Messerstecher steht vor Hagener Landgericht
(Text von Sylvia Mönnig) Der gefährliche Angriff auf die Kundin eines Supermarkts in der Iserlohner Innenstadt sorgte im Januar für Entsetzen. Mit einem Messer stach ein 29-jähriger Mendener auf die Frau ein und verletzte sie schwer. Seit dieser Woche steht der psychisch Kranke vor dem Hagener Landgericht.
Neben dem Vorfall in Iserlohn geht es auch um einen weiteren Zwischenfall in Geschrei, Blut, per Durchsage ein Notfall-Code: Völlig arglos stand die Frau am Nachmittag des 20. Januar mit ihrer Familie an der Fleischtheke. Unvermutet näherte sich der Angreifer. Mit einem Messer, das er gerade erst aus einem Verkaufsregal genommen hatte, stach er ihr in den Bauch. Sein Opfer erlitt eine Magenperforation, schwebte in Lebensgefahr und musste sich einer Notoperation unterziehen.
Rund sechs Wochen zuvor, am 6. Dezember 2011, eine erste Attacke - auch aus dem Nichts: In einem Linienbus in Hemer schlug der Mendener plötzlich mit einer Glasflasche und seinen Fäusten auf das Gesicht eines 15-Jährigen ein. Der Jugendliche zog sich dabei eine Schädelprellung und eine Schürfwunde an der Oberlippe zu.
Am Mittwoch beginnt der Prozess vor dem Hagener Schwurgericht. Hier präsentiert der Mann mit dem markanten Kinnbärtchen seine ganz eigenen Versionen der beiden Vorfälle, während sein Blick unstet durch den Saal schweift und er scheinbar permanent das Gefühl hat, von den Beteiligten ausgelacht zu werden. Die Schläge im Bus begründet er mehr oder weniger als Notwehr. Der
Teenager habe ihn zuerst bedroht und geschlagen. Was den Messerstich im Supermarkt betrifft, sprach er anfangs bei polizeilichen Vernehmungen und bei einem Arzt von Stimmen in seinem Kopf, von einer höheren Macht, von Satan, Dämonen und von einem „großen Knochen“, der ihm befohlen habe, eine Heldentat zu vollbringen. Das, so versichert er jetzt, sei lediglich ein Vorwand gewesen, um in eine Therapie zu kommen - anstelle des Gefängnisses. „Das gehörte alles zu meinem Plan, in die Psychiatrie zu kommen.“ Denn der Angriff auf die Frau habe nur einem Zweck gedient: „Ich wollte mich ein bis zwei Jahre einsperren lassen.“ Ausführlich berichtet er von seinem Drogenproblem und von einem Bekannten, der ihn mit einem Messer gesucht habe. „Der dachte, ich hätte ihn bei der Polizei angeschwärzt.“ Und: „Ich hatte auf keinen Fall vor, die Frau umzubringen.“ Nie, und das könne ihm das Gericht glauben, würde er so etwas wieder tun.
Dem vermutlich schuldunfähigen Mann droht nun die Unterbringung in der Psychiatrie. Sein Verfahren wird am 6. August fortgesetzt – unter anderem mit der Aussage der Geschädigten des Messerangriffs.
Autor:Karola Schröter aus Hemer |
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