Obere Mühle 28 im Visier der Iserlohner Bauverwaltung - Räumung droht
Bauverwaltung mit der Geduld am Ende / Nutzungsuntersagung droht
Iserlohn. Man habe seit Jahren mit Engelszungen auf den privaten Eigentümer eingeredet, doch der habe zwar Versprechungen gemacht, aber diesen bis zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Taten folgen lassen, heißt es aus der Iserlohner Bauverwaltung.
Jetzt ist man im Iserlohner Rathaus mit der Geduld am Ende. In diesen Tagen bekommt der private Eigentümer des ehemaligen Industriegebäudes "Kissing & Möllmann" an der Oberen Mühle 28 eine letzte Anhörung zugestellt, in der er sich nochmals zu den fehlenden baurechtlichen Genehmigungen und u.a. dem mangelhaften Brandschutz äußern kann. Nach einer Frist von 14 Tagen werde dann der Bescheid zur Untersagung einer weiteren Nutzung des Gebäudes zugestellt. Gleichzeitig werden die Mieter und die im Gebäude untergebrachten Gewerbeunternehmen über den Vorgang informiert, schließlich sind die Folgen für diese einschneidend. "Sobald die Nutzungsuntersagung zugestellt wurde, werden die uns bekannten, dort gemeldeten 21 Bewohner der diversen Wohnungen sowie die Gewerbebetriebe den ehemaligen Industriekomplex unverzüglich verlassen müssen", zeigt sich Baudezernent Mike Jahnke entschlossen, "das fällt uns sicherlich nicht leicht, aber die Maßnahme ist unumgänglich."
Ausgenommen von der Zwangsmaßnahme sind lediglich die von der Stadt Iserlohn angemieteten Räumlichkeiten der 'Werkstatt im Hinterhof' sowie einer ansässigen Motorradwerkstatt. "Für diese liegen Baugenehmigungen vor, so dass dort die Nutzung in vollem Umfang weitergeführt werden kann", erläutert Jahnke.
Die Stadt Iserlohn sieht sich für die aller Voraussicht nach bevorstehenden Maßnahmen, die insbesondere die Mieter der Wohnungen betreffen, gut aufgestellt. "Uns ist schon klar, dass die Menschen, die dort leben, sich ihrer prekären Lage wahrscheinlich überhaupt nicht bewusst sind", so Kultur- und Integrationsdezernent Jochen Köhnke, "eine bei einer eventuell erforderlichen Räumung drohende Obdachlosigkeit der betroffenden Personen werden wir in Zusammenarbeit mit der Diakonie sicherlich vermeiden können."
Deutliche Kritik an der Maßnahme der Stadtverwaltung äußerte inzwischen Klaus Stinn, Vorsitzender des Fördervereins der "Werkstatt im Hinterhof": "Aus der Sichtweise und aus Erfahrung von Sozialarbeitern ist davon auszugehen, dass niemand dieser Personen die Notschlafstellen akzeptieren wird." Aus seiner Sicht stellen sich Fragen wie "Wo kommen die Bewohner, deren Tiere und deren Hab und Gut unter?"
Ein weiteres Problem sieht Stinn in der Tatsache, dass die Personen, die Notschlafstellen nicht annehmen, zukünftig keine Postanschrift mehr vorweisen können. "Viele von ihnen beziehen allerdings öffentliche Mittel und benötigen eine Erreichbarkeitsadresse. Diese Menschen müssten sich also wohnungslos melden und die Wohnungslosenhilfe aufsuchen, diese als Erreichbarkeitsadresse angeben und dort ständig vorstellig werden." Das würde eine enorme Mehrbelastung der Wohnungslosenhilfe bedeuten, befürchtet Klaus Stinn.
Ein weiteres Problem sieht der Vorsitzende des WIH-Fördervereins in der Tatsache, dass etwa 75 Prozent der betroffenen Bewohner/innen auch Patienten der Praxis von Dr. Harbrink-Schlegel sind und sich in psycho-sozialer Betreuung durch die Werkstatt im Hinterhof befinden. "Sie haben Vertrauen in die Ärztin und in die Mitarbeiter der WIH."
Durch die städtische Maßnahme sieht Stinn die Gefahr, dass diese dann auch den Kontakt zu den Sozialarbeiter/innen verlieren bzw. aufgeben und somit eine Verelendungsspirale von Drogenkonsum und Entzug mit hohen Kosten droht. Stattdessen regt Klaus Stinn ein vorübergehendes Aussetzen der Nutzungsuntersagung bei gleichzeitiger Suche nach Alternativen unter Einbeziehung auch externer Experten vor.
Autor:Christoph Schulte aus Hemer |
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