Über Zukunftsängste, den ersten Sex und den Tod

Svenja Putscher (li.) und Claudia Eichhorn sind ehrenamtliche Mitarbeiter des Kinder- und Jugendtelefons Iserlohn und haben stets ein offenes Ohr für die Probleme anderer.
  • Svenja Putscher (li.) und Claudia Eichhorn sind ehrenamtliche Mitarbeiter des Kinder- und Jugendtelefons Iserlohn und haben stets ein offenes Ohr für die Probleme anderer.
  • hochgeladen von Karola Schröter

In Zeiten wie diesen, wo es in sämtlichen Berufssparten um Sparmaßnahmen, Gehaltskürzungen und Schließungen geht und der eine mehr, der andere weniger betroffen ist und um die eigene Existenz fürchten muss, sind Augen und Ohren oft verschlossen bei Problemen anderer. Aber es gibt eine Gruppe, die nicht nur dann genau zuhört, sondern dies auch noch ehrenamtlich macht.

Die Rede ist hier vom Team des Kinder- und Jugendtelefons Iserlohn. Und was die Ehrenamtlichen leisten und auch selber verkraften müssen ist enorm.
6.000 Kinder und Jugendliche wählen im Jahr die bundesweite "Nummer gegen Kummer" 0800/1110333, europaweit 116111, wenn es um die erste Liebe geht, den ersten Sex und Probleme in der Schule. Aber auch sie haben bereits mit Existenzängsten zu kämpfen, wie Claudia Eichhorn weiß: "Der Stress steigt, auch bei Kindern und Jugendlichen, sie sehen die Zukunft oft ungewiss und sie haben Angst, den hohen Leistungsansprüchen nicht gerecht zu werden."

Helfen durch Zuhören

Obwohl nur ein Drittel der Anrufer auch wirklich Hilfe und einen Rat brauchen, lassen sich die Mitarbeiter nicht entmutigen. "Klar ist es manchmal frustrierend, wenn es sich mal wieder um einen Scherzanrufer handelt. Aber manchmal rufen diese noch einmal an, weil sie sich beim ersten nicht getraut haben. Einige von ihnen öffnen sich dann komplett", sagt Svenja Putscher. Die Mitarbeiter werden regelmäßig geschult. Trotzdem könne man nicht immer die Antwort parat haben oder eine Lösung auf dem Silbertablett präsentieren. In erster Linie geht es hier um das Zuhören, darum dazusein für die Kinder und Jugendlichen und sie ernstzunehmen.

"Sie wusste, dass sie sterben würde"

Claudia Eichhorn erinnert sich: "Es war ein Mädchen, das an Krebs erkrankt war und in einer Klinik behandelt wurde. Sie wusste, dass sie sterben würde. Mit ihren Eltern war es ihr nicht möglich, offen über den Tod zu sprechen. Das belastete das junge Mädchen extrem. In diesem Fall habe ich einfach zugehört ohne abzublocken bei dem Thema 'Sterben' wie ihr Umfeld und konnte ihr somit helfen. Sie hatte mir erzählt, dass sie in einer Klinik gar nicht so weit entfernt liegt. Am liebsten wäre ich zu ihr gefahren und hätte sie in den Arm genommen, aber das ist natürlich nicht möglich, weil alles, was unsere Arbeit betrifft, anonym ist zum Schutz der Anrufer." Dramatische Anrufe kennt auch Svenja Putscher: "Schlimm ist es, wenn das Gespräch dann plötzlich unterbrochen wird. Vor allem, wenn es um Suizidgedanken ging. Nach so einem Anruf ist für mich an diesem Tag erst einmal Schluss. Dann kann man sich nur noch ins Auto setzen, um den Kopf freizukriegen."

Autor:

Karola Schröter aus Hemer

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