93. Geburtstag: Urgestein des Massener Bergbaus Paul Malzahn blickt zurück

Massenarbeitslosigkeit, Krieg, Gefangenschaft und ein Arbeitsleben für das schwarze Gold sind Stationen im Lebenslauf von Paul Malzahn. Das Massener "Urgestein" kämpfte 1960/´61 für den Erhalt von mehr als 1000 Arbeitsplätzen im Bergbau und stand als Betriebsrat der Schließung der Zeche "Alter Hellweg" schließlich hilflos gegenüber. Am 7. Januar feiert er seinen 93. Geburtstag, bei guter Gesundheit und sicher mit mindestens einer Zigarre.

Den Windeln war er kaum entwachsen, als seine Familie der Armut in Danzig entfloh und sein Vater Paul im aufstrebenden Revierbergbau ein Auskommen suchte. In der frisch erbauten Buderus-Bergarbeitersiedlung "Korsika" wuchs Paul Malzahn auf. Der Vater war auf "Alter Hellweg" unter Tage tätig. der Junior besuchte die Volksschule Massener Kolonie und musste als 13-Jähriger erleben, wie Millionen Deutsche ihre Arbeit verloren und auch für ihn lediglich eine Stelle als Landarbeiter bei einem Bauern in Frage kam. Einen Ausweg bot die Handelsmarine, der er 1936 in Stettin beitrat. Von der Kriegsmarine wurde er in den ersten Kriegsjahren als Obermaat übernommen. Das Schicksal meinte es gut mit ihm, als bei der Seeschlacht Unternehmen Norwegen mehrere deutsche Zerstörer im Hafen von Narvik versenkt wurden. Paul Mahlzahn befand sich an Land. Als die Schiffsflotte weiter schmolz, wurde er zum Marineartillerie-Einsatz nach Leningrad befohlen. In Estland geriet der Soldat zum Kriegsende in russische Gefangenschaft, wurde 1946 völlig unterernährt entlassen. "Die Auswahl an Arbeitsplätzen war nicht groß zu der Zeit", erinnert er sich. Im Grubenfeld "Alter Hellweg" wurde er als Schlepper für die Loren unter Tage angeworben. Vom Lehrhauer arbeitete er sich zum Hauer nach oben und engagierte sich parallel in der Gewerkschaftsarbeit, besuchte Seminare der IG Bergbau. Vom Jugendvertreter wurde er schließlich stellv. Betriebsratsvorsitzender. Als sich die Schließung der Zeche ankündigte, stellte er dem Zechendirektor Fragen nach der Zukunft der Arbeitsplätze. "Da bstehe keine Gefahr", erklärte man ihm. Schon kurze Zeit nach der Sitzung war das Ende von "Alter Hellweg" besiegelt, der benachbarte Schacht Heide wurde abgeteuft, trotzdem entfielen 1000 Arbeitsplätze. "Da fühlte ich mich auf den Arm genommen, das war eine bittere Erfahrung." Paul Malzahn fand 1961 auf "Haus Aden" wieder Arbeit, wo er 1976 in den Ruhestand wechselte. 25 Jahre war er Vorsitzender der IG Bergbau Ortsgruppe Massen, weitere elf Jahre Knappschaftsältester. Ein Autofan ist der knorrige Massener seit jeher. Vom VW Käfer über die Ford Taunus "Badewanne" bis zum Opel Vectra, mit dem er heute unterwegs ist, reicht seine automobile Geschichte. "Solange ich gut sehen kann fahre ich noch, aber meist nur Einkäufe." Urlaubsreisen bis nach Spanien unternahm er mit seiner Frau Anneliese, die vor zwölf Jahren verstarb. Von seinen ehemaligen Kumpeln leben noch einige wenige, darunter Nino Mattich. Der passionierte Raucher, der im Hause seiner Schwester Grete lebt, verzichtet auch heute nicht auf seine tägliche Zigarre. Seinen Geburtstag feiert er auch mit Tochter Elke und Sohn Ralf, die Enkel André und Kai gratulieren ebenso. Was zum Wohlbefinden im Alter von 93 Jahren dazugehört, da hat Paul Malzahn sein eigenes Rezept: "Gut leben, schön essen gehen, am besten einen ordentlichen Sauerbraten."

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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