Hünxe-Tour: Zu Besuch bei der Forstbaumschule Selders in Drevenack
Wer die Schermbecker Landstraße (B 58) bei Drevenack befährt, würde niemals vermuten, dass von hier aus bis zu rund 500.000 Jungbäume jährlich in die Region und sogar deutschlandweit transportiert werden. Kein Werbeschild lädt potenzielle Kunden zu einem Einkauf ein. Lediglich die gleichmäßig gezogenen Baumreihen auf den umliegenden Feldern deuten auf die hier ansässige Forstbaumschule Selders hin. Im Rahmen ihrer „Hünxe-Tour“ besuchten der stellvertretende Bürgermeister Jan Scholte-Reh, der stellvertretende SPD-Fraktionschef Werner Schulte sowie weitere Fraktionsmitglieder den großen Betrieb und lernten die Forstbaumschule sowie ihre Eigentümer Felix und Yvonne Klein-Bösing kennen.
2011 übernahmen Felix und Yvonne Klein-Bösing den Betrieb
Bereits seit 1952 existiert die Forstbaumschule im Drevenacker Norden. Felix und Yvonne Klein-Bösing (beide Gärtnermeister) übernahmen die Forstbaumschule von Peter Selders im Jahr 2011. Da der Name als „Marke“ in der Branche für Qualität stand, behielten sie ihn bei. Die Forstbaumschule erstreckt sich über 32 Hektar auf verschiedenen umliegenden Flächen. Neben sieben Baumschulgärtnern gibt es weitere Saisonkräfte, um die viele Arbeit zu erledigen. Dass kein Hinweisschild an der B 58 Werbung für den Betrieb macht, ist Absicht. Denn die Forstbaumschule ist kein Gartencenter für den Privatgebrauch, sondern beliefert nur größere Abnehmer, wie die Eigentümer schnell aufklären. Darunter Landschaftsgartenbauer, Besitzer kleiner Privatwälder, kommunale und staatliche Forstbetriebe sowie Unternehmen, die als Teil von Baumaßnahmen Ausgleichsflächen schaffen und bepflanzen wollen. Der An- und Verkauf geschieht an speziellen Börsen, zu denen die Klein-Bösings regelmäßig hinfahren. Dabei können je Bestellung mehrere Tausend Jungpflanzen die Baumschule verlassen. „Die größte Bestellung lag bisher bei unglaublichen 100.000 Stück. Das stellte uns vor organisatorischen Herausforderungen, aber auch das haben wir geschafft“, erklärt Felix Klein-Bösing. Dabei ist der Standort am Niederrhein mit seinen milden Wintern und sandigen Böden für das Anziehen von Jungbäumen ideal.
Die Nachfrage nach bestimmten Baumarten habe sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert. In Zeiten, in denen viel gebaut wurde, waren insbesondere Kiefern und Fichten gefragt. Der Bedarf verschob sich zu Laubbäumen. Auch der Klimawandel mache sich bemerkbar. Denn die mittlerweile häufig trockenen Sommer schaffen andere Bedingungen, an die man sich anpassen müsse. So werden Bäume nachgefragt, die längere Zeit ohne Niederschlagwasser auskämen, wie zum Beispiel die Roteiche, deren Wurzeln tief in den Boden reichten und daher ihr Wasser zögen. Auch die mittlerweile häufigen Waldbrände und Schäden durch den Borkenkäfer steigerten die Nachfrage nach neuen Baumpflanzungen. Darüber hinaus hat sich das Sortiment der Baumschule über Jungbäume hinaus erweitert: heimische Heckenpflanzen, Forstpflanzen und Landschaftsgehölze gehören ebenso ins Angebot.
Mittelfristige Herausforderungen
Klein-Bösings sind stolz auf die Entwicklung ihrer Forstbaumschule. Doch die personelle Situation stellt den Betrieb mittelfristig vor Herausforderungen. Es fehlt an Auszubildenen und Stammpersonal, obwohl bereits in der Ausbildung im Vergleich zu anderen Berufen ein gutes Gehalt bezahlt werde. Wohlmöglich sei der Beruf vielen frischen Schulabgängern gar nicht bekannt. Zusätzlich machten sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie bemerkbar.
„Versteckter Champion in unserer Gemeinde“
Die SPD-Vertreter zeigen sich vom Betrieb sehr beeindruckt. „Die Forstbaumschule Selders blickt auf eine lange Tradition zurück, auf die wir in Hünxe stolz sind. Dabei gehört der Betrieb zu den versteckten Champions, die die wirtschaftliche Struktur unserer Gemeinde breitaufstellen. Gerade mit Blick auf aktuelle Baumsterben in unseren heimatlichen Wäldern in Folge von Kalamitätsschäden durch Borkenkäfer, Waldbrände, Stürme, aber auch die notwendigen Anpassungen an den menschengemachten Klimawandel, machen die Forstbaumschule Selders im besten Sinne der Nachhaltigkeit auch überregional so unfassbar wertvoll. Dafür ist personeller Nachwuchs durch Auszubildene und Quereinsteiger wichtig. Ich stelle mir vor, dass wir einen noch intensiveren Austausch zwischen Hünxer Betrieben, der Gemeinde und den Schulen der Region suchen. Die vor einigen Wochen an der Gesamtschule Hünxe stattgefundene Ausbildungsmesse war ein guter Schritt. Hier sollten Betriebe wie die Baumschule oder andere Hünxer Firmen ebenfalls stärker einbezogen werden und teilnehmen können“, so Jan Scholte-Reh, Mitglied im gemeindlichen Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Ortsmarketing, Tourismus und Digitalisierung.
Autor:Jan Scholte-Reh (SPD) aus Hünxe |
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