Bilderspaziergang Unna: Hobbyfotograf Wolfgang Siebel rückt Hellwegstadt ins richtige Licht

Freunde sprachen ihn an, ob er nicht ein typisches Geschenk aus Unna wüsste. Ein Bildband wäre doch eine spannende Sache. Da stieß Wolfgang Siebel aber nur auf einen Bildband des Historikers Willy Timm. „Einen Bildband über die gesamte Stadt Unna mit allen Orten und Dörfern fehlte.“ So begann Wolfgang Siebel schrittweise, markante Plätze, Denkmäler und Ansichten mit seiner Digital-Spiegelreflex im Bild festzuhalten. Mehr als 1300 Bilder rund um Unna entstanden so.

Als 11 Jahre junger Stepke fotografierte der in Kreuztal aufgewachsene Siebel zum ersten Mal selbst. Mit der damaligen Volkskamera, einer simplen Agfa-Box. Auf Rollfilmen lichtete er Motive ab, für die er gerade mal die Blendenöffnung einstellen konnte. Per Drahtauslöser wurde öffnete man die Blende „so nach Gefühl“. Doch das Filmmaterial verzieh geduldig überlange oder zu kurze Zeiten. Anders als mit heutigen Digitalkameras. Wenn der Film aus dem labor zurück kam, „das war richtig spannend“, so Siebel. In den späten 60er und 70er Jahren gesellten sich Kleinbildkameras der Marken Voigtländer un Praktika hinzu. In Vitrinen bewahrt er seine Kameras auf. Die Ritsch-Ratsch-Klick-Instamatic-kameras mit Filmkassetten sind auch darunter. Heute fotografiert er mit einer canon-Reflex der ersten Generation. Und besucht Fotokurse, darunter seit 15 Jahren die Kurse bei Wilfried Wirth vom Foto-Club Unna. Neben Reisen fahren sie mit einer Gruppe aus zehn Fotografen schon mal nach Köln, um Brücken und Dom abzulichten. Seine Lieblingsmotive sind Landschaften, Stadt-, Gebäude- und Naturansichten. Wolfgang Siebel hat gelernt: Gute Bilder brauchen Zeit und eine ruhige Hand. Ein federleichtes Alu-Stativ hätte der Wind am Kreidefelsen auf Rügen fast mitgenommen. Da legte er sich ein schweres Model zu und bringt es auch bei Tageslichtaufnahmen zum Einsatz. Die Ergebnisse nutzt er meist unverfälscht. Stundenlanges Nachbearbeiten am Bildschirm gibt es bei Wolfgang Siebel selten. Freunde danken ihm den Einsatz. Bei Radtouren und Ausflügen ist er Experte für die Erinnerungsbilder. Die schönsten Motive hält Wolfgang Siebel in Fotobüchern fest. Von seinen rund 8000 Dias möchte er viele digitalisieren. „Die Kästen nehmen ja doch viel Platz weg.“

Bodenbilder überführten Abkassierer auf Altlastenflächen

Dem Ingenieur i.R. kam sein Hobby auch im Beruf zu Gute. In der Verkehrs- und Stadtplanung mit der Umwandlung von Zechengeländen befasst, dokumentierte er die Bauphasen. Und bewies mit seinen Bildern, wie Baulöwen auf Kosten der Steuerzahler Geld schachern wollten. „Verseuchter Boden wurde unter gesunden Boden gemischt, später abgerechnet als Altlastentsorgung.“
Ehefrau Brigitte ist vom Foto-Virus lange infiziert. Als bei einem Urlaub in Skandinavien ihre Kompaktkamera den Geist aufgab, wollte sie prompt den Urlaub abbrechen. „Da haben wir direkt eine neue Kamera gekauft“, schmunzelt Wolfgang Siebel heute.

Statt Abzüge riesige Datenmengen: Archivierung auf Festplatten

Selbstverständlich zieren seine Motive den Wohnbereich der Siebels in Königsborn. Unzählige Fotoalben und -ordner füllen das Arbeitszimmer. Mit heutigen Bildern hat Wolfgang Siebel kein Platzproblem. Auf separaten Festplatten sichert er die Daten.
Sein erstes in höherer Stückzahl erschienene Buch soll nicht das einzige bleiben. Wolfgang Siebel möchte sich der Stadtkirche intensiver widmen. „Es gibt viele historische Unterlagen, aber alles vereinzelt.“ Ein umfassendes Bild-Portrait der Stadtkirche gibt es bisher nicht.
„Ich möchte Emotionen bei den Menschen wecken“, begründet Wolfang Siebel sein Engagement für den Bildband. Jedem Unnaer Seniorenheim schenkte er einen Bilderspaziergang sowie Ansichtskarten. So mühselig die Verhandlungen mit einem ersten Verlag waren, die Mühe hat sich gelohnt. Der Bildband, 70 S., ist in einer Auflage von 1000 Ex. erschienen und u.a. in Unna´s Buchhandlungen und dem I-Punkt erhältlich. Preis 24,90 Euro.