Trotz einer Vereinsgröße „S“ Aktivität immer in „XXL“

„Klein – aber fein“, so bezeichnet sich der Bürgerbus-Verein Hemer angesichts der etwa 60 Mitglieder, insbesondere aber der Zahl der tätigen Fahrerinnen und Fahrer.

Die ist aus alters- oder krankheitsbedingten Gründen in den nunmehr 16 Jahren des Vereinsbestehens auch schon manches Mal auf zwölf gesunken. Wie groß das Fahrteam auch gerade sein mag, elf Schichten an den Vor- und Nachmittagen pro Woche gilt es abzudecken, da tritt auch schon der eine oder andere ein zweites Mal zum Einsatz an.

Im Ehrenamt auf Hemers Straßen unterwegs.

Den zurzeit 18 ehrenamtlichen Fahrern macht es immerhin Spaß, in ihrer Freizeit den Kleinbus durch Hemers Straßen zu lenken und damit zur Mobilität der Fahrgäste bis ins hohe Alter beitragen zu können. Das sind vornehmlich die Senioren aus den Außenbezirken der Stadt, da dort die „Tante-Emma-Läden“ geschlossen sind, der Partner, der sonst das Auto fuhr, nicht mehr da ist, und der Nahverkehr diese Bezirke nicht bedient – weil es sich nicht lohnt, oder die Straßen für die üblichen Linienbusse zu eng sind.

So ergänzt der mittlerweile dritte Bus in der Vereinsgeschichte, ein neunsitziger Mercedes Sprinter, wie auch in 111 weiteren Orten und Gemeinden in NRW, den öffentlichen Personennahverkehr und sorgt dafür, dass schwere Einkaufstaschen nach Hause transportiert werden oder das Paket zur Post gebracht werden kann.

Vier Linien, 60 Haltestellen und ein fester Fahrplan.

In Hemer verbinden ausgehend vom ZOB werktäglich vier Linien nach einem festen Fahrplan mehrfach die außerhalb gelegenen Wohngebiete, wie z.B. Urbecke, Asenberg, Tannenkopf, Ballo, „Klein-Berlin“, „Weifenbach-Siedlung“, Lamberg und Parkstraße, mit der Innenstadt und den dortigen städtischen Einrichtungen, Geldinstituten, Geschäften, Arztpraxen und Apotheken. Selbstverständlich liegen dabei die Seniorenheime, Paracelsus- und Lungenklinik, die Begräbnisstätten „Friedhof Kantstraße“, „Waldfriedhof“, „Sundwiger Friedhof“ und die Ausflugsziele Sauerlandpark und Felsenmeer an der mit rund 60 Haltestellen ausgewiesenen Strecke. Ein Übergang in das Liniennetz der MVG mit Anbindung an die Nachbarstädte Iserlohn und Menden ist am ZOB möglich.

Vertraute Bus-Atmosphäre.

Es geht familiär zu im Bus, man kennt sich und hat viel zu erzählen. Die Unterhaltung mit dem Fahrer ist nicht verboten, sondern sogar gewünscht. Da wird über Gott und die Welt geredet, über große und kleine Politik diskutiert. Aber auch von Kindern und Enkelkindern wird gesprochen, über Krankheiten, und bei welchen Ärzten man so lange warten muss. Sogar die Tages- und Wochenangebote bei Real, Edeka, Aldi, Lidl, Netto, Penny und den anderen Händlern sind Gesprächsstoff. Da kommt es auch schon mal vor, dass jemand vor lauter Eifer den Ausstieg an der vorgesehenen Haltestelle verpasst.

Auch ein Paket Toilettenrollen und eine Topfpflanze wurden schon mal vergessen. Während Frau G. den Verlust bemerkte und geduldig an ihrer Ausstiegsstelle auf das erneute Anfahren des Busses zum Empfang ihrer „Papiere“ ausharrte, wurde die Blume tagelang spazieren gefahren anstatt einen Vorgarten oder ein Grab zu schmücken. Wer gibt auch schon gerne zu, dass er vergesslich sein könnte.

Mitmachen erwünscht.

Unterstellt ist der Bürgerbus der MVG, die Inhaberin und Betriebsführerin im Sinne des Personenbeförderungsgesetzes ist. Der Verein finanziert sich in erster Linie durch Fahrgeldeinnahmen, Sponsorengelder und Mitgliedsbeiträge. Daneben erhält er einen jährlichen Zuschuss des Landes NRW.

Interessenten, die mehr über die Bürgerbusidee erfahren wollen oder eventuell das Fahrteam aktiv unterstützen möchten, erhalten erste Informationen unter Telefon 0173 9915215 oder bei den Fahrerinnen und Fahrern im Bürgerbus.