Was Spitzensportler uns lehren
Neues Buch zeigt die Erfolgsgeheimnisse von Champions

Foto: Photo by Holger Bulk

Wir würden häufig nur den Sieger auf dem Podest sehen, sagt Andreas Klement, nicht aber all das, was davor komme. Der Coach, Speaker und Autor hat für sein neues Buch „Think Gold“ elf Top-Athleten interviewt und deren Erfolgsgeheimnisse auf Business und Alltag übertragen. Co-Autor ist Thomas Lurz, mehrfacher Weltmeister im Open-Water-Schwimmen.

Jeder von uns habe das Potenzial, erfolgreich zu sein, bringt Klement die Kernaussage seines Buches auf den Punkt. Letztlich würden für einen Architekten, eine Anwältin, einen Gastwirt dieselben Strategien gelten wie für Top-Sportler. An Letzteren lasse sich nur besonders gut illustrieren, was zu einem erfolgreichen Leben gehöre, „weil sie viele Menschen interessieren, bei ihnen die Ziele klar definierbar sind und ihre aktive Karriere in einem relativ kurzen Zeitraum stattfindet“, so Klement.

Neben Mannschafts- und Einzelsportlern, die sich jeweils durch Besonderheiten auszeichnen, nimmt Klement auch den Frauenfußball und Paralympics-Teilnehmer in den Fokus. Diese Sportlerinnen und Sportler hätten oft ganz spezifische Erfolgsstrategien, sagt Klement. Ihre Porträts tragen deshalb dazu bei, die Vielfalt der Wege zum Erfolg darzustellen. Klement: „Es sind Wege, von denen jeder für sein Privatleben und seinen Job etwas lernen kann.“

Von der „Schnellen Mitte“ zu VUCA

Unabhängig von den einzelnen Athleten sei der Sport an sich lehrreich, so Klement. Er war selbst Handballer und erzählt etwa vom Spielzug der „Schnellen Mitte“: Dabei darf ein Team nach einem Tor des Gegners sofort selbst angreifen, auch wenn noch nicht alle Spieler der anderen Mannschaft in deren Hälfte zurückgelaufen sind. Die Folgen sind laut Klement mehr Dynamik und Tore.

Der Autor vergleicht die Schnelle Mitte mit dem VUCA-Konzept bei der Führung von Unternehmen. VUCA steht für Volatilität (volatility), Unsicherheit (uncertainty), Komplexität (complexity) und Mehrdeutigkeit (ambiguity). Diesen Herausforderungen lässt sich laut Klement mit einer Vision (vision), Verstehen (understanding), Klarheit (clarity) und Agilität (agility) begegnen – wobei die Anfangsbuchstaben der englischen Begriffe wiederum VUCA ergeben.

Das sei keine Wortspielerei, betont Klement. Vielmehr sei er bei seinen vielen Gesprächen mit Top-Leistungssportlern immer wieder auf eben diese Dinge gestoßen. Wer es ganz nach oben schaffe, der habe eine eindeutige Vorstellung, was für ihn „oben“ bedeute und wie er dort hinkommen könne. Er wisse auch, welche Hindernisse vermutlich auftauchen werden, und er sei in seinem Denken und Handeln sehr flexibel. Alles Eigenschaften oder Fähigkeiten, die in jedem Beruf und in jeder Lebenslage wichtig seien.

Persönliche Begegnungen

Klement hat die elf Sportlerinnen und Sportler, deren Geschichten er in seinem Buch erzählt, alle persönlich getroffen und befragt. Dabei sind Freundschaften entstanden und Vertrauensverhältnisse aufgebaut worden, die den Blick hinter die Kulissen überhaupt erst ermöglicht haben. Für Klement die Voraussetzung, um ein Buch zu schreiben, das mehr sein soll als die Aneinanderreihung von Fakten, die bereits viele kennen.

Porträtiert werden Julius Brink, Martin Strobel, Felix Danner, Frank Busemann, Nadine Apetz, Laura Philipp, Sandra Völker, Mathias Mester, Annike Krahn, Laura Benkarth, Alexandra Popp. Gemeinsam haben sie 173 nationale Titel, 93 Weltmeister Titel, 27 Europameister Titel, 16 Olympische Medaillen, 15 Weltcupsiege und 45 weitere Medaillen errungen.

Teamgeist, an Schwächen arbeiten, Selbstvertrauen

Für das Kapitel Mannschaftssport hat Klement unter anderem den Beachvolleyballer Julius Brink besucht. Er wurde mit seinem sportlichen Partner Jonas Reckermann Olympiasieger in London 2012. „Ein spannendes Team“, sagt Klement, „denn die beiden hatten sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, Interessen und Stärken. Dennoch wuchsen sie zu einem starken Team zusammen und das sei interessant für Unternehmen, meint Klement: „Teamgeist ist auch möglich, wenn die Mitglieder der Gruppe nicht auf einer Wellenlänge sind. Aber es braucht dazu ein einendes Ziel.“

Bei den Einzelsportlern seien wiederum meist andere Strategien ausschlaggebend. Der Zehnkämpfer Frank Busemann zum Beispiel, Gewinner der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Atlanta, war zwar immer ein Bewegungstalent, doch für professionelle Leichtathletik hatte er eigentlich einen zu schwachen Oberkörper. Dennoch setzte sich Busemann durch, indem er gezielt an seinen Schwächen arbeitete. Das sollte, sagt Klement, jeder tun, der Schwachpunkte habe, die seine Leistung limitieren.

Auf der anderen Seite zähle auch der Glaube an die eigenen Stärken. Wie bei der Schwimmerin Sandra Völker, zu deren Erfolgen der zweimalige Gewinn des Gesamt-Weltcups gehört. „Ich glaube, das ist eine Fähigkeit von mir gewesen, einfach immer so zu denken: Ich gewinne schon“, so Völker in „Think Gold“. Wer ähnlich formuliere, könne sich damit selbst pushen, egal, in welcher Branche er tätig und was seine Ziele seien, so Klements Erfahrung als Coach, der neben Sportlern auch Vereine und Verbände sowie Unternehmen und Einzelpersonen berät.

Reinerlös an die Deutsche Sporthilfe

Der Reinerlös des Buches „Think Gold“ kommt der Deutschen Sporthilfe zugute. Damit möchten die Autoren dem Sport, von dem sie sehr profitiert hätten, etwas zurückgeben.

Autor:

Andreas Klement aus Iserlohn-Letmathe

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