Das Ende des Zweiten Weltkrieges in Iserlohn und Hemer
Blick ins Stadtspiegelarchiv: Leser erinnern sich an letzte Kriegstage
Vor genau 75 Jahren endete mit dem Zweiten Weltkrieg das wohl dunkelste Kapitel deutlscher Geschichte auch in Iserlohn und Hemer.
STALAG VI A kampflos übergeben
Nachdem die Amerikaner den Rhein am 7./8. März 1945 bei Remagen und am 23. März bei Wesel überquert hatten, umgingen sie nördlich und südlich das Ruhrgebiet und trafen sich am 1. April bei Lippstadt. Dadurch wurde der sogenannte "Ruhrkessel" gebildet, in dem rund 325.000 deutsche Soldaten eingeschlossen wurden. Nach der Spaltung des Kessels in einen westlichen und östlichen Teil zogen sich die Einheiten des III. Korps - unter ihnen auch Hauptmann Albert Ernst - unter Generalleutnant Bayerlein in den Großraum Iserlohn und Hemer zurück.
Durch Kapitulation weiteres Blutvergießen in Iserlohn verhindert
Nach einem überraschenden Vorstoß erreichte eine amerikanische Kampfgruppe am 13. April 1945 den Deilinghofer Flugplatz und stand kurz vor dem Kriegsgefangenenlager Stalag VI A mit über 23.000 Gefangenen. Um ein Blutbad zu verhindern, übergab der deutsche Hauptmann Weller dieses kampflos. Unabhängig davon führte Hauptmann Albert Ernst - ohne dafür autorisiert zu sein, Gespräche zur kampflosen Übergabe Hemers, was am 15 April auch geschah. Albert Ernst zog sich zunächst mit seinen Einheiten nach Iserlohn zurück. Doch nur einen Tag später am 16. April 1945 erkannte er die Aussichtslosigkeit der Lage und war zur Kapitulation bereit. Zusammen u.a. mit den beiden Pfarrern Heinrich Ditz und Bruno Linde sowie dem Arzt Paul Möckel wurde Iserlohn an die Amerikaner übergeben und so weiteres Blutvergießen vermieden. (Quelle: Wikipedia)
Dieses historische Ereignis beleuchtete der STADTSPIEGEL bereits 1998. Aus aktuellem Anlass nachfolgend nochmals der damalige Bericht:
"Iserlohn. (heit) Woran sich viele Iserlohner noch erinnern können, besitzt Paul Sinn im Fotoformat. Der gebürtige Iserlohner, der heute in Bückeburg lebt, hütet die Bilder von der Übergabe der Waldstadt am 16. April 1945 wie einen Schatz. Die Fotos, die Paul Sinn dem STADTSPIEGEL zur Verfügung stellte, wurden von einem amerikanischen Kriegsberichterstatter aufgenommen.
An die Ereignisse vor 53 Jahren kann sich Paul Sinn noch gut erinnern. Der Elfjährige wohnte mit seinen Eltern und seinem Bruder an der damaligen Schmiedestraße, der heutigen Hallstraße. Der Bombenangriff in der Nacht zum 14. April, die schweren Treffer am städtischen Schlachthof und die letzte Hetzschrift an der Mauer des Schlachthofes, auf die "Tod den Verrätern, Werwölfe greifen zu" gepinselt worden war, kennzeichnen für Paul Sinn diese Tage. Auch von Erschießungen in den letzten Stunden vor der Übergabe der Stadt weiß er zu berichten.
Die Kapitulation aus nächster Nähe miterlebt hat auch Walter Tillenburg, der als 13-Jähriger vor dem alten Rathaus seine Trinkwasserreserven auffüllen wollte. Er kann sich noch gut an den Panzerspähwagen mit weißer Fahne erinnern, der die Unnaer Straße hinaufrollte.
Von dramatischen Ereignissen berichtet auch Dieter Sülberg, der als Zehnjähriger zusammen mit seiner Familie an der Teichstraße 10 wohnte. Ein vollbeladener Munitionszug, der in den Wirren der letzten Kriegstage nicht mehr zu seinem ursprünglichen Ziel durchkommen konnte, sei kurzerhand auf einem Gleis am Ostbahnhof abgestellt worden. Sein Großvater, sein Vater und auch andere Nachbarn hätten angesichts der drohenden Angriffe den Bahnhofsvorsteher Krauskopf immer wieder lautstark bedrängt, den Wagen aus dem Wohngebiet herauszufahren. Der Bahnhofsvorsteher ließ sich von seinen Skatbrüdern und Nachbarn wohl doch überzeugen, denn am Abend, als der Angriff anfing, sei der Zug weg gewesen. Den Kindern, erinnert sich Dieter Sülberg, habe man erzählt, der Munitionswagen sei ins Westiger Feld - also dem Gegner entgegen - gefahren worden."
Autor:Christoph Schulte aus Hemer |
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