NRW-Justizminister Thomas Kutschaty ehrt Schiedsmänner - Werner Krüger 50 Jahre im Amt
Werner Krüger aus Kamen: 50 Jahre im Einsatz für aussergerichtliche Einigung
Von Stefan Reimet. Ihre Schlichtung hat in den meisten Fällen Erfolg und trägt dazu bei, die Gerichte von Nachbarschafts- und Privatklagen zu entlasten. Schiedsleute, die seit vielen Jahren ihre Vermittlertätigkeit ausüben, ehrte jetzt NRW-Justizminister Thomas Kutschaty in Unna. „Sie lösen viele Streitigkeiten dauerhafter als die Gerichte.“
Mit 50 Jahren Amtstätigkeit führt Werner Krüger(85) aus Kamen die Liste der Ehrungen an.In Deutschland gibt es nur noch einen Schiedsmann der länger im Amte ist. Der gelernte Elektriker aus Schlesien kam 1949 nach Kamen, arbeitete als Elektrohauer auf der Zeche Monopol und als Hausmeister am Städt. Gymnasium Kamen. Er war Ratsmitglied, Vorsitzender im Bund der Vertriebenen, Leiter des Stadtseniorenrings und AWO-Ortsvereinsvorsitzender in Kamen. Für eine Mark erwarb er das Zechengebäude Am Bollwerk, organisierte den Kindergarten und bereitete den Weg für weitere Kita-Einrichtungen derc AWO. In Werne schlichtet Herbert Tillmann seit zehn Jahren. Die zahlreichen Ehrenämter führten schließlich zur besonderen Anerkennung durch das Bundesverdienstkreuz. "Da fehlt eigentlich nur die Ehrung als Schiedsmann", gratulierte Minister Thomas Kutschaty. Mehr als zwei Amtsperioden á fünf Jahre hat Heinz Leiwe(75) in Unna-Königsborn geleistet. Seit zwölf Jahren ist er Schiedsmann im Bezirk IV. Der Königsborner holte die Versammlung in fünf Jahren drei Mal nach Unna. Zusätzlich zum Schiedsamt war Heinz Leiwe mehr als acht Jahre Beisitzer im Vorstand der Bezirksdirektion Dortmund, zu der Unna, Kamen, Lünen, Castrop-Rauxel und Dortmund zählen. Als Verbindungsmann zwischen Schiedsleuten und Amtsgericht zählte etwa die Einführung der Mediation zu den neuen Instrumenten, die im Schiedsamt eingeführt wurden. Zum Nachfolger von Heinz Leiwe wählte die Mitgliederversammlung in den Räumen der Sparkasse Unna-Mitte den Fröndenberger Dieter Senker. Klaus Gube aus Kamen und Christel Seegraef aus Hamm führen vier weitere Jahre die Bezirksvereinigung Dortmund im Bund Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen an.
Heinz Leiwe: Ein Weg zum Schiedsamt
Der Bankkaufmann i.R. Suchte im Alter von 59 Jahren eine verantwortungsvolle Aufgabe. Gute Kontakte hatte er, spielte lange und erfolgreich Fußball in Unna. Eine Stelle als Schöffe am Landgericht Dortmund hatte er im Visier. Auf Grund seiner Erfahrungen und guten Leumunds wurde er vereidigt, war vier Jahre Schöffe. Doch der Parteilose wollte weiterkommen. Inzwischen quittierte sein Vorgänger den Dienst in Königsborn. Und der bestärkte ihn: „Du kannst das.“ 2002 wurde Leiwe als Schiedsmann für den Bezirk IV vereidigt. 98 protokollierte Fälle hat er bisher auf dem Tisch gehabt, hinzu kommen ungezählte Anfragen per Telefon oder persönlich, die sich anders lösen ließen.
