Alte Laster sind rollende Zeitzeugen

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Nutzfahrzeug-Veteranen Gemeinschaft zieht von Lemgo in die Emschergemeinde: Kipper, Schlepper und rechlich Pferdestärken

Holzwickede. Batterieschalter umlegen, eine Minute vorglühen, dann Starterknopf ziehen – Bis die 180 PS der Mercedes Benz-Zugmaschine Typ 337 zum Leben erwachen, sind einige Handgriffe notwendig. Der LKW-Oldie Bj. `59, stand zur Zeit des Wirtschaftswunders in Diensten eines Ölkonzerns und hat stolze 365 Tsd. Kilometer auf dem Buckel. Das Sammlerstück ist eines von rund 5Tsd. Fahrzeugen im Bestand der Nutzfahrzeug Veteranen Gemeinschaft (NVG). Die deutschlandweite Betreuung seiner Mitglieder, Besitzer und Freunde historischer Kipper, Omnibusse und Kipper organisieren Vorstand Hubertus Hennecke und Peter Steckel jetzt von Holzwickede aus.

„Historische Lastwagen wecken Emotionen“, hat Hubertus Hennecke reichlich erfahren. Wann immer der Bausenhagener mit einem seiner sieben Borgward-Veteranen unterwegs ist, schlägt ihm geballtes Interesse entgegen. Bis auf die letzte Schraube nimmt er die meist schrottreifen Wracks auseinander, erneuert Blechteile, schweißt, fertigt Teile an, legt die Elektrik neu und überarbeitet den Motor. „Manche Fahrzeuge sehen nach der Restaurierung besser aus als neu.“ Wie die meisten Oldtimerfans hatte auch Hubertus Hennecke ein Erlebnis, das ihn „mit dem Virus infizierte“. Sein Vater hatte einen Fuhrbetrieb mit Lastwagen der Bremer Marke Borgward. Mit einem Borgward-LKW holte der einst Mutter und Baby aus dem Krankenhaus ab. Gesammelt und erhalten wird in der Interessengemeinschaft alles, was irgendiwe mit Nutzfahrzeug zu tun hat. Vom kleinen, schlichten Multicar der DDR über Kipper, Schlepper für Eisenbahnwaggons bis zu Kranfahrzeugen. Panoramabusse und sogar erste Wohnmobile, umgebaute Möbel-Speditionsfahrzeuge, sind darunter.

So richtig in Form kommen die Oldiefans aber, wenn die Nutzfahrzeuge zeigen können, was sie noch drauf haben. Dazu treffen sie sich regelmäßig in Sandgruben, laden das Schüttgut auf und bringen es zu einem Auftraggeber. Kies kommt den Sammlern aber nicht auf den Kipper. „Wobei einieg sagen, dass echte Gebrauchsspuren dazugehören“, schränkt Steckel ein. Die Leidenschaft für altes Blech in Übergröße setzt aber Standplatz und Reparaturmöglichkeiten voraus. „Das hat nicht jeder und oft sind auch die Ehefrauen noch zu überzeugen“, weiß Hubertus Hennecke. Zumindest damit hat der Holzwickeder Thomas Schürhoff kein Problem. Selbst hat er (noch) keinen Lastwagen, schwärmt aber für die Veteranen. Seine Frau Andrea ist als Bürokraft Ansprechpartnerin in der NGV-Geschäftsstelle. Die Zentral wechselt von Lemgo an den Rand des Sauerlandes, weil hier die topographischen Bedingungen stilechter für die Lastfahrzeuge sind. "Sandgruben und Treffmöglichkeiten sind hier mehr in der Nähe", weiß Hubertus Hennecke.

Unter den Sammelstücken sind manche, die in hiesigen der Region zum Einsatz kamen. Etwa eine Zugmaschine, die in Dortmund für die Bahn rollte. Zu einer Zeit, als der Dieselpreis bei 30 Pfennig lag. Bis zu 100 Liter gurgeln manchmal durch den Motor. Und bewegt werden dürfen die Oldies auch nicht ganz frei. Es gilt ein Sonntagsfahrverbot, es sei denn, die Kommune erteilt eine Sondererlaubnis. Das möchten die Fahrzeugsammler auch im Kreis Unna erreichen. Bürgermeister Jenz Rother versprach bei der Eröffnung der Geschäftsstelle in der Schäferkampstraße 64, sich für die Erlaubnis stark zu machen. Ein Treffen der PS-Boliden könnte es frühestens in zwei Jahren geben. „Jetzt muss erst die Verwaltung hier aufgebaut werden“, erklärt Steckel. Bis zu 50 Fahrzeuge hält er für ein Treffen in der Emschergemeinde für machbar.

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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