Australien Teil I: Regenwald und Wasserfälle
Der Iserlohner Felix Esser schildert weitere Erlebnisse seines zehnmonatigen Australienaufenthaltes (wir berichteten im Vorfeld): "Halbzeit! Wie schnell 5 Monate vergehen können, merkt man wohl erst, wenn man auf Reisen ist. Seit meinem ersten Bericht habe ich so viel erlebt, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll und ob ich mich noch an alles erinnere. Deshalb versuche ich einfach mal dort anzufangen, wo ich aufgehört habe und folge dabei meinem zeitweiligen Versuch, Tagebuch zu führen.
Nach dem Aufenthalt in Port Macquarie fuhren wir weiter in Richtung Norden die Küste entlang und hatten dabei stets wenig Glück mit den Surfwellen. Eines der aufregendsten Ereignisse war die Schlafplatzsuche nahe der Ortschaft South West Rocks, wo wir aufgrund der vielen „No Camping“-Schilder mehrere Stunden mitten in der Nacht über Schotterpisten und durch verlassene Dörfer bis hin zu einem Leuchtturm fuhren, um schließlich den Wagen auf einem Parkplatz abzustellen und schlafen zu können. Am nächsten Morgen traf ich auf dem Weg zur Toilette ein grasendes Känguru, das sich von meiner Anwesenheit überhaupt nicht beirren ließ. Beim anschließenden Frühstück hatten wir eine atemberaubende Aussicht über die unter uns liegende Bucht und den Leuchtturm. Danach machten wir uns auf den Weg zum nächsten Strand, wo man laut Reiseführer auf einige weitere Kängurus treffen sollte. Wir wurden nicht enttäuscht und konnten eine Ansammlung von über 30 grauen Kängurus beobachten und fotografieren.
An den darauffolgenden Tagen entfernten wir uns ausnahmsweise ein wenig von der Küste ins „Hinterland“ und bestaunten zum ersten Mal Teile des australischen Regenwaldes und Wasserfälle. Nun ging es weiter die Küste entlang nach Coffs Harbour, ein beliebtes Ferienziel auch für Australier. Hier ließen wir uns für drei Tage an einem örtlichen Strand nieder und lernten ein paar weitere Reisende kennen, welche am selben Strand ihr Lager aufgeschlagen hatten.
Glück mit den Wellen
Endlich hatten wir auch Glück mit den Wellen und konnten zwei Mal ins Wasser um zu surfen. Am zweiten Abend vor Ort vergaß Max intelligenterweise den Schlüssel im Auto, nachdem er dem Kofferraum ordnungsgemäß verriegelt hatte. Etwas Glück im Unglück war, dass ich sowohl Handy als auch Portemonnaie in den Hosentaschen hatte. Ich kontaktierte zuerst die NRMA (Australischer ADAC), welche mir aber keine Roadside Assistance geben wollten, da ich meine ADAC-Karte nicht dabei hatte. So versuchten wir unser Glück bei diversen, angeblich 24 Stunden am Tag verfügbaren, Locksmith Services, welche allerdings alle entweder gar nicht erst ans Telefon gingen oder sich nicht in Coffs Harbour sondern in Sydney befanden. So blieb mir nichts anderes übrig, als noch einmal bei der NRMA anzurufen. Nach einer etwa 10-minütigen Diskussion, konnte ich den freundlichen Mitarbeiter davon überzeugen, dass ich sowohl meine Mitgliedsnummer, als auch ein Foto meiner ADAC-Karte mit mir führte und nur die Karte selbst fehlte. So willigte er schließlich ein und schickte den nächsten verfügbaren Mitarbeiter auf den Weg. Dieser erreichte uns nach etwa einer Stunde und nach kurzem Gespräch stellte sich heraus, dass er deutsch war. Wir wurden Zeuge, wie einfach es ist, in ein Auto Bj.’99 einzubrechen, wenn man die richtigen Hilfsmittel hat und unser Abend war gerettet.
Nach diesem Schreck waren unsere nächsten Ziele Yamba und anschließend Byron Bay, die Partyhochburg Australiens, wo wirklich jeder Backpacker einen Zwischenstopp einlegt. Dementsprechend stark besucht und touristisch ist dieser Ort. Wir mussten uns zum ersten Mal während unseres Trips einen Campingplatz suchen und erlebten eine mit Touristen vollgestopfte kleine Stadt und drei Tage Party. Was das Feiern angeht, kann man Australien schwer mit Deutschland vergleichen. Es mangelt hier nicht nur an guten Discotheken und Clubs sondern vielmehr generell an solchen, wohingegen man in jedem größeren Ort viele gut besuchte Bars vorfindet. Diese wiederum fehlen meiner Meinung nach beispielsweise in Iserlohn. Unter Reisenden wird in Australien vor allem Wein getrunken, da die Alkoholpreise aufgrund des derzeitigen Wechselkurses für alles andere etwa doppelt so hoch sind, wie jene in Deutschland. Beim Wein handelt es sich vor allem um den sog. „Goon“, Wein in 3-4 Liter fassenden Plastikbeuteln, welcher am darauffolgenden Tag einen noch nie erlebten Kater verursachen kann (dies führte dazu, dass ich jetzt meist nur noch normalen Wein trinke).
