Extremsportler Jürgen Kalf (66) ist zurück: 9.000 auf dem Fahrradtacho
Wieder zurück in der Heimat Wiblingwerde plant Jürgen Kalf im Kopf bereits seine nächste Tour: 20.000 Kilometer mit dem Fahrrad durch Asien. Er zählt mit Sicherheit zu den Exptremsportlern: Der 66-jährige Jürgen Kalf aus Wiblingwerde, der vor seiner Rente „Naturfloristik“ in Iserlohn geführt hat, hat Haus und Auto gegen ein Leben in „Freiheit“ getauscht.
Im Mai hat er sich von hier aus Richtung Osten aufgemacht (wir berichteten). „Es ist alles perfekt gelaufen“, erzählt er nach seiner Rückkehr. Keine schweren Stürze, bei denen er sich Verletzungen zugezogen hat und auch sonst wirkt er mehr als topfit nach seiner Abenteuerreise.
Los ging es auf seinem Fahrrad und Gepäck (beides wog zusammen rund 80 Kilogramm) auf Richtung Polen. Dort besuchte er das Haus seiner Ahnen, die damals von den Russen vertrieben worden waren. Dort blieb er eine Woche. Dann trieb es ihn weiter, unter anderem nach Petersburg. Müde wurde der 66-Jährige zwischenzeitlich gar nicht. Eher im Gegenteil, wie er erzählt: „Wenn ich die Berge hochgefahren bin, und auch, wenn es schon spät abends war, musste ich mich eher zwingen, mir einen Unterschlupf zu suchen. Ich hatte am Ende des Tages noch mehr Power, weil ich wusste, ich hatte so viel geschafft. Unser Körper ist ein Geschenk, den uns die Natur gegeben hat. Man bekommt eine Achtung vor seinem eigenen Körper.“ Nachts schlief er auf Waldböden. Jürgen Kalf: „Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn man beobachtet, wie die Eichhörnchen die Bäume hochjagen, mitzuerleben und einfach dazuliegen, wenn die Tierwelt, der Tag erwacht.“ Gab es machmal nicht die Möglichkeit, im Freien zu bleiben und sich der 66-Jährige in einem Hotel einquartieren musste für eine Nacht - wie in Kopenhagen - war er wenig begeistert: „Das ging mir natürlich gegen den Strich.“
2014 nach Asien: "Da mache ich die 20.000 voll"
Ernährt hat sich der Radsportler von Bananen, Nüssen und Fisch. Orientiert hat er sich „altmodisch“ an Karten - etwas, was heute scheinbar nicht mehr jeder kennt. Er erinnert sich und schmunzelt: „Wenn ich Menschen angesprochen habe, nach dem Weg gefragt und ihnen die Karte vors Gesicht gehalten habe, mussten diese erst einmal die Stöpsel aus den Ohren nehmen, damit sie mich hören. Und dann wussten die nicht einmal, wie rum sie die Karte halten sollten.“ Der Kontakt zu Menschen auf seinen Reisen sei ihm sehr wichtig: „Es ist toll und interessant, mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen, zuzuhören und zu erzählen. Außerdem erfährt man oft von Stellen, die man gesehen haben sollte. Als gewöhnlicher Tourist würde man das nie erfahren.“
Sein Herz verloren hat er auf seiner Reise übrigens auch und zwar an die Finnen und ihr Land. „Wenn man durch diese rauhe und wunderschöne Natur fährt und riesige Felsbrocken dahliegen, aus denen scheinbar Bäume wachsen, dann erlebst du die Evolutionsgeschichte. Da wird man fast gläubig“, schwärmt er und wirkt beinahe berauscht.
In Schweden hat er übrigens die Freundlichkeit der Polizei kennenlernen dürfen. Jürgen Kalf hatte beschlossen, die Autobahn dort für eine kurze Strecke als Reiseroute zu benutzen. Die Polizei kam, sammelte ihn samt Fahrrad ein und setzte ihn an einer Stelle ab, an der er bestens weiterfahren konnte. Fotografieren ließen sie sich mit dem netten Abenteurer aus Deutschland dann auch noch.
Angst, dass ihm etwas passieren könnte auf seinen Fahrten hat er nicht. „Man muss den Menschen mit Respekt begegnen, dann begegnen sie einem genauso freundlich. Die Art der Kommunikation ist einfach entscheidend.“
Nach dem Kulturschock, sich wieder mit elektronischen und technischen Dingen wie Fernbedienung etc anfreunden zu müssen, plant Jürgen Kalf sein nächstes Abenteuer und zwar soll es dann nach Asien gehen. „Dort kann ich wegen der Temperaturen mehr als ein paar Monate fahren. Da mache ich die 20.000 voll.“
Mehr zu dem Abenteurer sehen Sie auch bei facebook.
Autor:Karola Schröter aus Hemer |
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