24 Stunden an 365 Tagen

Lagebesprechung in der Einsatzzentrale: Hier herrscht vor allem bei Großereignissen wie zuletzt dem Orkantief "Friederike" bei allen Verantwortlichen eine betriebsame, aber hoch konzentrierte Arbeitsatmosphäre.  Foto: Feuerwehr
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Einsatzzentrale der Feuerwehr ist immer für die Bürger da

Es ist ein normaler Vormittag, kurz nach zehn Uhr, als das Notruftelefon in der Einsatzzentrale der Feuerwehr Hemer klingelt. Oberbrandmeister Thomas Klein nimmt den Hörer ab. Am anderen Ende des Telefons meldet sich eine aufgeregte Frauenstimme: "Mein Mann hat starke Schmerzen in der Brust!"

Hemer. Für Thomas Klein und jeden anderen Disponenten in der Zentrale gilt das altbekannte Sprichwort: In der Ruhe liegt die Kraft. Er beruhigt die Frau und stellt für ihn wichtige Fragen. Woher kommt der Notruf genau? Welche Umstände liegen sonst noch vor? Unverzüglich machen sich dann Rettungswagen und Notarzt auf den Weg. Die Zentrale ist 365 Tage im Jahr 24 Stunden - also tatsächlich immer - mit Disponenten besetzt, die übrigens ausgebildete Rettungsassistenten sind und so bereits am Telefon einen Ersthelfer anleiten können, bis ein Rettungswagen vor Ort ist.
Thomas Klein: "Solche Notrufe gehören für uns zum Tagesgeschäft." Der vergangene 18. Januar war allerdings alles andere als ein Tagesgeschäft. Denn der Sturm "Friederike" tobte überall im Stadtgebiet und ließ in der Einsatzzentrale die Telefondrähte glühen.
Nachdem "Friederike" Hemer erreicht hatte, gingen innerhalb kürzester Zeit circa 200 Notrufe in der Feuerwache ein. Aber nicht jeder Anruf führte automatisch zu einem Einsatz - zahlreiche Anrufer meldeten umgestürzte Bäume auf privaten Grundstücken, ohne dass diese weitere Schaden angerichtet hatten. "Und ja, einige wollten lediglich die Telefonnummer eines Dachdeckers wissen", kann sich Thomas Klein noch gut erinnern. "Wir sind aber nicht die Auskunft! Solche Anrufe blockieren dann leider die Notrufnummer für tatsächliche Notfälle."
Die Feuerwehr Hemer zeigte sich in der Situation insgesamt sehr strukturiert aufgestellt. "Wir haben ja auch die frühzeitigen Wetterwarnungen erhalten und konnten uns entsprechend gut vorbereiten", resümierte Andreas Schulte, der mit seinen Kollegen im Lagedienst für die Koordinierung der Einsätze zuständig war. Aber wofür ist so ein "Lagedienst" überhaupt gut?
Gegen acht Uhr begann die Feuerwehr Hemer, sich an und in der Feuer- und Rettungswache auf den Sturm vorzubereiten. Der Lagerraum wurde vorbereitet, die Besetzung der Einsatzzentrale von standardmäßig einem auf drei Disponenten erhöht, Bürgermeister Michael Heilmann über die Stärke des bevorstehenden Unwetters informiert. "Nachdem die Wetterwarnung um kurz nach 9 Uhr auf die höchste Warnstufe erhöht worden war, haben wir zunächst die Löschzüge Mitte und Süd in Bereitschaft versetzt, ehe um halb elf der so genannte Stadtalarm für alle Löschgruppen gegeben wurde", erklärt Schulte. Das bedeutet nichts anderes, als dass alle Löschgruppen ihre Gerätehäuser besetzen, um bei Einsätzen direkt ausrücken zu können.
