Integration statt Assimilation - Unsere Persönlichkeit: Ein Universum
Was verstehen wir unter Integration und wie wichtig ist Integration heute noch? Wo liegt die Grenze zur Assimilation und was können wir für den interkulturellen Austausch tun?
Fragen, die seit Jahrzehnten Stadt und Regierung, Kulturbeauftragte und letztlich jeden einzelnen von uns betreffen. Auch der Moerser Integrationsverein „Bunter Tisch“ kümmert sich in dieser Angelegenheit seit mehr als 21 Jahren um ein interkulturelles Verständnis und selbigen Austausch. Dass der „Bunte Tisch“ schon mit diversen Auszeichnungen, wie dem Robert Jungk Preis oder dem Bürger für Bürger Preis gewürdigt wurde, stellt Amar Azzoug, Vorsitzender des Vereins, bescheiden an die Seite. „Uns ist es wichtig, Menschen zueinander zubringen, sie in einen Dialog zuführen, der erklärend und nicht stigmatisierend ist. Zu uns kann jeder kommen, der Interesse hat.“ Und das bestätigen auch die Zahlen. „Von neun bis 99 Jahren sind Menschen aus 19 Nationen bei uns aktiv, kommen zu Themenabenden oder bringen sich selbst als Referent ein.“
Das große Interesse kommt aber nicht von ungefähr. Jedes Jahr steht unter einem anderen Themenschwerpunkt. Das Jahr 2013 stand unter der großen Überschrift „Weltanschauung und Religionen“, ein Thema, das in seiner Gänze nur schwer zu fassen ist, das das Bedürfnis und den Anspruch auf Ganzheitlichkeit den Organisatoren nahelegte, dieses Thema auf das Jahr 2014 auszudehnen. Das letzte Projekt mit dem Titel „Muslim 3.0“, das sich inhaltlich um die abrahamitischen Religionen drehte, richtete sich vornehmlich an junge muslimische Bürger. Hier wurde in Gesprächskreisen, kreativen Workshops und Musikimprovisationen das Thema angegangen. „Mit großartigen Ergebnissen“, sagt Hayat Ketfi, die das Projekt leitete. „Natürlich wurde auch über aktuelle Thematiken wie den wachsenden Salafismus und die Radikalisierung diskutiert. Aber auch grundsätzliche Überlegungen zu Selbstbild und Fremdbild waren wichtige Bausteine unserer Überlegung.“
Umso wichtiger, sich nun in dieser Hinsicht einem noch weiteren Publikum zu öffnen. Mit dem nun startenden Projekt „Anders als du glaubst“ wird kein neuer Anfang gesetzt, „wir machen weiter“, betont Ketfi, „nur dass nun das Zielpublikum was Nationalitäten, Alter und Glaube angeht völlig heterogen ist.“ Worum es bei dem Projekt geht? Um Identität. Der Begriff umfasst ein ganzes Universum - für jeden einzelnen. „Die Facetten und Kriterien, die unsere Identität ausmachen, die die große Frage nach dem ,Wer bin ich?‘ beantwortet, ist so vielschichtig wie komplex. Natürlich spielen religiöse Thematiken mit hinein, aber auch politische Dispositionen, gesellschaftliche Veränderungen und die Weltanschauung per se machen das Kunstwerk von Individualität aus.“ Genau wie bei „Muslim 3.0“ soll hier kreativ geworden werden. Vielleicht gibt es sogar eine Kooperation mit dem Moerser Schlosstheater und die ein oder andere Zusammenarbeit mit den Schulen. „Unser Netzwerk mit den Jugendzentren der Stadt Moers ist unglaublich strukturiert und gut, nur die Arbeit mit den Schulen könnte man noch reiflich verbessern, zumal wir Themen besprechen, die für alle jungen Menschen wichtig und spannend sind. Es ist mitunter enttäuschend, wenn man im Nachhinein hört, dass das ja auch was für die Schule gewesen wäre, und keiner auf einen zutritt oder Interesse zeigt“, so Azzoug. Weiteres Ziel des Vorhabens ist es, eine langfristige Jugendstruktur mit Jugendzentrum und Anlaufstelle im Stadteil Josefsviertel/Matteck zu etablieren.
Startschuss für das Projekt „Anders als du glaubst“ gibt das Theaterstück mit selbem Titel am 7. März um 20 Uhr im Bollwerk 107. Es ist ein Stück über Juden, Christen, Muslime und die fiktive Situation, dass ein jeder sich von ihnen nach einem tödlichen Anschlag im postmortalen Niemandsland wiederfindet. Zwischen Himmel und Hölle streiten sie miteinander, bis sie die gemeinsame Aufgabe begreifen. Und so führt sie die Reise zu den menschgemachten Orten der Hölle.
Wer nun Interesse gefasst hat, sich dieser Themenreise anzuschließen, mit anderen Menschen in Kontakt treten und diskutieren möchte, gemeinsam Kreativität, Spaß und ein integratives Miteinander zu erleben, ist herzlich dazu eingeladen. Weiter Informationen gibt es beim „Bunten Tisch“, Kornstraße 3, Tel. 02841/8853873 oder unter www.bunter-tisch.de.
Autor:Regina Katharina Schmitz aus Dinslaken |
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