Porzellanblau: Kadett D von Sascha Pries kein Opfer von Rost
Apple stellte den Macintosh-PC der Öffentlichkeit vor, Eiskunstläuferin Katarina Witt holte bei Olympia in Sarajewo Gold für die DDR, und Niki Lauda führte die Formel-1-Weltmeisterschaft an. Das war vor 30 Jahren. Drei Jahrzehnte verbinden auch Sascha Pries und seinen Kadett D, der jetzt vor der Einstufung als Oldtimer steht.
Von Stefan Reimet
Holzwickede. Als sich der technische Angestellte auf die Suche nach einem Kadett machte, stand ein Wunsch im Vordergrund: „Mein Geburtsjahr sollte er haben.“
Das Stöbern in Zeitungen und Internetportalen lohnte sich: Vor knapp zwei Jahren stieß er auf den soliden Golf-Rivalen. Einem Kadett-Liebhaber aus Mönchengladbach war der als Winterfahrzeug zu schade. Für 770 Euro erstand Sascha Pries den Opel. Da zeigte der Tacho gerade 93.000 Kilometer an, gefahren von einem Herrn, der sich mit 94 Jahren von dem Wagen verabschiedet hatte, ein Schnäppchen. Zumal der Kadett im Farbton „porzellanblau“ fast wie vom Fließband glänzt.
Mit dem Kadett D rückten die Rüsselsheimer in den 80er Jahren erstmals dem VW-Golf auf den Pelz. Es war der erste Kompaktwagen von Opel mit Frontantrieb und wurde von 1979 bis 1984 gebaut, insgesamt rund 2 Mio. Exemplare. Einen aus der letzten Serie ergatterte Sascha Pries, die Stückzahlen waren im Schlussjahr gering, Rost machte dem Modell und dem Ruf zu schaffen.
Der Originallack des Dreitürers wies nur geringe Schwachstellen an den Dichtungen auf, die der Kadettfan anschliff und nacharbeitete. Die Sitzpolster im himmelblauen Webstoff sind im Topzustand. Auf Originalität muss der Holzwickeder achten, die Ummeldung auf das begehrte H-Kennzeichen steht an, womit sich die Kfz-Steuer auf 91 Euro statt 330 Euro und die Versicherung auf 75 Euro ermäßigt. Beim H-Kennzeichen hat der TÜV ein besonderes Auge darauf. So passen jetzt auch die Felgen zum Modell, bezogen mit 195er Reifen. „Das war damals zeitgemäß.“ Der Sportauspuff röhrt in verträglicher Lautstärke. Ein straffes Koni-Fahrwerk wird noch eingebaut, zwei Jahre hat der Kadettfan danach gesucht.
Das Besondere für Sascha Pries: „Man fährt durch die Stadt und wird angeguckt, viele sprechen einen an.“ Da tragen auch die gestrickte Papierrollenhülle und der Wackeldackel einen Teil dazu bei. Zur Ausfahrt kommt der Youngtimer nur bei Sonnenschein, meist mit Opelfreunden aus der Umgebung. Und je stärker der Rost an anderen D-Modellen frisst, desto höher klettert der Liebhaberwert. Schon jetzt schätzt Sascha Pries ihn auf rund 3.000 Euro.
Info:
Baujahr: 1984
Motor: 4-Zylinder Reihe, quer
Antriebsart: Vorderrad
Leistung: 60 PS/44kW
Hubraum: 1.281 ccm
Drehmoment:
92 N/3.600 U/min
Getriebe:
4-Gang Schaltung
Leergewicht: 850 kg
Beschleunigung 0-100 km/h: 15,5 Sek.
Spitze: 160 km/h
Verbrauch:
10,5 L Super unverbleit
Ausstattung (u.a.): Radio
Neupreis 1984:
22.000 DM
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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