Vorkriegs-Oldtimer bei der 9. Haarstrang-Klassik

Lange Schnauze: Der Mercedes Typ 230 W153, Bj. 39, wird von einem 6-Zylinder mit 55 PS in Bewegung gesetzt. Das Gewicht von 1,5 Tonnen lässt ihn eher gemächlich rollen.
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  • Lange Schnauze: Der Mercedes Typ 230 W153, Bj. 39, wird von einem 6-Zylinder mit 55 PS in Bewegung gesetzt. Das Gewicht von 1,5 Tonnen lässt ihn eher gemächlich rollen.
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Es ist nicht so, dass Peter Steckel noch keinen Oldtimer in der Garage hätte. Aber ein Vorkriegsmodell fehlte ihm und einen Stern sollte er schon tragen. Einen Meilenstein der Automobilgeschichte stellte der Mercedes Benz Typ 230, Baureihe W 153 einst dar. Nur 4210 Exemplare in sieben Karosserievarianten wurden gefertigt. Die einzige geschlossene Limousine, die auf Deutschlands Straßen überhaupt noch rollt, führt Peter Steckel jetzt bei der „9. Oldtimerausfahrt Haarstrang Klassik“ am Sonntag, 8. Juli, in Holzwickede vor.

Um Pokal und Urkunde geht es dem Oldtimerfan  bei dem Treffen auf dem Marktplatz nicht. „Eine Skulptur ist der Wagen für mich“, schwärmt der gestandene Autokenner. Das „Alte“ zu bewahren und auf der Straße zu behalten stehe im Vordergrund. „Die Kulturgeschichte lebendig zu halten für weitere Generationen.“ Das dürfte ihm mit dem rollenden Zeitzeugen gelingen. Der wurde am 30. Juni 1939 als Direktionsfahrzeug zugelassen. Obwohl er für die Deutschen Röhrenwerke Düsseldorf im Einsatz war, verfügte er nicht über ein Röhrenradio. „Die zogen zu viel Strom damals“, weiß Steckel. Die Röhrenwerke galten als „kriegswichtig“, was dem Fahrzeug die Requirierung durch die Wehrmacht ersparte. Im Werk überstand es den Weltkrieg ohne Schäden, während die Baureihe ab 1940 nur noch für die Wehrmacht produziert wurde. Was die heutigen Fahrzeuge sehr selten macht.
Holzrahmen
Innovativ war die aus Stahl gefertigte Karosserie, die das mit Blech umfasste Holzgerüst seiner Vorgänger ablöste. Sogar das Dach wurde aus Blech gefertigt, zuvor bestand es aus mit Vinyl bespanntem Holzrahmen. Die geschlossene Version war selten, den größten Anteil machten einst die Cabrios aus. Weniger zur Repräsentation als tatsächlich vielmehr zur Beobachtung des Luftraums.
Oldtimer fahren ist anders. Die Sitze erinnern eher an Omas Sofa, die Pedalerie verlangt festes Treten und das riesige Lenkrad überträgt natürlich ohne Servohilfe die Muskelkraft an die Räder. Über den Fahrkomfort sagt Peter Steckel: „An den Komfort kommen heutige Autos nicht heran.“ Die Federung ist lässt ein leichtes Schwebegefühl aufkommen. Als Klimaanlage dienen kleine Ausstellfenster im Heck und der Winker des Oldies trägt seinen zu Recht. Die Heizung im Fußraum gab es nur gegen Aufpreis. Eher geschont wird das alte Schätzchen heute, rund 1500 Kilometer fährt Steckel pro Jahr. Zur Gardasee-Klassik reist er Huckepack an.
Zur Ausstellung „Macht & Pracht“ des Historischen Vereins Holzwickede bestaunten zahlreiche Besucher den Wagen. Und bereits zum zweiten Mal rollt der Benz bei der Haarstrang-Klassik mit und heimste im Vorjahr anerkennende Blicke ein. Das kennt sein Besitzer aus dem Alltag: „Passanten halten den Daumen hoch.“

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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