Nah-Mobilität - E-Bikes, "Mitfahrbank" und E-Carsharing
Von St. Reimet
Die mobile Freizeitgesellschaft hat viele Gesichter. Dem regen Radausflugsverkehr an Wochenenden stehen verstopfte Straßen, Parkplatzsuche und schlechte Luft in den Städten gegenüber. Das Rad attraktiver machen könnten kombinierte ÖPNV-Angebote und bessere Ausschilderung. „Denn viele Kurzstrecken sind mit anderen Verkehrsmitteln als dem Auto schneller, gesünder und umweltschonender zu erreichen“, weiß "All-Wetter-Radfahrer" Friedhelm Klemp.
"Nach dem Stadtradeln bitte weiterradeln" könnte der Appell vieler Radfahrer in der Emschergemeinde lauten. Mit 85 aktiven Radlern in neun Teams beteiligte sich die Emschergemeinde am Stadtradeln, das erste Mal nach vier Jahren wieder. Mit 23.000 Kilometern befuhren die Radler den halben Äquator, Platz acht im Ranking der zehn Kommunen im Kreis Unna. Immerhin: Zehn Ratsmitglieder hievten Holzwickede auf Platz drei der radaktivsten Kommunalparlamente.
Zahlreiche Anregungen zur Verbesserung des Radwegnetzes haben die Ortsgruppe Holzwickede des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) und Bündnis90/Die Grünen in Holzwickede auch beim Stadtradeln gesammelt und möchten diese der Verwaltung vorlegen. "Ziel ist die Verbesserung der Nahmobilität", so Grünen-Fraktionschef Friedhelm Klemp.
Dazu zählten eine bessere Busanbindung ebenso wie die Vernetzung mit überörtlichen Radwegen. Defizite gebe es für Wohngebiete im Norden und Süden der Gemeinde. Nach dem Stadtradeln sollten jetzt Schwachstellen der Radwege und Verbindungen zum Umland dokumentiert werden.
Airport-Shuttle nutzen
Bereits im Verkehrsausschuss wurde die Gemeinde beauftragt, Gespräche mit der VKU zu führen, den Norden und Süden besser in das überörtliche Bus- und Bahnnetz zu integrieren. Die Grünen schlagen vor, im Norden den Shuttle-Bus des Flughafens mit einzubinden. Neben Fluggäste könne er auch von Mitarbeitern des Flughafens und sonstigen Fahrgästen genutzt werden. Ein kleiner Shuttle-Bus, wie er seit Jahren die Ortsteile in Fröndenberg verbindet, sei ebenfalls überlegenswert.
Mitfahrerbank
Beschlossen und trotzdem auf die lange Bank geschoben ist das Projekt "Mitfahrbank". Aufgestellt im Bereich Hengsen/Opherdicke soll die Bank den Kontakt und die Verabredung zwischen Wartenden mit Fahrtziel und Autofahrern vereinfachen. Bisher scheitert die Mitfahrbank an Versicherungs- und Rechtsfragen. Unzureichend sei auch die Anbindung der Flüchtlingsunterkunft Mühlenstraße an den öffentlichen Nahverkehr.
E-Carsharing
Neue Chancen für umweltschonende Mobilität könnten sich durch die gemeinsame Nutzung von Verkehrsmitteln durch verschiedene Personengruppen eröffnen. Im Nahbereich biete sich die Gelegenheit, durch das E-Carsharing Verwaltung, Unternehmen und Privatpersonen zusammen zu bringen. Dazu möchten die Grünen eine Anfrage an die Verwaltung stellen, zunächst die Kilometerleistung, Standzeiten und Kosten des kommunalen Fuhrparks zu erfassen. "In kleinen Gemeinden wie Holzwickede lassen sich E-Fahrzeuge gut nutzen", so Friedhelm Klemp. Per App könnten sich Nutzer der Fahrzeuge schnell absprechen. Es gehe nicht nur um Kostenreduzierung, sondern um vorbildliche Umweltgestaltung. Dazu zähle auch der zügige Aufbau eines Netzes von Ladestationen. Idealerweise am Schloss Opherdicke, um auch Radfahrern etwa des Ruhrtalradweges das Aufladen zu ermöglichen. Bislang gibt es nur Ladestationen für Autos am Rathaus und künftig am Edeka-Parkplatz.
Mehr E-Bikes
Die Ausstattung der Verwaltung mit Pedelecs ist nach Ansicht der Grünen zu erweitern um ein Angebot an Leih-E-Bikes, um Spontan- und Langstreckenfahrten zu erleichtern, was eher ein mittelfristiges Ziel sein dürfte.
Mit wenig Aufwand lässt sich die Ausschilderung von Radwegen verbessern. So findet sich am Bahnhof Holzwickede für Zugreisende kein Hinweis auf den Emscherradweg. Und das vor dem Hintergrund der Imagekampagne zur touristischen Aufwertung der "Emscherquellgemeinde."
Nahmobilität 2.0
Nahmobilität ist eine Leitidee zur umweltschonenden und gesunden Nutzung von Raum, Energie und Zeit in städtischen Gebieten. Sie entstand bereits 2002 bei der Arbeitsgemeinschaft fahradfreundliche Städte, Gemeinden und Kreise in NRWe.V. (AGFS). Stand anfangs der Umstieg auf Bus und Bahn im Vordergrund, wendet sich Nahmobilität 2.0 einer „multimodalen und klimafreundlichen Mobilitätskultur“ zu. Zweiräder verschiedenster Art, vom City-Roller über Segway und Pedelec bis zum Rad sowie E-Kleinautomobile sind heute Fahralternativen. Sharing-Modelle in Großstädten sind Vorläufer von Projekten, die auch in kleinen Kommunen funktionieren können. Nahmobilität 2.0 zielt auf mehr Bewegung als neues Selbstverständnis und auf Gesundheitsbewusstsein.
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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