Ich glaub, ich hab ‘nen Stich

Ich weiß nicht, wie alt ich gewesen sein muss, ich schätze so 13 oder 14 Jahre, jedenfalls war ich der gepflegten Konversation schon mächtig, als sich Folgendes begab.

Eine gediegene Kaffeetafel, Meissner Porzellan und eine fingerabspreizende Tante, die gerade ihre Kaffeetasse zum Mund führt. In dieser ehrfurchtsvollen Stille dröhnt auf einmal voller Inbrunst: „Ich hasse Torte.“ Das Prozedere, was dem zuvor gegangen war: „Probier doch mal die Sachertorte, aber der gedeckte Apfel ist auch ganz köstlich. Schätzchen, Bienenstich mag doch wirklich jeder.“ Nein, beste Tante, Sahnematsche mit Mandelüberzug mag noch lange nicht jeder und überhaupt: Ich bin nicht jeder.

Sie fragen mich, wie ich darauf komme? Völlig unähnliche Situation: Ich bewege mich in einem Äquilibrium des Müßigganges, oder um es mit Kant zu sagen, in einem interesselosen Wohlgefallen. Eben in dieser Situation fällt einer der von mir auf Grund von denkwürdigen Nachrichten à la „Rettet den Hummelgürtel“ geschützten Bienen nichts Besseres ein, als mich wirrlos, sinnlos in den Rücken zu stechen. Was ein Kamikazeflieger, dachte ich bis dato, dass Bienen und Wespen und ähnliche Selbstmordattentäter erst im Falle des Angriffs „töten“. Falsch gedacht. Liebevoll wird mir danach eine halbe Zwiebel auf den Rücken gepresst. Und das nicht ohne Spott: „Du hast ‘ne Zwiebel auf‘m Rücken, du bist ein Döner...“ Frechheit! Aber wer den Schaden hat... Einzig tröstlich war nur, dass man mir auf diesen Bienenstich nicht noch einen Schlag Sahne gesprüht hat. Doch wo kommt die borussengleiche Armee von Bienen und Wespen her?

In der letzten Woche musste der erste Marktstand mit Backwaren schließen. Grund dafür: Zu viele Wespen wollten das süße Backwerk probieren, aber nicht bezahlen. Die Gefahr für die Mitarbeiter war einfach zu groß. Wollte man hier einen Bienenstich kaufen, konnte man nicht sicher sein, einen ganz anderen zu bekommen, und das sogar ohne dafür zu zahlen. Da kann ich nur sagen: „Die haben doch ‘nen Stich.“