
René Schneider:Der Pizzabote
Nach einem langen Arbeitstag im Garten war es schon früher bei uns zu Hause Tradition, am Abend nicht mehr groß zu kochen, sondern auch mal eine Pizza kommen zu lassen. Als es diesmal an der Tür klingelte, ging ich wie gewohnt und etwas zerrissen mit Wohlfühlklamotten an die Tür. Ein verdutzter jugendlicher Pizzataxifahrer begrüßte mich und fragte: „Sind Sie nicht...?“ Die Enttäuschung in seinem Gesicht konnte ich ihm ansehen. Naja, so sehe ich nun mal aus in meiner Freizeit. Dennoch achte ich jetzt vermehrt drauf, wie ich vor die Türe gehe. Die Sonntagmorgenbrötchen kann ich jetzt nämlich auch nicht mehr im Schlabberlook kaufen gehen...
Hatten Sie schon Besucher aus Ihrem Wahlkreis im Landtag?
René Schneider:Die erste Besuchergruppe
Wolfgang Roth hat schon zu Beginn des Jahres eine Seniorengruppe aus Rheinberg-Borth nach Düsseldorf eingeladen. Für mich keine Frage, dass ich diese Einladung auch nach der Wahl am 13. Mai aufrechterhalte. Statt Wolfgang Roth stehe ich nun vor den Senioren. Ich beantworte zum Beispiel die Frage, warum vieles im Landtagsgebäude rund ist: die Sitzungssäle, die Tische, die Aufzüge. Ich kann nur mutmaßen und sage, dass damit alle am Tisch gleichberechtigt nebeneinander säßen. Außerdem ist der Kopf ja ebenfalls rund, damit die Gedanken auch schon einmal die Richtung wechseln können. Gelächter.
Wer wird in diesem Jahr noch von Ihnen nach Düsseldorf eingeladen?
René Schneider:Der Bürgerreporter-Stammtisch „Wochen-Magazin“ vom Lokalkompass
Schon im Wahlkampf habe ich vielen Menschen versprechen müssen, dass sie mich im Falle meiner Wahl in Düsseldorf besuchen können. Ich freue mich sehr darauf, all die Frauen und Männer im Landtag wiederzutreffen, mit Ihnen zu diskutieren und ihnen meinen neuen Arbeitsplatz zeigen zu dürfen. Zu meinen Gästen gehören demnächst übrigens auch die Bürgerreporter vom Lokalkompass. Ich freue mich, dass sie meine Einladung angenommen haben und bin jetzt schon gespannt auf ihre kritischen Fragen!
Herzlichen Dank für die nette Einladung, wir freuen uns auf einen interessanten und erkenntnisreichen Tag, Herr Schneider.
Mehr über René Schneider:
(1) Direktkandidaten/-Innen im Wahlkreis 57 Wesel II (Alpen, Kamp-Lintfort, Rheinberg, Sonsbeck, Vluyn, Xanten): René Schneider - SPD
http://www.lokalkompass.de/xanten/politik/1-direktkandidaten-innen-im-wahlkreis-57-wesel-ii-alpen-kamp-lintfort-rheinberg-sonsbeck-vluyn-xanten-rene-schneider-spd-d162585.html
NRW Wahl-Ticker (2): Wesel II - 20.43 Uhr vor WDR-Team: "So sehen Sieger aus!" - Runde von René Schneider auf den Sieg
http://www.lokalkompass.de/kamp-lintfort/politik/nrw-wahl-ticker-2-wesel-ii-2043-uhr-vor-wdr-team-so-sehen-sieger-aus-runde-von-rene-schneider-auf-den-sieg-d166513.html
Sommertour 2012: MdL Schneider besucht Baustelle der Hochschule Rhein-Waal
http://www.lokalkompass.de/kamp-lintfort/politik/sommertour-2012-mdl-schneider-besucht-baustelle-der-hochschule-rhein-waal-d201745.html
Autor:Christian Voigt aus Moers |
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