50 x 100 Meter verzweifelt gesucht - Dirt Biker auf der Suche nach Übungsgelände
Die rund 20 Jungs im Alter zwischen 12 und 18 Jahren sind verzweifelt. Das merkt man ihnen im Gespräch schnell an. Dabei wollen sie einfach nur ihrem Hobby frönen: Dirt Biken! Doch in Iserlohn und Hemer trifft das scheinbar auf wenig Gegenliebe.
Die Meldung über einen illegal errichteten Bike-Parcours im munitionsverseuchten Naturschutzgebiet Duloh sorgte vor Wochen für mächtig Schlagzeilen. Grund genug für den STADTSPIEGEL, einmal das Gespräch mit sog. Dirt Bikern zu suchen.
„Wir kennen den Parcours im Duloh natürlich auch seit langem und sind dort auch schon mal gefahren. Klasse Kurs“, verrät Alex, um gleich hinterherzuschieben: „Gebaut haben wir den aber nicht.“ Doch seit der Entdeckung und umgehenden Sperrung durch die Stadt Hemer ist auch dieser „Spot“ (Ort, Anm. d. Red.) „verbrannt“. „Wenn man‘ s genau betrachtet, war‘s ja dort wirklich nicht ungefährlich wegen der ganzen Munitionsreste im Boden,“ ergänzt Christopher, der aber, wie die anderen auch, die Anzeige wegen Landfriedensbruch für völlig überzogen hält. „Wo sollen wir mit unseren Bikes denn fahren?“, fragt sich auch Tim, „klar, es gibt natürlich große, legale Bike Parks wie in Winterberg, Willingen oder Dortmund, wo wir das eine oder andere Mal im Jahr auch hinfahren.“ Aber der Aufwand mit der langen Zug-Anfahrt und dem Eintritt sei eben nur ab und zu mal zu finanzieren. „Schließlich sind wir ja alle noch Schüler oder gerade in der Ausbildung.“ „Wenn man schon ‘ne Menge Kohle in sein Fahrrad reinsteckt, möchte man natürlich auch regelmäßig damit fahren“, wünscht sich auch Max einen Dirt-Bike-Parcours „vor der Haustür“. Zurzeit nutzen die Letmather und Iserlohner Kids meistens einen weiteren „Secret Spot“ im Bereich der Lenne. „Dort haben wir ein Gelände, das wir in Absprache mit dem Pächter momentan noch für unseren Sport nutzen dürfen“, so Christopher, der dort zurzeit zusammen mit den anderen Bikern jede Menge Zeit und Arbeitskraft investiert, um die Strecke weiter auszubauen oder neue Hindernisse anzulegen. Doch deutlich schneller als Ramps, Jumps oder Tables fertiggestellt sind, werden sie von irgendwelchen Vandalen schon wieder zerstört. „Praktisch jedes Mal wenn wir dorthin kommen, müssen wir erst mal zu Werkzeug oder Schaufeln greifen, um Reparaturen an Bahn oder Hindernissen durchführen“, berichtet Alexander, „da kommt irgendwann bei jedem von uns mal der Frust hoch.“ Da das Gelände, an dem sich der „Secret Spot“ der Biker befindet, zudem auch noch öffentlich zugänglich ist, nutzen andere das Gelände auch mal für Partys oder Grillfeste. „Deshalb gehört auch das Müllsammeln schon zur Routine“, betont Tim, denn unter Dirt Bikern ist es ein ungeschriebenes Gesetz, den Müll wieder einzusammeln (auch wenn es nicht der eigene ist) „Schließlich wollen wir keinen Ärger mit dem Pächter, Nachbarn oder Spaziergängern.“
Deshalb ist der derzeitige Zustand für die Gruppe der Letmather und Iserlohner Dirt Biker auch mehr als unbefriedigend. „Unser Traum wäre ein eingezäuntes Grundstück, das wir nach unseren Wünschen gestalten könnten“, so Christopher, „doch bis jetzt waren alle unsere Bemühungen und Anfragen vergeblich.“ Auch die Streetworker der Stadt konnten nicht weiterhelfen. „Immer wieder werden wir von allen nur vertröstet,“ ergänzt Alex,„Wir verstehen einfach nicht, dass es praktisch an jeder Ecke in Iserlohn und Letmathe Bolz- und Spielplätze gibt, aber nicht eine einzige kleine Ecke, auf der wir legal unseren Sport ausüben können. “
Ideal wäre eine Fläche von 50 x 100 m, die umzäunt ist oder wird. „Bei so einer Größe könnte man bereits perfekt mehrere Parcours-Strecken für Anfänger bis Profis gestalten“, erläutert Christopher, „auch eine sogenannte ,Pump-Track‘ wäre denkbar, die zum allgemeinen Konditions- und Koordinationstraining auch für andere Biker wie Mountainbike-Fahrer interessant ist.“ Bei der Gestaltung der Fläche und der Errichtung der verschiedenen Strecken würden die jungen Dirt Biker selbstverständlich mithelfen bzw. sogar alles in Eigenregie erledigen. „Schön wäre natürlich, wenn wir für die Grundmodellierung des Bodens für ein paar Tage auf einen kleinen Bagger zurückgreifen könnten, aber wenn nicht, würden wir das Ganze auch mit Schaufeln in Handarbeit hinbekommen“, ist sich Max sicher, der auf die große Solidarität innerhalb der Gruppe setzt, „wichtig wäre einfach, dass es überhaupt mal losgeht“.
Wer den jungen Dirt Bikern helfen kann und will, sollte sich einfach bei der STADTSPIEGEL-Redaktion per Telefon (02371/793924) oder E-Mail (redaktion@stadtspiegel-iserlohn.de) melden. Wir stellen dann den notwendigen Kontakt her.
Autor:Christoph Schulte aus Hemer |
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