Retrospectare
Ein Prior, ein Messdiener, und das Schirrhof Quintett

Der Abt und der Prior, Pater Georg bei seiner Eröffnungsrede.
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  • Der Abt und der Prior, Pater Georg bei seiner Eröffnungsrede.
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Ein Rückblick auf "Kloster Kamp - Ein Segen" 

Vom Januar des Jubiläumsjahres 2023 bis zum Dezember hin, gab und gibt es zahlreiche Möglichkeiten der Teilnahme, um das Gründungsjahr des Kloster Kamp zu feiern.
Eine davon war die Ausstellung vom 09. bis 17. September „Kloster Kamp – ein Segen“, im Kamp-Lintforter Künstler Quartier Schirrhof. Im Vorfeld der Ausstellung, besuchte ich im dortigen Pferdestall des Schirrhofs des ehemaligen Bergwerk West, mehrmals Ausstellungen der dort Schaffenden. Nicht nur um über diese zu berichten, sondern um auch gleichzeitig den Entwicklungsprozess der Künstler*innen im Bezug auf diese Veranstaltung hin zu begleiten. Nun ist diese auch schon Geschichte, aber immer noch so präsent, um über sie als solche, und um die Dinge um sie herum zu berichten.
Wo da waren ein Prior, ein ehemaliger Messdiener, und das Lintforter Schirrhof Quintett.
Bei den Dominikanern, Karmeliten, Augustiner-Eremiten und Kartäusern wurde prinzipiell jeder Klostervorsteher Prior genannt, in anderen Orden ist es ein Abt.
Der Prior (Abt), Pater Georg Geisbauer, wirkte von 1972 bis 2010 in Kamp-Lintfort als Seelsorger und Religionslehrer, er ging als der letzter Mönch vom Kloster Kamp in die Geschichte der Stadt ein.
Er reiste aus Bergisch Gladbach an, um mit dem Bürgermeister die Ausstellung zu eröffnen. Allein zur Eröffnung kamen ca.100 Gäste, die von den Künstler*innen und ihren Werken beeindruckt waren. Betrachtet man dann noch den letzten Tag der Ausstellung, an dem fast genauso viele Besucher in den Schirrhof kamen, ist die Veranstaltung unbedingt als Erfolg zu betrachten.
So beeindruckende Skulpturen wie die von Jörg Winke, und gleichzeitig so viele groß,- wie kleinformatige Bilder verschiedenster Stilrichtungen und Materialien, sieht man nicht häufig an einem Ort vereint. Erwähnenswert sind dieses Mal die Künstler*innen selbst, sie und die Entwicklung Ihrer Ideen bis hin zum fertigen Kunstwerk.
Jörg Winke, der nach Anfrage der Stadt sofort eine Idee zum Thema hatte , schuf sein Lintforter „Dreigestirn“, Abt, Bauer, und Pilger. Wobei der Pilger im ersten Entwurf einen Bettler darstellen sollte, dann aber der Künstler in ihm einen Pilger erkannte. Alle Skulpturen natürlich lebensecht, und in zeitgemäßer, detailgetreuer mittelalterlicher Darstellung. Dazu passend schuf der Bildhauer auch noch eine Kanoniale Sonnenuhr. Auch bei allen anderen Beteiligten, gab es eine Entwicklung und Wandlung der Ideen, im Bezug auf die Entstehung ihrer Werke.
Anne Schary hatte vor Monaten ganz klare Vorstellungen von dem was sie macht. Es musste was mit der Kultur und den gesellschaftlichen Veränderungen am Niederrhein zu tun haben. Dazu wollte die Malerin und Goldschmiedin, von den roten Äpfeln auf dem Kirchenfenster in der Klosterkirche inspiriert, auch noch einen Apfelschmuck kreieren. Entstanden sind dann Acryl-Arbeiten mit darin enthaltenen Federzeichnungen, und es finden sich Menschen und Tiere in ihren Bildern wieder.  
Bei Andrea Much wandelten sich die Gedankengänge vom September 2022 von Schatz und Segen, in Menschen - Arbeit – Familie, Dankbarkeit, und Kraft. Entstanden sind Bilder auf Holzmalgrund, aus Collagen, Fotoelementen, Ölfarben und Tinte.
Barbara Lübbehusen hatte zu Beginn, die Marienverehrung und Engel im Fokus, später waren es dann Themen Schatzkammer und Frauen. Final war des dann ein spirituellen Ansatz, dunkle Farben, welche die negativen Seiten der katholischen Kirche widerspiegeln, aber auch gleichzeitig einen Farbwechsel auf Violett und Lila, die als Symbol der Demut und Buße gelten. So möchte sie auch auf die positiven Aspekte des Glaubens und der Kirche hinweisen.
