Dr. Hisham Ashour zum Thema "Brustamputation als Krebsvorbeugung?"
In den Wochen nach der Angela-Jolie-Erklärung, sich beide Brüste entfernen zu lassen, um der Krebsgefahr vorzubeugen, war und ist bei den Frauen die Verunsicherung groß. Dr. Hisham Ashour, Chefarzt der Iserlohner Frauenklinik am Bethanien-Krankenhaus, hat in einem Gespräch mit dem STADTSPIEGEL zu diesem sehr komplexen, aber gleichzeitig auch sehr sensiblen Thema Stellung bezogen.
„Wenn ich mich mit den Frauen über dieses sehr persönliche Thema unterhalte, mache ich ihnen aber auch die Konsequenzen klar.“ Dr. Hisham Ashour, Chefarzt der Iserlohner Frauen- und Geburtsklinik am Bethanien-Krankenhaus, unterstreicht zu Beginn des Gesprächs den sehr emotionalen Bereich der Brust-Amputation: „Ich bin froh darüber, dass die Schauspielerin Angelina Jolie über dieses Thema öffentlich gesprochen und somit ein Tabu gebrochen hat.“ Ihn haben nach Jolies Bericht, dass sie sich beide Brüste nach einem positiven Gentest entfernen ließ, viele Frauen angesprochen. Ashour: „Es herrscht einfach große Unklarheit.“
Ashour empfiehlt zunächst einmal, sich mit dem behandelnden Frauenarzt zu unterhalten. „Er kennt die Patientin und nimmt somit eine Schlüsselposition ein.“
Voraussetzungen für einen Gentest
Wann ist ein Gentest empfehlenswert, der klarstellen kann, ob eine Frau am BRCA1 oder BRCA2 erkrankt ist? Eine Auflistung der Voraussetzungen für einen Gentest haben wir in unserem Info-Kasten vorgenommen. Nur in diesen Fällen soll in speziellen Zentren eine ausführliche Beratung und eine genetische Testung erfolgen. Dr. Ashour: „Ich arbeite mit den Zentren in Münster und Köln zusammen und empfehle diese auch.“ Unbedingt mit einfließen muss vor jeder Operation die umfassende Aufklärung, die auch eine nachoperative Beratung mit den Möglichkeiten zur Sofortrekonstruktion der Brüste einschließen sollte. In diesem Zusammenhang weist Dr. Ashour auf Prof. Christian Andre hin, mit dem das Bethanien-Krankenhaus zum 1. Juli einen Vertrag geschlossen hat. Dr. Ashour: „Er ist wohl einer der besten plastischen Chirurgen in Deutschland.“
Sollte nun der schlimmste Fall eintreten, dass bei einer Frau der Gentest positiv ausfällt, „rate ich zur Amputation beider Brüste“, so Ashour, der allerdings eine Frau nicht zu einer Entscheidung drängen würde. „Ich habe erst einmal eine beratende Position, mache die Frau aber unmissverständlich mit den Fakten vertraut.“ Ist die Frau über 40 Jahre alt, geht Dr. Ashour noch einen Schritt weiter. Der erfahrene Chefarzt rät, „dann auch die Eierstöcke mitzuentfernen.“ Warum nur bei Frauen über 40 Jahren? „Jüngere Frauen können noch Kinder bekommen und haben ihre Familienplanung noch nicht beendet.“
Dr. Ashour verweist in diesem Zusammenhang auch auf eine Untersuchung: „Bei Frauen, die in einem höheren Alter an Brustkrebs erkranken und keine weiteren erkrankten Familienmitglieder haben, wird mit großer Wahrscheinlichkeit keine genetische Veränderung festgestellt.“
"Verdrängen hilft nicht"
Die Untersuchung sagt auch aus, dass etwa 20 bis 25 Prozent der Frauen mit Brustkrebs vermehrt Brustkrebsfälle in der Familie haben. Dies kann auf genetische Ursachen hinweisen.
Dr. Ashour empfiehlt den Frauen abschließend, sich mit dem Thema ernsthaft und vor allem seriös zu befassen. „Verdrängen hilft nicht“, urteilt Ashour und rät zur intensivierten Früherkennung. Aufgrund des jungen Erkrankungsalters von Patientinnen mit familiären Brustkrebs müssen Früherkennungsmaßnahmen vor dem Beginn des für die weibliche Allgemeinbevölkerung empfohlenen Mammograhie-Screenings (ab dem 50. Lebensjahr) starten. Dr. Ashour weiter: „Zudem muss der erhöhten Dichte des Drüsengewebes junger Frauen in der Auswahl der Untersuchungsmethoden und -intervalle Rechnung getragen werden.“
Text von Rainer Tüttelmann
Autor:Christoph Schulte aus Hemer |
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