Verschwiegenheit ist oberstes Gebot der Schiedsmänner und das nimmt Heinz Leiwe ernst. Einige Fälle bleiben ihm dauerhaft im Gedächtnis. Etwa die Anwältin mit der prallen Akte über einen Mauerstreit. Die Advokatin wollte unbedingt Recht bekommen. Heinz Leiwe erklärte: „Dann machen wir das Buch hier zu und sie gehen zum Gericht.“ Den Fall konnte er schlussendlich erfolgreich schlichten. Recht sprechen dürfen und wollen Schiedsmänner nicht. „Bei uns gibt es keinen Verlierer und Gewinner.“ Eher kurios klingt der Fall eines Stromkunden, der nachweislich 60 Cent zu viel gezahlt hatte. Die Gegenseite lenkte nicht ein. Ein abschließender Vergleich verursachte Kosten 25 Euro plus Gebühren. „Oft geht es nur ums Prinzip.“ Sachbeschädigungen, Verletzung des Briefgeheimnisses und sogar Stalking zählt zu den Strafsachen, die oft bei Schiedsmännern landen.
Der Klassiker, das Grün wächst über die Grenze, lasse sich meist schnell lösen. Verändert habe sich in seiner Amtszeit die Umgangsform. „Zum Negativen, Beleidigungen nahmen viele Jahre zu.“ Das sei auf hohem Niveau so geblieben. „Und wir müssen die bösen Worte aufschreiben.“
Nicht alle Fälle münden in einem Schlichtungsverfahren. In etwa der Häfte komme es zum Vergleich. Von elf Fällen im Vorjahr hatte er vier Vergleiche, sieben landeten aber vor Gericht. In diesem Jahr brachte er bisher fünf von sechs Fällen zum Vergleich. Ist das Streitbuch geschlossen freut ihn ein Händeschütteln und die Anerkennung der Stellen, mit denen er Kontakt hat, vom Bürgermeister bis zur Rechtspflegerin.
Worte der Anerkennung fand NRW-Justizminister Thomas Kutschaty für alle Schiedsleute.
„Sie lösen Streitigkeiten dauerhafter als Gerichte. „ Die Atmosphäre sei angenehjmer als vor Gericht. Hintergründe könnten beleuchtet werden. Nach Gerichtsentscheidungen sei der nächste Streit meist vorprogrammiert. Auch die Bundesvorsitzende des BDS, Monika Ganteföhr bedankte sich für ihren Einsatz und der Bezirksvorsitzende Klaus Gube wünschte weiterhin eine glückliche Hand bei der Streitschlichtung.
Drei Fragen an Heinz Leiwe(75):
"Mehr Beleidigungen und üble Nachrede"
Welche Instrumente wenden sie bei Streitigkeiten an?
„Die Mediation wurde eingeführt als sanfte Vermittlungsart zwischen den Parteien. Das direkte Wort untereinander ist wichtig, bei uns geht es nicht um Recht sondern um Einigung.“
Hat sich die Art der Fälle verändert?
„Ja, wir erlebten einen Anstieg bei Beleidigungen und übler Nachrede. Das nahm stark zu und hat sich, wenn auch auf hohem Niveau stabilisiert.“
Was macht ihnen Freude an dem Ehrenamt?
„In meinem Beruf als Bankkaufmann habe ich gelernt mit Menschen zu verhandeln. Das Händeschütteln bei einer gütigen Einigung gibt mir viel Freude.“
Hintergrund Schiedsmänner
Seit 1827 in ehemals preußischen Landen und heute in 12 Bundesländern Deutschlands gibt es ehrenamtlich tätige Schiedsmänner und Schiedsfrauen, in Sachsen Friedensrichter. Ein Dutzend Schiedsmänner und-frauen sind in Unna und Kamen Ansprechpartner für die aussergerichtliche Schlichtung bei Nachbarschafts- und vermögensrechtlichen Streitigkeiten, Hausfriedensbruch, Beleidigung, Verletzung des Briefgeheimnisses, Körperverletzung, Bedrohung und Sachbeschädigung. Voraussetzungen für das Amt sind ein Mindestalter von 30 Jahren, Wohnort im Zuständigkeitsbezirk und vor allem Lebenserfahrung, Einfühlungs- und Durchsetzungsvermögen und die Bereitschaft, sich um die Probleme anderer Menschen zu kümmern. Ausser einer Aufwandentschädigung wird keine Vergütung gezahlt. Eine Übersicht der Schiedspersonen haben die Kommunen.
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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