Edelgard Wittkowski war die ganze Zeit über entspannt, für sie sei noch viel Luft bis zur Ausstellung im September 2023. Sie sah im Thema ein breites Spektrum, und da bei Ihr nur die Farben zählen, schwebte ihr auch schon eine Arbeit vor. Eine Metamorphose aus dem dunklen Mittelalter ins helle Neue. Daraus entstanden sind dann die Gegensätze die Klöster gleichzeitig vermitteln, einerseits als Orte der Macht und des Wissens, andererseits aber auch für Zuflucht und Liebe.
Ausstellungen folgen immer einem Muster,Vernissage mit Begrüßung, Dauer und Ausstellungstage, und am Ende die Finissage. Da ich aber auch einmal im Vorfeld die letzten Vorbereitungen einer Ausstellung miterleben wollte, ging ich schon Stunden vor der Eröffnung zum Ort des Geschehens.
Dort sah ich dann emsige Künstler*innen gegen 11.00 Uhr morgens durch den Schirrhof eilen, um der Ausstellung noch den letzten Schliff zu geben. Beeindruckend war die Ruhe und Ordnung, in der sich alle bewegten. Alle vertraut und hilfreich im Umgang miteinander, wie ein eingespieltes Kollektiv.
Inmitten dessen Pater Georg. Für jeden ansprechbar, keine Frage war zu viel, und ein Quell an Wissen und Informationen. Nach ein paar Fotos, einem netten Gespräch sowie vielen Informationen, war ich schon fast auf dem Heimweg. Da treffe ich gegenüber am Lehrstollen, „den“ Ehrenamtler Johannes Hartmann, nach einer Befahrung des Lehrstollen mit einer Besuchergruppe. Beim Kauenklön“ erwähnte ich „den“ Pater Georg, und schon ging es lost!
Was Pater Georg ist hier, da muss ich hin!
Gespannt was folgt, ging es zurück in den Schirrhof, um Pater Georg den Johannes anzukündigen.
Laut rufend schallte ein freudiges „Johnny“, und ein ebenso markantes „Pater Georg“, durch den Ausstellungsraum. Herzlicher kann man sich nicht begrüßen, denn diese beruht auf einer 50zig jährigen Freundschaft. Der „Dachsberger Jung“ war seiner Zeit Messdiener in der Klosterkirche.
Es folgte darauf ein gemeinsamer Lebensweg, in der CAJ, dem Knappen und Posaunenchor, bis hin zu den 1. Mai Feiern der Bergleute. Schnell saß man zusammen am Tisch, und es folgten Geschichten vom Niederrhein, an denen auch ein Hanns Dieter Hüsch seine Freude gehabt hätte.
Beispielhaft seien drei davon erwähnt. Der dem Bergbau und der Arbeiterschaft nahestehende Pater, trug bei einem Pfarrfest Mitte der 1970ziger Jahre einmal Jeans und ein „Rotes“ T Shirt.
Bei seiner Rückkehr ins Kloster, wurde er daraufhin von seinen Brüdern, wegen seiner Kleiderordnung gemaßregelt! Er wies nur auf den Aufdruck auf seinem Shirt „Der Mensch hat Vorfahrt!“ hin, und lies die Brüder einfach stehen und ging. Weiter erzählte er von einer Grubenfahrt im Jahre 1978 auf dem ehemaligen Lintforter Bergwerk Friedrich Heinrich. Randolf Apostel der damalige Leiter der Grubenwehr und Öffentlichkeitsarbeit, hatte eine Gruppe Nonnen zu einer Grubenfahrt eingeladen. Der erste Weg führte diese in einen Vorleistungsbetrieb, und von dort aus sollten sie zu einem Abbaubetrieb. Dort wartete man lange Zeit auf die Gruppe, und alle machten sich schon Sorgen, ob denn alles in Ordnung wäre. Dann tauchten neun Top fitte Nonnen wie aus dem nichts auf, und eilten derart geschwind durch den Schrämwalzen Betrieb, daß alle dort arbeitenden Kumpes nur so staunten und von ihnen begeistert waren!
Als letztes noch die eine Geschichte, bei der es Pater Georges bis in die BILD Zeitung schaffte.
Ein Bestatter verwechselte zwei identische Särge vor den Beerdigungen, und somit gab es einen Verstorbenen, der mit der Predigt für einen Anderen bedacht wurde, worauf es viel Ärger und Aufregung gab. Am Ende jedoch, fanden alle ihren Frieden und Segen an der richtiger (Ruhe)Stätte.

Vieleicht vom Thema inspiriert fiel diesmal die fast familiäre Stimmung, und der freundliche Umgang der Kunstschaffenden mit Besuchern kurz vor dem Ende der Veranstaltung auf. Gemeinsam am Tisch sitzend und redend, gab es für den der mochte, Eis, Kaffee, oder Kuchen. Und als wache der Geist von Pater Georg über allen, war auch hier keine Frage zu viel , und auf alles gab es eine Antwort. Als letztes bleibt der große Respekt, wie über den/die jeweils Andere und dessen Kunst gesprochen wurde.

Die Kriterien der G2 Regel wurden erfüllt, und es gab keine Einwände bezüglich DS-GVO

Autor:

Uwe Kluge aus Kamp-Lintfort

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