Programm zur Berufsorientierung: "Kein Abschluss ohne Anschluss"
„Wir bilden im kaufmännischen und technischen Bereich aus, und erst vor kurzem hat eine Auszubildende ihre Ausbildung plötzlich abgebrochen, weil sie doch lieber Floristin oder Tierarzthelferin werden wollte“, sprach Engelbert Schulte, Geschäftsführer des gleichnamigen Hemeraner Verpackungsunternehmens aus eigener, leidvoller Erfahrung.
Eine Erfahrung, die auch Michael Herget vom Bildungsbüro des Märkischen Kreises bestätigen konnte. „Die Abbrecherquote bei Auszubildenden liegt bei 25 bis 30 Prozent.“ Viele Jugendliche seien einfach noch zu orientierungslos, wenn sie sich entscheiden müssen, wie es nach der Schule für sie beruflich weitergehen solle.
Und genau hier setzt jetzt das neue Berufsvorbereitungs-Programm „Kein Abschluss ohne Anschluss“ der Landesregierung NRW an, an dem zukünftig alle weiterführenden Schulen verpflichtend teilnehmen sollen.
Der erste Schritt des Programms erfolgt in der siebten Klasse. Dort lernen die Schüler und Schülerinnen mit Hilfe einer speziellen Potenzialanalyse ihre persönlichen Stärken und Schwächen kennen. Die Erkenntnisse hieraus sollen ein Schuljahr später dann mittels der sog. Berufsfelderkundung in der Praxis ausprobiert werden, bevor dann im 9./10. Schuljahr das zwei- bis dreiwöchige Schulpraktikum wartet.
„In der Berufsfelderkundung erhalten die Schüler die Möglichkeit, an drei Tagen jeweils in verschiedenen Betrieben den Berufsalltag in unterschiedlichen Bereichen, die die Potenzialanalyse vorgeschlagen hat, vor Ort zu erleben“, erläutert Birgit Schroeder, ebenfalls für das Bildungsbüro des Kreises tätig, das Konzept.
Die ersten Schulen, die sich in Hemer an der Berufsfelderkundung beteiligen, sind die Prinzhorn-Realschule und das Woeste-Gymnasium; die Wilhelm-Busch-Förderschule, die Märkische Schule und die Gesamtschule folgen ab dem Schuljahr 2015/2016. Um das neue Konzept jedoch erfolgreich umsetzen zu können, suchen die Verantwortlichen noch nach Arbeitgebern, die sich ebenfalls beteiligen. „Das können sowohl größere Unternehmen sein als auch natürlich auch Einzelhändler, Gesundheitspraxen oder Handwerksbetriebe“, warb Birgit Schroeder um Teilnahme. Alle Informationen und auch die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es im Internet auf der Plattform: www.berufsfelderkundung-mk.de.
Auch die Stadt Hemer erachtet das neue Projekt als ausgesprochen wichtig und sinnvoll. „Wir unterstützen jegliche Anstrengung, damit möglichst viele junge Menschen ihre Ausbildung in ihrer Heimatstadt machen können“, formulierte es Bürgermeister Michael Esken. Dementsprechend hat die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung auch bereits alle Unternehmen angeschrieben und um Unterstützung gebeten.
Autor:Christoph Schulte aus Hemer |
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