Bus schluckt Taschengeld

Da lese ich heute – im Sommerloch – unter der Überschrift „Nachwuchs nicht ständig Geldgeschenke zustecken“ eine wohlgemeinte „Binsenweisheit“ und Warnung des Deutschen Kinderschutzbundes NRW, und prompt fällt mir dazu eine nette Begebenheit ein, die ich am Montag als Fahrer des Hemeraner Bürgerbusses auf der Linie B erlebt habe.

Frau N., eine treue Nutzerin des Busses, steigt an der Haltestelle „Am Roland“ zu, um in die Innenstadt zu fahren. Mit dabei ihre Enkelin, etwa 7 Jahre, die wohl die letzten Sommerferientage bei der Oma verbringt – ich nenne sie Klara. Frau N. darf kostenlos mitfahren, da sie einen Schwerbeschädigtenausweis vorweisen kann. Klara öffnet beim Einsteigen behutsam den Reißverschluss ihrer roten, herzförmigen Geldbörse und zahlt stolz 1,10 €, den Fahrpreis für Kinder.

Sie freut sich offensichtlich auf die Busfahrt und nimmt selbstbewusst auch gleich vorne den ersten Platz ein. So kann sie durch die Windschutzscheibe die Fahrt über die Haltestelle „Waldfriedhof“, durch „Klein-Berlin“ und „Zeppelin-Wohnsiedlung“ über die Hauptstraße von Westig bis in die Stadt erleben. Dabei hat sie wohl immer unsere Trinkgeldkasse, den kleinen Plastikbus auf der Frontablage im Blickwinkel.

Am ZOB angekommen bleibt Klara beim Aussteigen auf Augenhöhe mit der Spardose stehen, öffnet wieder sorgfältig ihr Portemonnaie, während Oma meint: „Du musst deinen Fahrschein nicht wieder abgeben“. Klara ignoriert auch den wiederholten Hinweis ihrer Oma und drückt mir zwei Cent in die Hand: „Für euren niedlichen Bus, der freut sich bestimmt“. Einfach liebenswert, die Klara! Unser Ehrenamt wollte sie damit bestimmt anerkennen, dazu hatte sie sicherlich schon von Oma und den Eltern gehört.

Und ist Klaras Handeln nicht das gewesen, was die Kinderschützer wieder mal anmahnen? – im Sommerloch: „Taschengeld ist wichtig, um die Selbständigkeit und den verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu üben“.