Zwei Brüder verteilen Frühstückspäckchen als Dankeschön an LKW Fahrer
Einsames Weihnachtsfest an der Autobahn

Yurii Styshak aus Polen ist der erste Fahrer, dem die neunjährige Maria mit einem herzlichen "Frohe Weihnachten" das Frühstückspäckchen übergibt
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  • Yurii Styshak aus Polen ist der erste Fahrer, dem die neunjährige Maria mit einem herzlichen "Frohe Weihnachten" das Frühstückspäckchen übergibt
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Weihnachten 2020, ein Weihnachtsfest unter Einfluss der Corona Pandemie, ein Weihnachtsfest wie kaum ein anderes. Und doch oder gerade deswegen verbringt man auch dieses Weihnachtsfest am liebsten mit seinen Lieben zu Hause.

Doch nicht jeder hat die Möglichkeit dazu. Viele Menschen müssen am Heiligen Abend und über die Feiertage arbeiten. So auch Tausende von Fernfahrern aus ganz Europa., die aufgrund des LKW Fahrverbots an Sonn- und Feiertagen ein einsames Weihnachtfest ohne ihre Familien auf den Autobahn Parkplätzen der Republik verbringen. So ist es normalerweise und so ist es auch in diesem Jahr. Nur haben diesmal aufgrund der Corona Pandemie und des daraus resultierenden Lockdowns die Raststätten geschlossen.
Das beobachteten seit Wochen zwei Brüder aus Hünxe und Wesel, denen auf ihren Touren an den Wochenenden immer wieder die vielen LKW auf den Parkplätzen auffielen.
So hatten sie bereits einige Male einzelnen LKW Fahrern ausgeholfen oder Einkäufe für sie erledigt.

Frühstückspäckchen mit Weihnachtsgrüßen

„Wir wollten ihnen gerade in dieser schwierigen Zeit, in der zudem noch das Corona Virus SARS CoV-19 unser und besonders deren Leben bestimmt, den notwendigen Respekt und die ihnen gebührende Aufmerksamkeit entgegenbringen“, begründet einer der beiden Brüder den Plan, den sie dann fassten. Schließlich seien es ja die Trucker, welche das Land mit Gebrauchsgütern versorgten.
So packten die beiden zusammen mit weiteren Familienmitgliedern und mit Hilfe zweier Sponsoren, einem Lebensmittelmarkt sowie einer Bäckerei aus Friedrichsfeld, 75 Päckchen, die Brot, Butter, Marmelade, Wurst, Käse und einige andere Köstlichkeiten enthielten.
Zu jedem Frühstückspäckchen gibt es eine Weihnachtskarte, welche die neunjährige Maria, ebenfalls ein Familienmitglied, selbst bemalt hatte.
Ich treffe mich mit dem kleinen Tross an der Auffahrt zur A3 und wir fahren in Richtung Niederlande. Schon bald erreichen wir einen Parkplatz, auf dem zwei polnische LKW stehen, in denen es sich die Fahrer so gemütlich wie eben möglich gemacht haben. Einer von ihnen, Yurii Styshak, den wir erst wecken müssen, ist seit einer Woche unterwegs.

Zwei Monate weg von zu Hause

„Ich fahre zwei Monate und habe dann zwei Monate frei“, erklärt uns der Pole in gebrochenem Deutsch, nachdem die kleine Maria ihm Frohe Weihnachten gewünscht und das Frühstückspäckchen überreicht hat.
Ob er noch Frischwasser benötige, fragt der Onkel der beiden Brüder, denn auch daran haben sie gedacht. Auf dem mitgeführten Hänger transportieren sie einen Tank mit 700 Liter Trinkwasser. Yurii ist mit Wasser allerdings versorgt.
Wir lassen zwei dankbare Trucker zurück und fahren weiter, verlassen die Autobahn an der nächsten Abfahrt und fahren in die Gegenrichtung wieder auf. Nun wollen die insgesamt sechs Helferinnen und Helfer die Parkplätze bis zum nächsten Auobahnkreuz „abarbeiten“.
Auf dem nächsten Rastplatz reihen sich viele Lastwagen aneinander, unter ihnen auch der von Aloydas Uboucius aus Littauen. Auch er ist schon seit einigen Tagen unterwegs und freut sich über das Päckchen, welches Maria ihm mit einem herzlichen „Frohe Weihnachten“ übergibt.

Eines der wichtigsten Glieder in der Kette

Aloydas ist einer der vielen Fahrer, die allein unterwegs sind, während einige andere ihre Touren zu zweit fahren. Sie erhalten selbstverständlich zwei Päckchen.
So beschenken die sechs an diesem ersten Weihnachtstag noch viele weitere dankbare Menschen und lassen deren Gesichter strahlen.
„Den Respekt, den sie verdienen“, so der Onkel der beiden Brüder, „erhalten diese Menschen selten, da sie finanziell das letzte sind aber für unsere Versorgung eines der wichtigsten Glieder in der Kette darstellen“.
Eine nicht alltägliche menschliche Geste in einer schwierigen Zeit.
Genannt werden wollen die Brüder und der Onkel übrigens nicht, denn ihnen gehe es um die Hilfe als solche, nicht um Publicity.

Randolf Vastmans

Autor:

Randolf Vastmans aus Xanten

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