Während ab jetzt Anrufe im Sekundentakt in der Einsatzzentrale eingingen, priorisierte im Hintergrund der Lagedienst die Einsätze und ordnete diese den Einheiten zu. Eine höchst spannende Situation: Von Hektik keine Spur, die Abläufe wurden zig Mal geübt. Für den Laien mutet die karierte Tafel mit Fahrzeugbezeichnungen und Einsatzorten an wie das Strategiespiel "Schiffe versenken". Allerdings wird hier nicht blind drauflos "geschossen", vielmehr werden die für den Einsatz notwendigen Spezialfahrzeuge wohlbedacht zugeordnet. Dafür steht Schulte mit zwei Kollegen zusammen, die Abstimmungen der drei sind ruhig, fast flüsternd - Unruhe und Anspannung kann hier niemand gebrauchen.
Sonst würde es länger dauern, bis der Disponent in der Einsatzzentrale über die gerade abgeschlossenen Einsatzpläne unterrichtet werden könnte. Es ist nämlich Thomas Kleins Aufgabe, die Einsatzkräfte entsprechend zu alarmieren und auf den Weg zu schicken. "Dank der guten Ortskenntnis unserer Disponenten konnten wir die Notrufabfrage so kurz wie möglich halten, um die Notrufnummern schnell wieder freizuhalten. Bei Angaben wie Gaststättennamen, Firmennamen oder Fußwegen ist diese Ortskenntnis unerlässlich", weiß auch Feuerwehrchef Markus Heuel, der sich mit der Dauer und Art und Weise der Einsatzbewältigung sehr zufrieden zeigt.
Übrigens: Iserlohn und Hemer sind die einzigen Städte im Märkischen Kreis, die über eine eigene Einsatzzentrale verfügen. Die Notrufe aller anderen Städte und Gemeinden werden zentral in der Kreisleitstelle in Lüdenscheid entgegen genommen. Von hier aus wurden am "Sturm-Donnerstag" die Einsätze an die einzelnen Feuerwehren weitergeleitet, die wiederum ihre Einsätze eigenständig koordinieren mussten.
Aktuell wird die Einsatzzentrale auf den neuesten Stand der Technik gebracht, um zum Beispiel einen so genannten E-Call aus neueren Autos empfangen zu können. "Hierbei sendet das Auto einen automatischen Notruf im Falle eines Unfalls", erläutert Markus Heuel.
Durchschnittlich werden im Jahr ca. 10.000 Notrufe entgegengenommen.
"Von einer Katze im Baum bis zu einem Großbrand oder einem Chemieunfall kann alles dabei sein!" Um Brände in öffentlichen Gebäuden oder Industrieanlagen frühzeitig erkennen zu können, sind außerdem über 90 Brandmeldeanlagen direkt mit der Feuerwache verbunden und lösen im Brandfall dort sofort einen Alarm aus.
Zudem kommen die Einbruchmeldungen von den Meldeanlagen der städtischen Gebäude in der Feuerwache an. Auch dann rücken Feuerwehrleute aus, um der Polizei gegebenenfalls Zutritt zu den Gebäuden zu verschaffen. Und wer schickt die Feuerwehrmänner und -frauen dann zu den Einsatzorten? Natürlich ein Disponent in der Einsatzzentrale. Denn der ist schließlich immer da...
Abschließend ist der Feuerwehr Hemer ein Hinweis besonders wichtig: Wenn kein Rettungswagen erforderlich sein sollte, können sich Bürgerinnen und Bürger an den ärztlichen Notdienst unter Tel. 116117 wenden. Dort gibt es Informationen und Kontaktdaten zu einem diensthabenden Arzt.

Lagebesprechung in der Einsatzzentrale: Hier herrscht vor allem bei Großereignissen wie zuletzt dem Orkantief "Friederike" bei allen Verantwortlichen eine betriebsame, aber hoch konzentrierte Arbeitsatmosphäre.  Foto: Feuerwehr
In der Feuerwehrzentrale laufen die Fäden der Einsätze zusammen. | Foto: Stadt Hemer
Autor:

Christoph Schulte aus Hemer

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