Orientierung bei Berufswahl - Ausbildungspate gibt Lebenserfahrung weiter
Von St. Reimet
"Blut kann ich einfach nicht sehen", war für Angelique T. (18) nach dem Sozialen Jahr auf einer Krankenpflegestation klar. Jetzt macht sie eine Ausbildung zur Sozialassistentin, genau das Richtige, findet die Königsbornerin und denkt schon an eine Zusatzausbildung. Überhaupt bis dahin gekommen zu sein, ist für sie nicht selbstverständlich. Ausbildungspate Hubert Brandt trägt ein entscheidendes Stück dazu bei.
"Schulmüdigkeit" setzte bei Angelique etwa in der neunten Klasse ein, mit der Freude gings auch mit den Noten abwärts. Lehrer machten sich Sorgen, sie selbst sowieso. Über die Ehrenamtsagentur in Unna knüpfte sie vor drei Jahren Kontakt zu Hubert Brandt. Der Pädagoge i.R. war erst vor einigen Jahren aus dem Schuldienst am Berufskolleg ausgeschieden, unterrichtete Naturwissenschaften und Informatik und ist Mitglied im Prüfungsausschuss für Mechatroniker.
Der agile Pensionär unterstützte sie bereits bei der Praktikumssuche während der Schulzeit. Er setzte sich für sie ein, bis sie eine Stelle in einer Kita fand. Dort sammelte sie erste Berufserfahrungen, gewann im Umgang mit Kindern wieder Spaß an der Schule erreichte schließlich den Hauptschulabschluss. In vielen Gesprächen mit ihrem Ausbildungspaten überlegte sie, direkte die Fachoberschulreife nachzulegen. Sie entschied sich aber für das FSJ. "Da zweifelte ich zunächst, aber jetzt bin ich davon überzeugt", blickt der Pensionär zurück. Er ist für Angelique jemand, der auf die Bewerbung schaut, auch mal eine direkt abgibt. Der Pädagoge kennt viele Ansprechpartner.
Nase voll
Sie wollte immer Krankenschwester werden, musste aber im Krankenhaus erkennen, dass sie mit den Ansprüchen des Berufs nicht klar käme. Motivation und Unterstützung bot ihr der Ausbildungspate auch in dieser Situation. „Es ist wichtig, eine Sache dann trotzdem abzuschließen.“
Nachdem sie die Nase von Schule voll hatte, gab ihr das FSJ neuen Sinn. Regelmäßige Seminare machten ihr Spaß und schließlich spielte der Zufall mit. Denn zum Abschluss empfahl ihr Pate: „jetzt nicht direkt was Neues, erst Mal Urlaub.“ Dort traf sie eine Leiter aus dem FSJ, der erkannte das soziale Potenzial in ihr und verschaffte ihr eine Tätigkeit in einem Jugendzentrum. Die Jugendarbeit sagte ihr zu und in diesem Sommer begleitete sie als Teamerin eine Gruppe nach Juist.
„Leider habe ich noch kaum Zeit dafür.“ Derzeit muss sie oft für Klausuren lernen. Ihre jetztige Ausbildungsstelle fand sie mit Hilfe des Ausbildungspaten. „Aus meiner Berufszeit habe ich viele Kontakte, die ich dafür nutzen kann“, so Brandt. Auf die greift Angelique, die bei der Großmutter augewachsen ist, gerne zurück. Klar ist ihr bereits, der Verdienst als Sozialasssitentin wird nicht reichen. Eine Zusatzausbildung in der Heilerziehungspflege hat sie im Blick. Hubert Brandt sieht die Arbeitsmöglichkeiten mit einem realistischen Auge. „Oft gibt es dann Teilzeitstellen, man muss mehrere Jobs machen.“
Besser mit Pate
Nach drei Jahren Begleitung bei Berufswahl und Lehrstellensuche sieht sich Angelique selbst auch realistischer: “Zu wissen, da ist jemand beratend im Hintergrund tut mit gut. Mit Herrn Brandt ist es auf jeden Fall besser gelaufen.“ Sie weiß, da kann man jemanden anrufen, der ansprechbar ist. „Man fühlt sich nicht als Last.“ Der Lehrer i.R. hilft auch schon mal beim Aufbau eines IKEA-Schranks. Und hat viel Lob für Angelique: “Sie ist pünktlich und gesprächig.“
Seit sieben Jahren übt er das Ehrenamt aus. Er hat auch Jugendliche kennen gelernt, die nicht viel für die Zusammenarbeit tun. Angelique ist seine fünfte Ausbildungspatin. Das Interesse der Schüler sei sehr unterschiedlich.
Mit Angeliques Ausbildung ist Brandts Arbeit nicht beendet. „Ich bin weiterhin als Ausbildungspate für sie ansprechbar.“
Info
Die Ehrenamtsbörse sucht weitere Ausbildungspaten. Regelmäßig finden Informationsgespräche statt im zib Unna. Die Beratungszeiten sind mittwochs von 16.15 bis 17.45 Uhr und freitags von 10.30 bis 12 Uhr. Tel. Un 103711.
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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