Erschreckend niedrige Wahlbteiligung - Die Apathie des Wählers

Mit dem Zeigerschlag auf 18 Uhr schlossen am heutigen Sonntag, dem 15. Juni, die Wahllokale in Hünxe und im Kreis Wesel zur Stichwahl um das Landratsamt. Gegeneinander rangen der alte und neue Landrat Dr. Ansagar Müller von der SPD und Christiane Seltmann von der CDU.

Die Apahtie des Wählers

Von 8 Uhr bis 18 Uhr waren die Wahllokale geöffnet. Seltene Gäste waren jedoch die Wählerinnen und Wähler. Im Durchschnitt lag die Wahlbeteiligung im sonst überdurchschnittlich abschneidenen Hünxe bei nur 26% im Vergleich zu 21,9% (Stand 18:46 Uhr) im gesamten Kreisgebiet. Werte, die man ansonsten als Parteiergebnisse zu identifizieren vermag, zeigen hier allerdings das Faktum, dass mehr als 70% der Wählerinnen und Wähler nicht an der Stichwahl partizipierten.

Ursachen und Unterstellungen

Nun fehlen aussagekräftige Untersuchungen zu diesem Wahlverhalten, weshalb die Ursachensuche vorerst dem subjektiven Beobachter in die Hände fällt. Dabei mag vor allem die den Wählern unterstellte Einschätzung aufzulisten sein, dass die Wahlen ,,bereits'' stattfanden.

Bewusstlosigkeit

In der Tat galt es am 25. Mai gleich 4 Stimmzettel auszufüllen. Die Europa- und Kommunalwahl wurde am selben Tag durchgeführt. Insofern nahmen die Wähler an einem kleinen Superwahltag teil. Womöglich war damit auch das Thema Wahlen ad acta gelegt und das Bewusstsein für eine, nicht automatische, weitere Wahl geschmälert, die Wahrnehmung eingeschränkt. Denn der rhythmische Wähler scheint überzeugt, dass es wieder ein paar Jahre bis zur nächsten Wahl dauern wird. So ähnlich wie der Schüler seine Klausur schreibt, seine Pflicht erfüllt und sich danach den angenehmeren Beschäftigungen hinwendet, mögen auch die Wähler die Möglichkeit sowie die Tatsache einer extra Stichwahl für den ,,Chef'' des Kreis Wesels außer acht fallen gelassen zu haben.

Andererseits sollten nicht einseitig die Wähler betrachtet werden. Auch das Verhalten von Parteien und Politiker ebenso wie die Berichterstattung sollte ins Auge gefasst werden.

Elanverlust

Dabei steht der, in Studien zur Wahlbeteiligung durchaus gewichtige, Faktor der Politikverdrossenheit nicht im Vordergrund, mag er viel eher grundlegend in das Wahlverhalten einspielen. Denn am kleinen Superwahltag, nahmen noch 60% teil. Viel mehr könnte ein Elanverlust der lokal organisierten Parteien vermutet werden. Deren Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer haben i.d.R. vor dem 25. Mai intensiv gekämpft und gebuhlt. Insbesondere Haustürkämpfer haben sich förmlich nach der Arbeit ,,abgerackert'', um die Bürgerinnen und Büger auf die Wahl aufmerksam zu machen. Oder Parteimitglieder, die auf Marktplätzen Infomaterialien verteilten. Nicht jede Partei hat nach dem 25. Mai Kräfte gebündelt, um das neue Datum des 15. Junis ins Gedächtnis der Wähler zu schreiben.

Weitere Ursachen

Ebenfalls dominierten Wahl- bzw. Stichwahlartikel nicht mehr im selbigen Maße die Lokalteile wie zuvor.
Eventuell könnten auch die Wahlplakate zur Stichwahl gar nicht mehr als solche von den Wählern perzipiert und eher als noch übrig gebliebene Plakate identifiziert worden sein.
Auch mag die Unwissenheit über die Rolle und Funktion des Landrates Einfluss auf das Wahlverhalten gehabt haben. Ebenso wie das Empfinden, der Distanz und mangelnden Betroffenheit als Ortsbewohner vom Handeln des Kreises.

Insoweit könnte eine ganze Reihe spezifischer Faktoren ursächlich für die geringe Wahlbeteiligung gewesen sein - vermutlich jedoch von einem übergeordneten Einflussfaktor, der Bewusstlosgkeit oder Kenntnislosigkeit der Wählerinnen und Wähler geprägt.

Der aktive Wähler

Nicht zu letzt und normativ aufgeladen, sollten jedoch die Wähler nicht automatisch nach einer Wahl abschalten und in ihrer Wahrnehmung durchlässiger für die durchaus über Medien und Parteien/Politiker kommunizierten Informationen über eine - nicht den Regelfall darstellende - Stichwahl sein. Plakate, Info-Einwürfe u.Ä. waren existent.

Letztlich bleibt der Landrat eine demokratisch kaum legitimierte Leitungsfigur. Denn im Endeffekt wurde er von nur knapp der Hälfte der 21% derer, die kreisweit überhaupt zur Wahl gingen, gewählt.

Autor:

Benedikt Lechtenberg aus Hünxe

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