Erforderliche Salamitaktik beim Radwegebau

Beim turnusmäßigen Treffen der Bürgermeister aus Hemer, Balve und Menden im Sauerlandpark stand dieses Mal das interkommunale Thema „Radwege“ im Mittelpunkt. Da war zunächst einmal das ehrgeizige Projekt „Hönnetalradweg“, der mittel- bis langfristig einmal eine durchgehende Verbindung zwischen den Städten Neuenrade, Balve, Hemer und Menden zum touristischen Anziehungspunkt Ruhrtalradweg in Fröndenberg bilden soll. Die Federführung des Projektes liegt im Balver Rathaus. „Wir sind vor kurzem einen entscheidenden Schritt vorwärts gekommen, denn das von uns beauftragte Planungsbüro ,Ökoplan‘ hat uns die grundsätzliche Machbarkeit attestiert“, freut sich Hubertus Mühling. Bei dem Projekt mit einer Gesamtlänge von rund 28 Kilometern handelt es sich um einen „Bundesstraßen begleitenden Radweg“, sprich: die Baukosten werden vom Bund komplett übernommen. „Momentan sind wir in intensiven Abstimmungsgesprächen mit den Naturschutzverbänden und den zuständigen Landschaftsbehördem“, so Balves Bürgermeister weiter, „schließlich soll der neue Radweg ja durch ein aus naturschutzfachlicher Sicht höchst sensibles Gebiet führen.“ Und ausgerechnet der Hemeraner Anteil am Gesamtprojekt ist zwar räumlich der kleinste, dafür aber engste und damit schwierigste Teil. Über Hemeraner Stadtgebiet verläuft der Radweg circa ab dem Bereich Haltepunkt Klusenstein bis hinter die Einmündung der Hönnetalstraße nach Deilinghofen. „Die Nutzung des alten Trampelpfades würde einen zu großen Eingriff in die Natur bedeuten, haben uns Fachleute erklärt“, ergänzt Bürgermeister Michael Esken. Deshalb sei jetzt der neue Radweg dort auf der anderen Seite der Hönne, direkt neben der Straße, geplant.
Mit einer Realisierung dieses letzten, gleichzeitig aber auch schwierigsten Radweg-Abschnitts zwischen Binolen und Asbeck rechnen die Bürgermeister der Hönneschiene innerhalb der nächsten zehn Jahre. Besser sieht es bereits mit dem Abschnitt zwischen Volkringhausen und Binolen aus. „Da sind wir optimistisch, es bis 2017 hinzubekommen“, hofft Mühling, „wir müssen bei diesem Projekt einfach auf die Salamitaktik setzen und die Gesamtrealisierung Scheibchen für Scheibchen
vorantreiben.“
Sind es beim geplanten Hönnetalradweg die schwierigen, natur- und landschaftsschutzrechtlichen Fragen, die die Planung erschweren, waren es bei einem anderen Radwegprojekt bis zum heutigen Tage vor allem politische Dissonanzen, die Hemers Bürgermeister Michael Esken Kopfzerbrechen bereiteten. Es geht dabei bekanntermaßen um die stillgelegte Bahntrasse zwischen Hemer und Menden. Insbesondere Mendens Grüne setzten in der Vergangenheit auf eine Reaktivierung des Bahnverkehrs zwischen den beiden Städten und verzögerten u.a. durch die Beauftragung einer Potenzialanalyse den Rückbau der alten Gleise und damit verbunden den Baubeginn des Radweges auf der Trasse.
Doch bei diesem Punkt sorgte Mendens Bürgermeister Volker Fleige beim Treffen für neue Hoffnung. „Wir sind uns als Bürgermeister vollkommen einig über die Notwendigkeit des Radweges und werden als Stadtverwaltung Menden auch mit einer Beschlussvorlage in die Ratssitzung im September oder Oktober gehen, in der wir den Rückbauantrag der Stadt Hemer befürworten.“
Hemers Bürgermeister Michael Esken: „ Wenn der Rat für unseren Antrag stimmen würde, wäre das natürlich auch ein positives Zeichen in Richtung Bezirksregierung, bei der die endgültige Entscheidung liegt.“ Die Hemeraner Verwaltung stehe jedenfalls „Gewehr bei Fuß“, um dann kurzfristig mit der Realisierung zu beginnen. Und am Ende noch ein nicht ganz unwichtiges Detail in Zeiten städtischer Finanzmisere. Auch dieses Projekt gehört zu den Bundesstraßen begleitenden Radwegen und wird somit komplett vom Bund finanziert.