Triumph TR6 war Auftakt zur Oldtimer-Liebe
In letzter Minute abgerungen – Vater wollte Briten-Roadster verkaufen
Unruhe überkam Peter Steckel, als der Vater seinen Triumph-TR6 zum Kauf anbot. Dabei hatte er einige Jahre zuvor mit seinem eigenen Oldie, einem Mercedes SL 107 mehr Ärger als Freude. Auf Papas Zweisitzer aus Britannien wich er öfter mal aus. Vor zehn Jahren fand der Vater einen Käufer und 15 Minuten bevor der den Vertrag unterzeichnen sollte, schlug Peter Steckel zu. Bereut hat er es nie, obwohl er damals vom verprellten Käufer Flüche hörte, die kannte er bis dahin nicht.
Website TR-Freun.de hat mehr als 3.500 Mitglieder
Knallgelb war das Blechkleid des Roadsters, der mittlerweile 43 Jahre zählt, ursprünglich, als er 1989 aus den USA importiert wurde. Vor 20 Jahren wurde er komplett restauriert, die Karosserie vom Leiterrahmen getrennt, professionelle Rostvorsorge betrieben. Der Sportwagen erhielt in einem Dortmunder Fachbetrieb seine Lackierung im Jaguar-Farbton Moor-Green-Metallic. Peter Steckel ist kein Fahrzeugfachmann, musste sich technisch-handwerkliches Geschick rund um den Oldie aneignen und erkannte rasch, wie wichtig Rat von Experten ist. Da kam dem Geschäftsleiter des Logistik-Ausbildungs-Zentrums in Holzwickede die Idee zur Gründung einer Website. Auf TR-Freun.de sind heute 3500 Anhänger der TR2 bis TR8-Familie registriert. Jedes Jahr treffen sie sich, diesmal in Österreich. Auch im Kreis Unna sind Fans dabei, ein Triumph-Stammtisch lädt jeden 2. Freitag im Monat in das Haus Stiepelmann in Dortmund ein. „Durch TR-FReun.de habe ich viel Hilfe erfahren“, weiß Steckel.
Sein Oldie-Schätzchen vergleicht Peter Steckel mit dem heutigen Mazda-Cabrio MX-5. „Er war damals ein günstiges Cabrio.“ Fährt er mit dem Briten im Moor-Green-Farbkleid beim TÜV vor, schlägt der Prüfer bei der Abgasmessung die Hände über dem Kopf zusammen. Es fehlen Kontroll- und Höchstwerte dafür, Kat Fehlanzeige. Aber bei der geringen Kilometerleistung von rund 2000 pro Jahr hat Peter Steckel kein schlechtes Gewissen. Problematischer wird es, wenn der Motor leckt. „Gegen einige Tropfen Öl sagt keiner was.“ Wenn es zu stark wird, wird die Plakette verweigert. Schwachstellen hat der TR6: Traggelenke, Bremsen, der Rahmen, der nicht geschweißt werden darf.
Alle 20.000 Kilometer sind die Kreuzgelenke der Antriebswellen fällig. Steckel hat stärkere eingebaut. Die Teile bekommt man noch alle, bis auf Karosserieelemente. Ob deutsche Händler oder in England, sog. New-Old-Stock, versorgen den Kreis der TR-Liebhaber. Beim TR6 von Peter Steckel ist ein neuer Teppich fällig. Einige Jahre hat er schon zur Erneuerung des Fahrzeugs benötigt. Die Restaurierung wurde beim Lack gut gemacht, aber die alten Teile wieder eingebaut. Die Technik ist übersichtlich, es gibt nur vier Sicherungen, die Glühbirnen. Genau das macht Steckel Spaß. „Keine Steuergeräte, Stellmotoren und anderer Schnickschnack der kaputt geht.“
Berater im Parlamentskreis „Automobiles Kulturgut“
Oldtimer, ob Last- oder Personenwagen, sind das Steckenpferd von Steckel. Im Parlamentskreis „Automobiles Kulturgut“ berät er im Kreise von Interesengruppen der Verkehrswelt, die Abgeordneten bei Entscheidungen rund um historischen Fahrzeugbestand. Aktuelle Themen sind derzeit das Sonntags-Fahrverbot für ältere Nutzfahrzeuge. Die aktuelle Regelung verhindert Teilnahmen an Oldtimershows. Prüffristen für Oldtimer möchte die Lobby gestreckt sehen, die Feinstaubregelung in Umweltzonen für Oldtimer soll überarbeitet werden. Oldiefreunden soll es insgesamt leichter gemacht werden, ältere Fahrzeuge über die Jahrzehnte zu erhalten.
Den Briten-Roadster holt er zu Spazierfahrten in Münster- und Sauerland aus der Garage. Die Alpen und den Großglockner hat sich der TR6 erkämpft. Seine Frau fährt gerne mit, selten selbst. „Keine Servolenkung, schwere Kupplung und Schaltung, das ist nichts für Frauen.“
Jedes Jahr im Herbst treffen sich Fans aus der Region zur Ausfahrt, rund 35 TR-Geschwister sind dabei, darunter einige aus dem Kreis Unna. Der Erlös kommt dem Kinderhospiz Olpe zu. Bei der Haarstrang-Klassik in Holzwickede errang der adrette Brite den Klassensieg geholt.
Wie eine Modelleisenbahn wird der TR6 nie richtig fertig. „Das ist ja auch schön, irgendwann ist der Lack wieder dran.“ Die Sitzpolster sind in Echt Leder, müssten mal wieder neu abgesteppt werden. Kopfstützen und Sicherheitsgurte sucht man vergeblich. Sie müssten nachgerüstet werden, wenn Aufnahmepunkte vorhanden sind. Aber da lässt es Peter Steckel auf eine Diskussion mit der Polizei ankommen. Eines fällt ihm schwer, langsam zu fahren. Das Sportfahrwerk und der Sound des Motors verleiten zur Zügigkeit. Peter Steckel liebt die Fehlzündungen seines TR6. „Das möchte ich nicht abstellen.“
In Arbeit ist das Hardtop, eine neue Lackschicht ist fällig. Das Klappverdeck ist chic aber undicht, der Himmel gut zu erkennen. Abgeben würde Peter Steckel seinen Oldie nicht. Ein Gutachter bezifferte den heutigen Wert auf rd. 20 Tsd. Euro, etwa ein Drittel kostete er mal als Neuwagen.
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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