Gymnasiasten erstellen Kiezdeutsch-Reiseführer – Ausstellung in der Mediathek
„Lass ma Kloster Kamp gehn“
Schon mal was von Kiezdeutsch gehört? Locker und cool klingende Sätze wie „Was geht, Alter?“ oder „Ischwör, das ist nicht mein Dings so!“ sind besonders bei Jugendlichen beliebt und häufig zu hören. Dabei ist das Kiezdeutsch gar kein falsches Deutsch, sondern eine Szenesprache in „urbanen Wohngebieten mit hohem Migrantenanteil“.
Die Schüler der Klasse 8a vom Georg-Forster-Gymnasium nahmen das Kiezdeutsch als produktives Untersuchungsobjekt nun mal genauer unter die Lupe. Und mehr noch! Die 28 fleißigen Teenager stellten gemeinsam mit ihrem stellvertretenden Klassenlehrer und Deutschlehrer Matthias Brandes ein mega-cooles Projekt auf die Beine: den Kamp-Lintforter Reiseführer „Lass ma Kloster Kamp gehn“, der ab sofort in einer Ausstellung in der Mediathek gezeigt wird.
13 Doppelseiten sind so in rund zweimonatiger Arbeit im Deutschunterricht entstanden. Aufgeteilt in mehrere Gruppen arbeiteten die Jugendlichen die Texte zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten in der Hochschulstadt aus. Das Kloster Kamp, das Schloss Dieprahm, der Laga-Zechenpark und der Eyller Berg werden im Reiseführer der besonderen Art ebenso näher beschrieben, wie auch der Terrassengarten des Klosters. Und das klingt zum Beispiel so und erinnert dabei an einen Rap-Song: „Die Gärten sind barock Stil und so. Ischwör 1980 ist so errichtet und 1991 so dings fertig. Digga 4 Gärten alter is übel Barock und so, so'n Altergarten kennt ihr den so für Alte Menschen denk isch ma.“
Szeneslang als "Untersuchungsobjekt"
Matthias Brandes zeigt sich erfreut: „Das war für den Unterricht mal etwas ganz anderes. Die Schüler waren eifrig bei der Sache. So konnte ihnen auch mal gezeigt werden: Das, was du sprichst, ist nicht falsch. Eine gewisse Wertschätzung „ihrer“ Sprache stand unter anderem im Vordergrund.“ Kiezdeutsch würde zudem eher von Jungen bevorzugt als vom weiblichen Geschlecht. Es entstand aus Teilen der türkischen, arabischen, polnischen und russischen Sprache in Verbindung mit Deutsch. Der Szeneslang als „Untersuchungsobjekt“ könne, so Brandes, auch insbesondere mit gemischten Gruppen von Schülern deutscher und nicht-deutscher Herkunft interessant sein. „Der Lerneffekt dabei ist enorm. Und ganz bezeichnend: Die Schüler sprechen nur untereinander Kiezdeutsch. Blitzschnell können sie ins Hochdeutsche umswitchen, wenn sie mit anderen Personen reden und differenzieren“, erklärt Brandes weiter.
Die 15-jährige Laetitia hält das eigene Produkt stolz in ihren Händen: „Wir möchten damit vor allem Jugendliche ansprechen, die diese Orte noch nicht kennen und sie motivieren, dort mal hinzufahren.“ Amar, 13, lächelt: „Es ist ein Reiseführer mit viel Humor, mal was anderes.“
Die Ausstellung ist ab sofort bis zum 29. März während der Öffnungszeiten der gesamten Mediathek montags, dienstags, donnerstags und freitags von 14.30 bis 18 Uhr und dienstags, donnerstags und samstags von 10 bis 13 Uhr zu sehen. Der Kiezdeutsch-Reiseführer liegt in nur sehr kleiner Auflage von zehn Exemplaren aus und darf auch nur vor Ort gelesen und nicht mitgenommen werden. „Leider fehlen uns die finanziellen Mittel, um eine größere Stückzahl drucken zu lassen. Über eine Unterstützung würden wir uns natürlich freuen“, so Brandes.
Aus dem Bestand des Heimatzimmers werden die Sehenswürdigkeiten zusätzlich in Hochdeutsch und aus historischer Sicht erklärt.
Autor:Nadine Scholtheis aus Moers |
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