Montanhydraulikstraße - Bauverein möchte Grabeland in Wohnbaufläche umwandeln

Pläne bringen Pächter auf die Palme

Von Stefan Reimet. Der Bauverein Holzwickede hat ein weiteres Wohnungsprojekt in der Schublade. Auf dem Eckareal Montanhydraulikstraße/ Bahnhofstraße sollen 64 Mieteinheiten errichtet werden. Was Wohnungssuchende erfreuen wird stößt auf große Überraschung bei den Pächtern des dortigen Grabelandes. Ihr grünes Refugium soll im Zuge der Neuplanung in Bauland umgewandelt werden. Über das Vorhaben erfuhren sie auf Umwegen und möchten ihre kleinen Oasen erhalten.

„Von den Plänen (…) wurden wir völlig überrascht, auch der Geschäftsführung in Essen liegen bis auf Zeitungsberichten keine Informationen vor“, erklärt Ludger Böse, 2. Vorsitzender der Bahn-Landwirtschaft im Unterbezirk Unna/Königsborn. Er bündelt die Interessen der 17 Pächter, die auf einer Fläche von rd. 5 600 qm insgesamt 18 bewirtschaften. „Eine sollte eigentlich im kommenden Herbst/ Winter an einen neuen Pächter vergeben werden, da hier aufgrund langjähriger Nicht- Verpachtung viel aufzuarbeiten ist.“ Von den Plänen wurden die Ratsfraktionen selbst überrascht. Die Vertreter der Grünen machten sich bei einer Ortsbegehung ein Bild vom Grundstück und seiner Nutzung. „Wir waren überrascht, welches Naturerlebnis für Pflanzen und Tiere hier gestaltet worden ist“, war Grünen-Vorsitzender Friedhelm Klemp danach überrascht. „Es ist erkennbar, mit welchen Ideen und Engagement hier eine grüne Lebensqualität geschaffen wurde.“ Eine Versiegelung widerspreche dem hiesigen Klimaschutzkonzept. „Wir werden die Anlieger in allen Bemühungen unterstützen, dieses Areal zu erhalten.“
"Grabeland"
Und das wird intensiv genutzt. Im Laufe der Jahrzehnte hat nahezu jeder Pächter mindestens einen „Geräteschuppen“ auf seiner Parzelle errichtet. Das Grundstück erweckt eher den Eindruck einer Kleingartenanlage. Rasenflächen und eher kleine Pflanzbereiche für Obst-und Gemüse prägen das Eckgrundstück. Bäume, Sträucher und reichlich Stauden dominieren die Bepflanzung. „Laut Bundeskleingartengesetz ist Grabeland anders anzulegen als ein Kleingarten“, weiß Werner Hessel, Garten- und Landschaftsbauer aus Holzwickede. Laut Gesetz dürften lediglich einjährige Pflanzen gesetzt werden.
Bebauungsplan
Auf der Fläche sollen, in zweigeschossiger Bauweise in Staffelform mit Flachdächern, 64 Wohnungen mit einer Gesamtfläche von etwa 4.400 qm entstehen. Grünes Licht für einen Bebauungsplan erhoffte sich der Bauverein auf einer Ratssitzung im Mai. Dazu sind aber noch einige Punkte zu klären: Die Verkehrserschließung würde weitgehend über die Montanhydraulikstraße erfolgen, die in aktueller Breite und Zustand dem kaum gewachsen wäre. Zudem rücken die Wohnungen nah an das Montanhydraulikstadion heran. Die hier und von Seite des Produktionsbetriebes selbst zu erwartenden Lärmbeeinträchtigungen lässt die Gemeinde prüfen.Sie ist auch Eigentümerin der Grabelandfläche, hinzu kommen Bauverein und zwei private Grundbesitzer der Gesamtfläche, was die Planungen in die Länge ziehen könnte. Frühestens in knapp zwei Jahren sei dann mit Projektstart zu rechnen.
Weitere Versiegelung
Dass die Bebauung ökologischen Zielen widerspricht steht für die Grünen Holzwickede nach einer Begehung fest. Friedhelm Klemp: „Wir sollten insgesamt sensibel über weitere Bebauungen in der gemeindlichen Mitte nachdenken.In der Karlsstraße sind gerade Wohnungen gebaut worden. Weitere jetzt an der Hauptstr. und Bahnhofstraße.“ Und empfiehlt, dass sich alle Fraktionen einen Eindruck von dem Gelände machen sollten. Ob weitere Planungsschritte überhaupt kommen, stellt sich bei der nächsten Sitzung des Bau- und Planungsausschuss am Dienstag, 23. Juni, heraus.