Kein Seepferdchen aber Goldmedaillen
Er konnte kaum reden, aber auf den Skiern stand Pierce Colby(11) bereits als Kleinkind sicher. Und Schwimmen ist für den jungen Holzwickeder ein ganz besonderes Erlebnis. Wenn sein Unterricht am Sport-Gymnasium mal ausfällt, zum Training möchte Pierce in jedem Falle – fünf Mal in der Woche, bald 16 Stunden.
Jetzt erzielte Pierce Colby einen Spitzen-Erfolg in seiner jungen Schwimmerkarriere. Bei den offenen Landesmeisterschaften NRW in Wuppertal im Schwimmsportleistungszentrum Küllenhahn gewann er für die SG Dortmund jeden seiner sechs Starts und fuhr mit sechs Goldmedaillen im Gepäck wieder nach Holzwickede. Fünf mal verbesserte der gar seine persönlichen Bestzeiten (400m Freistil 5:16,19/ 200m Lagen 2:54,41/ 200m Rücken 2:51,83/ 100m Freistil 1:09,13/ 100m Rücken 1:17,41/ 200m Freistil 2:27,93). Dabei setzte sich Pierce auch gegen internationale Schimmer durch. Der Wettkampf auf zehn 50-Meter-Bahnen war schon ein markantes Sporterlebnis für den jungen Holzwickeder.
Das konsequente Training ermöglicht ihm das Goethe-Sportgymnasium in Dortmund-Hörde. Und kehrt er aus dem Wochenende mit einem Pokal zurück, ist er nicht als Streber aussen vor, weil die Mitschüler ebenfalls ihrem Leistungssport nachgehen. Feste Schwimmzeiten hat er im Südbad, Leistungsstützpunkt in Westfalen. Pierce zieht bis zu 16 Stunden in der Woche seine Bahnen, trainiert auch mit den Orcas der DLRG Holzwickede. Steigt er in die B-Mannschaft auf, dann steht Training bis zu acht Mal pro Woche auf seinem Stundenplan. Bei den DLRG Meisterschaften kann er allerdings keine Qualifikation machen, da er andere Pflichtwettkämpfe hat. In der ersten Klasse hat er mit dem Schwimmsport angefangen. Sein Bruder Noah(16) hat es eher mit dem Ballsport, er spielt drei Mal pro Woche Fußball. Nachdem Pierce auf dem Fußballplatz keinen Gefallen am runden Leder fand, sagte er zu seiner Mutter Casey „Ich würde gerne schwimmen.“
In der dritten Klasse reichte ihm das DLRG-Schwimmen nicht mehr und er wechselte zum Schwimmverein Aplerbeck. Dort fehlte aber seine Altersklasse. Casey Colby: „Der Anreiz Gleichaltriger Mitstreiter ist wichtig für den Willen weiterzukommen.“ Mit dem Wechsel nach Schwerte vor drei Jahren und dem Schulwechsel vom CSG auf das Phoenix-Sportgymnasium in Hörde beginnt schließlich seine „Karriere“.
Seinen ersten Pokal errang Pierce als Achtjähriger in Aplerbeck, mit acht Jahren erschwamm er die ersten Medaillen. Die Startgemeinschaft Dortmund ist jetzt sein dritter Verein.
Sein Trainingspensum ist enorm. Knapp 3000 Meter legt er auf der 50-Meter-Bahn zurück. Hinzu kommen Testläufe mit Zeitnahme, auch Bodentraining und in zwei Jahren regelmäßiges Krafttraining. Auf die Ernährung achtet er auch bereits. Zucker vor dem Sport ist tabu, so hält er sein Gewicht von derzeit knapp 40 Kilo. Vorsicht ist schon bei Medikamenten geboten. Damit ein Grippemittel nicht als Doping eingestuft wird haben die Eltern eine App, um sich bei Verschreibungen untereinander zu informieren. Bereits jetzt kann bei Landesmeisterschaften auf Doping getestet werden.
Gute Noten
Die Leistungen in der Schule profitieren sogar von dem erhöhten Trainingspensum. Vater Stefan Colby: „Ihm fällt nicht alles leicht, aber er fokussiert sich beim Sport und das hilft in der Schule.“ Er weiß, was Leistungssport bedeutet. Im Rudersport behauptete er sich zwischen dem 8. und 20. Lebensjahr auf internationalem Niveau. Als Deutscher Vize-Meister 1990 startete er bei den Weltmeisterschaften und belegte mit dem Achter-Team den 5. Platz.
Der Südwestfalentrainer sichtet derzeit die Talente. In 2018 möchte Pierce im NRW-Kader sein. Seine Vorbilder sind noch die schnelleren Vereinskameraden, in seiner Altersstufe meist Mädchen. Kein Training ohne Ziel. Nachdem er jetzt beim Dortmunder Schwimmfest bei acht Starts ganze sieben persönliche Bestzeiten errang und vom Treppchen kaum runterkam, möchte Pierce sich für die Deutschen Meisterschaften vom 5. bis 18. Mai in Berlin qualifizieren und lächelt beim Blick auf seine Medaillen.
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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