Kann man einem tauben Hund erziehen?

Das Training mit meinem tauben Hund

Nach wie vor gibt es Vorurteile gegenüber tauben Hunden. Dass man sie nicht erziehen kann, dass sie keine Lebensqualität haben, dass sie entweder aggressiv oder unsicher sind.
Auch ich hatte mit Ablehnung in meinem Umfeld zu tun, als mein tauber Hund bei mir einzog, zumal auf ihn erstmal alle negativen Eigenschaften die ein Hund aufweisen kann zu trafen.
Wie oft ich gefragt wurde, ob es nicht besser wäre den Hund einzuschläfern, kann ich nicht sagen, auf jeden fall oft! Nun auf die Herausforderungen die wir hatten und zum Teil auch noch haben will ich nicht eingehen, da dies ein anderes Thema wäre.
Aber wie arbeitet man mit einem tauben Hund?
Nun eigentlich nicht anders wie mit einem hörenden, nur das man noch genauer sein muss.

“ Der Hund, auch der hörende, ist visuell eingestellt. Dass hat eine Studie der Universität Lincoln in England Untersucht und Veröffentlicht. Dort hatte man einer Gruppe von Hunden verschieden Kommandos über eine Kombination aus Sicht -und Hörzeichen beigebracht. Dann wurden die Kommandos nur über Hör- oder nur über Sichtzeichen gegeben und die Reaktionen der Hunde protokollarisch erfasst. Das Ergebnis der Auswertung zeigte eindeutig, dass die Hunde viel besser auf die Sichtzeichen(ohne gesprochen Worte) reagieren als auf die Hörzeichen.“

Mit genauer meine ich, der Hundehalter muss lernen seinen Körper zu kontrollieren und nicht ständig mit den Händen rumzufuchteln, seine Körperhaltung muss klar zu lesen sein für den Hund. Hört sich erst mal leicht an, aber wir Menschen neigen nun mal dazu wenn wir reden den ganzen Körper einzusetzen, dass kann den Hund irritieren da er nicht weiß was wir wollen. Genau wie bei einem hörenden Hund den wir die ganze Zeit voll quatschen.
wichtig ist für dass erlernen der Sichtzeichen, vor allem wenn mehrere Personen im Haushalt leben, dass alle die gleichen nutzen und trainieren und nicht jeder etwas anderes versucht.
Sitz, Platz und Bleib kann man dem Hund über Sichtzeichen sehr schnell beibringen, dass Training unterscheidet sich eigentlich nicht zum hörenden Hund. Wie immer sollte man mit positiver Bestätigung arbeiten, also immer für richtiges Verhalten Belohnen, mit Futter und oder Streicheleinheiten. Dazu sollte man direkt auch ein Sichtzeichen aufbauen um den Hund zu loben. Ich habe zwei, einmal Daumen hoch für – gut gemacht, und in die Hände klatschen – super ich bin stolz auf dich. Wenn ich in die Hände klatsche(wie beim Applaudieren) zeigt er auch sofort wieder mehr Motivation.
Vor allem sollte man drauf achten, dass bei allem was man mit seinem Hund übt, viel in die eigene Richtung gearbeitet wird. Der Hund muss lernen, dass die menschliche Nähe etwas Angenehmes und Sicherheitsgebendes ist.
Das A und O ist jedoch der Blickkontakt! Denn nur wenn mich der Hund anschaut kann ich ihm ein Kommando geben. Auch das wird Trainiert und immer mit Futter Belohnt. Genauso auch draußen, beim laufen an der Leine, immer wieder nach ein paar schritte stehen bleiben und sofort mit Futter Belohnen wenn er nach oben schaut und dann weiter gehen. Drauf achten das der Hund nicht vor einem läuft, er soll ja lernen in meiner Nähe zu bleiben. Wenn dann das kleine 1x1 der Hundeerziehung klappt, kann man anfangen dem Hund mehr Freiheiten zu geben so dass man auch den Freigang üben kann. Den sollte man mit Hilfe der Schleppleine aufbauen, so ist der Hund gesichert. Vorab sollte man sich wieder Überlegen welches Zeichen man für den Rückruf nutzen will. Dass Sichtzeichen sollte so sein das der Hund es auch auf der Entfernung erkennen kann. Generell sollte jedes zurückkommen Belohnt werden. Wir verwenden fürs herankommen das Zeichen- rechter Arm seitlich von mir weggestreckt und die Hand zu einer Faust geballt. Aufgebaut haben wir es schrittweise. Am Anfang bin ich in der Hocke gegangen wenn er sich auf mich zu bewegt hat, angekommen gab es sofort Belohnung. Dann habe ich den Arm dabei Seitlich weggestreckt, anfangs auch noch in der Hocke, später dann im stehen. Mit unter bin ich mal etwas Rückwärts gelaufen um ihn zu Motivieren zu mir zu kommen. Für dass herankommen haben wir 3 Sichtzeichen und unterscheiden, für herankommen(einfach nur zurück kommen), herankommen mit Fußposition, herankommen mit Vorsitzen. Jedes hat sein eigenes Endzeichen das erstmal auf das erste Sichtzeichen herankommen baut. Dieses Training hat bewirkt dass sich mein Hund wenn er im Freilauf ist maximal 15-20m von mir entfernt und dann Blickkontakt aufbaut. Es gibt sehr viele Zeichen die man nutzen kann, manche baut man Schrittweise auf, vielleicht auch über drei Ecken. So wie den Spanischen Schritt. Es gibt zwar in ein paar Lektüren sehr gute Anregungen über Sichtzeichen, aber ob man genau diese nutzt ist einem selber Überlasse. Ich habe mich viel daran orientiert, was der Hund mir anbietet. Auch muss man nicht immer seine Hände für Kommando einsetzen, für Platz z.B. brauch ich nur die rechte Schulter nach unten ziehen.
Hunde aus meinen Bekanntenkreis reagieren genau so auf meine Körpersprache. Die Besitzer waren anfangs irritiert warum sich ihr Hund auf einmal hinsetzt oder legt obwohl ich gar nichts gesagt habe. Eigentlich sollte das für jeden Hundehalter der Beweis sein das man jeden Hund sprachlos erziehen kann. Auch wenn verbale Kommandos mit Sicherheit ihre Vorteile haben. Aber weniger ist oft mehr.
All dass was ich gelernt habe, durch meinen Hund, zwei weitere taube Hunde denen ich beim Training geholfen habe und durch die kompetente Hilfe die ich zur Seite stehen hatte, zeigen mir auf, dass ein Hund der taub ist eigentlich nicht anders zu erziehen und halten ist wie ein hörender. Man brauch keine Angst davor zu haben wenn der Hund taub ist, es macht genau so viel spaß mit ihm wie mit einem Hörenden.
Ich sage "Ja" man kann einen tauben Hund erziehen!

Autor:

Andrea Wefelnberg aus Hünxe

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