Grazyna Nimke verkauft seit 44 Jahren auf dem Holzwickeder Wochenmarkt
Eier sind ihr Leben
Zwischen den knapp 20 Händlern des Holzwickeder Wochenmarktes ist sie quasi ein Urgestein. Grazyna Nimke (63) packte 1976 erstmals kartonweise Eier auf einen Verkaufstisch und bietet bis heute Runde vom Huhn jeden Freitag an. Stammkunden schätzen die regionale Herkunft und bleiben der „Eierfrau“ auch in der Krise treu. Die ist froh: „Die Kunden kaufen.“
Als Jugendliche mit 17 Jahren früh morgens bei Wind und Wetter auf Wochenmärkten zu stehen und Eier zu verkaufen ist für die meisten wohl nicht der „Traumberuf“. Für Grazyna Nimke aus Holzwickede wurde es zur Selbstverständlichkeit, nachdem sie mit ihrem Mann den Verkaufsstand von den in Rente gewechselten Vorgängern Mitte der 70er Jahre übernahmen. Zwar waren ihre Eltern in Polen in der Landwirtschaft tätig, aber sie hatte weniger Kontakt damit. In Schwerte, Hörde, Aplerbeck und der näheren Umgebung verkaufte sie mit ihrem Mann über Jahrzehnte hinweg ihre Produkte. Als die Hühnerhaltung immer kritischer betrachtet wurden ahmen sie Bio-Eier in das Sortiment auf. „Heute habe ich alle Sorten, von der Bio-Sorte bis Freilandhaltung, nur nicht aus Käfighaltung.“ Dabei kam vor 30 Jahren schon Angst auf, ob das Geschäft noch lange funktioniere, denn Discounter starteten einen unerbittlichen Preiskampf, auf Kosten der Tierhaltung. Heute sind die Läden keine Konkurrenz mehr. Ihre Eier bezieht sie von Erzeugern aus der Region, Soester Börde oder Fröndenberg. Die Käufer bei Grazyna Nimke sind fast ausschließlich Stammkunden, oft kommen schon die Kinder. „Viele gehen aus Prinzip zum Wochenmarkt.“ Jetzt profitiert sie auch davon, dass es für viele ungefährlicher sei unter freiem Himmel zu kaufen als im Laden.
Vertrauenssache
Mal beruflich etwas anderes zu machen kam für Grazyna Nimke nie in Frage. Ihr Mann arbeitete nach dem Krieg in der Landwirtschaft, mit Schwerpunkt bei Vieh und Geflügel. Als er verstarb machte sie einfach weiter. Werbung braucht Grazyna Nimke heute nicht mehr. „Wir haben eine gute Vertrauensbasis“, sagt sie über ihr Verhältnis zu Kunden. Die lassen sich auch durch Maskenpflicht, längere Wartezeiten und Abstandpflicht nicht abhalten. „Die Kunden hier sind sehr diszipliniert.“ Im kommenden Jahr feiert Grazyna Nimke ein Jubiläum. 45 Jahre als „Holzwickeder Eierfrau“ hat sie dann voll. Es wartet ihr Garten auf sie, den sie bisher nur nachmittags nach der Arbeit bewirtschaften und genießen kann.
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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