Zweite Sitzung des Runden Tisches Trinkwasser

Zur zweiten Sitzung des Runden Tisches Trinkwasser begrüßte Pfarrer Bernd Bartelheimer die Mitglieder am Mittwochabend im Rathaus. Nach der Protokoll-Genehmigung der ersten Veranstaltung wies Bartelheimer zunächst nochmals darauf hin, dass das gewählte Motto "Information schafft Klarheit" auch seine Grenzen hat. "Wenn mal wieder irgendwelche neuen Gerüchte kursieren, ist es enorm schwierig, diese wieder aus den Köpfen der Menschen herauszubekommen."
Der nächste Tagesordnungspunkt gehörte dann Stadtwerke-Chefin Monika Otten, die die Teilnehmer über den aktuellen Stand informierte. Zunächst konnte sie mitteilen, dass die flächendeckenden Dichtigkeitsprüfungen und Überprüfung der Hausanschlüsse in beiden Stadtteilen quasi vollständig abgeschlossen seien. "Wir sind inzwischen rund 95% der Haushalte abgegangen, die restlichen wurden schriftlich informiert und um Rückmeldung gebeten, damit wir mit ihnen einen individuellen Termin absprechen können."
Als externer Berater sei inzwischen der renommierte Wissenschaftler Prof. Dr. Exner in die weiteren Untersuchungen eingebunden. Und der Experte sei zu dem Schluss gekommen, dass eine entdeckte Mehrfach-Leckage im Trinkwassernetz des Bereiches Jüberg in Kombination mit einer weiteren Undichtigkeit in einer direkt benachbarten Abwasserleitung und der dortigen Hanglage als Ursache für die Keimbelastung mit hoher Wahrscheinlichkeit infrage kommt. "Fest steht inzwischen auch, dass die Parasiten aus menschlichen Fäkalien stammen", so Monika Otten, "damit können wir wohl die zuvor in Verdacht geratenen Regenwasser- und Brunnenanlagen als Ursache ausschließen." Zur Stützung der aktuellen Theorie werden aktuell auch Bodenproben aus dem Bereich der Leckagen genommen und ebenfalls auf Fäkalkeime untersucht.
Erschwert werden könnten die Bemühungen der Stadtwerke allerdings durch den vorhergesagten Wetterumschwung am Wochenende. "Sollten wir hohe Minusgrade bekommen, könnte es durchaus aufgrund der Frostauswirkungen zu neuen Leckagen am Leitungsnetz kommen, die dann von unseren Mitarbeitern schnellstmöglich lokalisiert und behoben werden müssen"
In Absprache mit dem Gesundheitsamt haben die Stadtwerke nichtsdestotrotz einen Zeitplan zur Rückkehr zum Regelbetrieb festgelegt, den Monika Otten skizzierte. Am Samstagnachmittag (2. März) habe man die Chlorung für den Bereich Jüberg beendet und am gestrigen Mittwoch (6. März) eine sog. 1000 ml-Startprobe gezogen. Sollte diese keine Belastung aufweisen, werde damit begonnen, am 9. März die Chlorung auch im Bereich Landhausen herunterzufahren. Das dauere zwei Tage, und so könne am 11. März auch in diesem Bereich eine 1000 ml-Startprobe genommen werden. "Fällt auch diese negativ aus, können wir von Dienstag bis Donnerstag mit der notwendigen Dreier-Nullprobenreihe beginnen." Das heißt, geht alles gut, können die Menschen in Landhausen, Stübecken und der Becke frühestens am 16. März mit der Aufhebung des Abkochgebotes rechnen. Wasser in den (hoffnungsvollen) Wein musste aber Magdalena Knipp vom Gesundheitsamt gießen. "Falls auch nur in einer Probe eine Belastung festgestellt werden sollte, müssen sich die Menschen auf alle Fälle auf eine Verlängerung des Abkochgebotes einstellen - und zwar nicht für den Bereich von Tagen sondern von mehreren Wochen."
Auch Bürgermeister Michael Esken zeigte sich gegenüber der aktuell wahrscheinlichsten Ursache (der parallelen Leckage in Trinkwasser- und Abwassernetz) noch skeptisch: "Das überzeugt mich alles noch nicht. Den 100%igen Beweis für eine Ursache gibt es aktuell nicht und wird es vielleicht nie geben."
Erste Konsequenzen aus dem aktuellen Geschehen werden bei den Stadtwerken bereits gezogen. "Zukünftig werden wir in jedem einzelnen Netzabschnitt wenigstens eine reguläre Probenahmestelle einrichten - möglichst in öffentlich zugänglichen Gebäuden. Das war bisher leider in Landhausen nicht der Fall", so Monika Otten. Für den Bereich Jüberg könne sie sich als zusätzliche Probenahmestelle z. B. auch die Lungenklinik vorstellen.
Nächster Tagesordnungspunkt war der umfangreiche Infoflyer, der an verschiedenen Stellen ab heute ausliegt und kostenlos mitgenommen werden kann. Mitglieder der Interessengemeinschaft Pro Wasser Hemer haben Exemplare unter anderem an folgenden Stellen ausgelegt: real-, Urbecker Apotheke, Lidl, Bäckerei Niehaves, Bäckerei Vogt, TV Landhausen, Immergrün, Berkenhoff-Thiel sowie der Rathaus-Info. Ebenfalls versorgt wurden die Oesetal- und die Brabeckschule sowie die Kindergärten in den betroffenene Stadtteilen. Sollten die 1000 Exemplare vergriffen sein, wird unverzüglich nachgedruckt, versprachen die Mitglieder des Runden Tisches.
Auf Eis liegt hingegen zunächst der ebenfalls angekündigte Flyer an alle betroffenen Haushalte. Vorbereitet und aktualisiert wird er zurzeit durch ein dreiköpfiges Gremium des Runden Tisches unter Mitwirkung der Stadtwerke, verschickt aber nur bei Bedarf, sprich: sollte das Abkochgebot noch über den 16. März hinaus verlängert werden müssen.
Das nächste Mal tagt der Runde Tisch am Donnerstag, 14. März, um 20 Uhr. Dann soll voraussichtlich auch ein Vertreter der Haftpflichtversicherung der Stadtwerke Auskunft zum weiteren Vorgehen geben.
Das Protokoll zur 2. Sitzung ist online nachzulesen unter: www.runder-tisch-hemer.de

Autor:

Christoph Schulte aus Hemer

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