Delfin- und Jetskishow bestaunt
Nördlich von Byron Bay liegt die Gold Coast, welche das nächste Ziel unserer Reise darstellte. Vor Ort entschieden wir uns, nicht schon wieder Geld für einen Campingplatz in Surfers Paradise auszugeben und zu feiern, sondern stattdessen die verschiedenen Freizeitparks im Umkreis zu besuchen. Als erstes besuchten wir den „Wet‘n‘Wild“-Park, mit vielen verschiedenen Wasserrutschen und Schwimmbecken. Dieser Park enttäuschte uns, da er zwar von außen Spektakulär wirkt, aber eher für Familien geeignet ist und nur kaltes Wasser bietet. Da wir aber einen Pass für drei Freizeitparks erworben hatten, ließen wir uns nicht entmutigen und besuchten am nächsten Tag „Warner Bros. Movieworld“, direkt neben dem „Wet‘n‘Wild“ gelegen. Ähnlich wie der „Moviepark“ in Deutschland bietet dieser Park etwas für alle Altersklassen und so hatten wir dort einen sehr guten Tag mit Achterbahnfahrten und dem Besuch verschiedener Shows. Der darauffolgende Tag führte uns zur „Seaworld“ direkt am Hafen von Surfers Paradise wo sich uns die Möglichkeit bot, Rochen zu streicheln, sowie eine Delfin- und Jetskishow zu bestaunen.
Weiter gen Norden ging es in eine der Großstädte Australiens: Brisbane. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, ein Hostel mit Parkplatz zu finden, konnten wir vier Tage lang in normalen Betten schlafen, nutzten die Gelegenheit in der Stadt shoppen zu gehen und nebenbei auch eine kleine selbstorganisierte Sightseeingtour zu absolvieren. Da Max und ich in unterschiedlichen 3-Bett Zimmern untergebracht waren, lernten wir beide ein paar neue Leute kennen und schlossen schnell Freundschaft mit zwei Deutschen aus Bayern. Überhaupt stellten wir schon zu diesem Zeitpunkt fest, dass man egal an welchem Ort in Australien extrem viele Backpacker und darunter vor allem Deutsche trifft. Bevor ich hierher kam, hatte ich mir vorgestellt, zwischendurch ein paar Deutsche zu treffen, mit denen man dann mal wieder ein wenig Deutsch spricht. Im Endeffekt ist es genau umgekehrt, man ist froh, wenn man einmal nicht auf Deutsche trifft und die Möglichkeit hat, sein Englisch aufzubessern. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass in Deutschland selbst kaum noch 18-20jährige herumlaufen, weil alle in Australien sein müssen. Unser letzter Abend in Brisbane bestand schließlich daraus, durch die halbe Stadt zu fahren um ein Hemd von Max, welches durch kuriose Umstände von Sydney zur Oma eines Deutsch-Australiers nach Brisbane gelangt war, abzuholen. Aufgrund einiger Kommunikationsschwierigkeiten, gaben wir nach etwa zwei Stunden die Suche auf, da die uns beschriebene Adresse zum einzigen unbebauten Grundstück in der Straße führte.
Turtlewatching in Mon Repos
Nachdem wir die Stadt schließlich hinter uns gelassen hatten, verbrachten wir drei Tage an der Sunshine Coast und fuhren weiter nach Bundaberg. Diese Stadt gilt allgemein als eine der hässlichsten in ganz Australien und nach meinen bisherigen Erfahrungen kann ich diese Aussage zumindest nicht verneinen. Angeblich sollte man hier aber einfach Arbeit finden können und so versuchten wir unser Glück, indem wir ein paar Farmer in der Umgebung kontaktierten. Diese versprachen, uns ein paar Tage später zurückzurufen und uns mitzuteilen, ob Arbeit da sei oder nicht. Da wir jedoch keine Zeit verlieren wollten und ohnehin nicht mit einer Antwort rechneten, fuhren wir erst einmal weiter. Unser Reiseführer empfahl uns als nächstes Ziel Turtlewatching in Mon Repos und diesen Vorschlag nahmen wir glücklicherweise entgegen. Nach Einbruch der Dunkelheit wurden wir in eine Gruppe von etwa 20 Personen eingeteilt und von einem Ranger runter zum Strand geführt. Dort konnten wir dann eine große Flatback Sea Turtle bei der Eiablage beobachten. Wir waren schon ein wenig verwundert, dass es die Schildkröte nicht einmal zu stören schien, dass die Gruppe für eine Minute die Erlaubnis hatte, mit Blitz zu fotografieren. An dieser Stelle ist uns auch zum ersten Mal bewusst geworden, wie touristisch Attraktionen in Australien sein können bzw. gemacht werden. Die Ranger verhelfen den Schildkröten hier zu einer ungestörten Eiablage und sorgen dafür, dass die Eier bis zum Schlüpfen sicher sind. Auf der einen Seite also eine tolle Einrichtung, auf der anderen Seite war ich allerdings erschrocken, dass jeden Tag etwa 80 Personen nach Voranmeldung über das Internet $10 Eintritt bezahlen, um Meeresschildkröten bei ihrer Eiablage zuschauen zu dürfen.
Über Agnes Water reisten wir in den nächsten Tagen weiter gen Norden und erhielten wie erwartet, keinen Anruf von den Farmern, insofern also eine gute Entscheidung. Nun lag die erste wirklich lange Autofahrt vor uns: Von Rockhampton nach Mission Beach, fast 1000 Kilometer Strecke und zwischendurch mehrere 100 Kilometer keine Möglichkeit zu tanken." (Fortsetzung folgt)
Autor:Karola Schröter aus Hemer |
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