Barrierefreie Erreichbarkeit aller vier Etagen am Woeste-Gymnasium Wunsch der CDU
Aufzug im Namen der Inklusion?
Im Juni hat der Hemeraner Betriebsausschuss auf Antrag der SPD beschlossen, einen Fahrstuhl im Bereich des alten Haupteingangs am Woeste-Gymnasium errichten zu lassen. Hauptgrund dafür war vor allem die Tatsache, dass Ratssitzungen sowie Schulkonzerte in der Aula (2. Etage) für körperbehinderte Besucher aktuell nicht zugänglich sind.
Von Christoph Schulte
Hemer. Seitdem beschäftigen sich die städtischen Planer mit dieser Baumaßnahme und haben Investitionskosten von rund 30.000 Euro ermittelt. Diese Planungsarbeiten will die CDU durch einen eigenen Antrag nun zunächst auf Eis legen. "Ein Fahrstuhl in der vorgesehenen Form würde nicht alle Ebenen des Schulgebäudes erreichbar machen", so CDU-Vorsitzender Martin Gropengießer bei einem Gespräch mit der Schulleitung, "wenn wir in einen Aufzug investieren, dann sollte sich das auch aus Sicht des Inklusionsgedankens pädagogisch lohnen."
Hemers Christdemokraten schwebt deshalb eine "große Lösung" vor, die zukünftig alle vier Etagen inklusive des Selbstlernzentrums und des naturwissenschaftlichen Bereiches im Untergeschoss des Schulgebäudes verbindet und so für körperbehinderte Schüler erreichbar macht. Dass die CDU mit ihren Überlegungen bei der Woeste-Schulleitung offene Türen einrennt, ist verständlich. "Ein Aufzug, der lediglich den oberen, alten Eingangsbereich mit der in der Etage darüber befindlichen Aula verbindet, nutzt uns als Schule aus Sicht der Inklusion im Grunde nicht viel, denn damit blieben die genannten Bereiche weiterhin für körperbehinderte Schüler nicht erreichbar", so Schulleiter Jörg Trelenberg, der aber gleichzeitig einräumte, dass für die Inklusion in Hemer sowieso eher die Gesamtschule und die Realschule zuständig seien, während am Woeste-Gymnasium der Schwerpunkt eher Integration z. B. von Flüchtlingskindern laute. Sein Stellvertreter Michael Fischotter führte weitere Argumente für eine "große Aufzugslösung" an. "Es gibt bereits gesetzliche Vorgaben, dass wir im naturwissenschaftlichen Bereich spezielle, rollstuhlgerechte Arbeitsplätze vorhalten müssen. Das macht natürlich wenig Sinn, wenn sie die Schüler nicht erreichen können. Außerdem stehen wir jedes Jahr vor der organisatorischen Herausforderung, dass Schüler aus den Ferien mit gebrochenen Beinen zurückkehren, für die dann über mehrere Wochen Unterrichtslösungen gefunden werden müssen." Und dann wäre da noch das Problem, dass im unterirdischen Fahrradkeller zurzeit viele, schwere Utensilien wie Podeste gelagert würden, die zu bestimmten Anlässen in der Aula gebraucht werden. "Die müssen wir bisher umständlich außen um das halbe Schulgebäude transportieren, was bei einem durchgehenden Aufzug natürlich überflüssig würde", bemerkte Jörg Trelenberg.
Klar ist allen Beteiligten dabei, dass die große Lösung erheblich teurer würde. "Vergleichbare Projekte liegen im niedrigen sechsstelligen Bereich", so Hemers Technischer Beigeordneter Christian Schweitzer, der aber verständlicherweise nicht konkreter werden wollte, "zunächst müsste einmal von Experten überprüft werden", wo aufgrund der massiven Betonbauweise am besten ein solcher Aufzug installiert werden könnte." Schweitzer geht, den politischen Willen für das geänderte Projekt vorausgesetzt, von einer Einstellung der Planungskosten in den Haushalt 2019 und einer Umsetzung in 2020 aus. Und auch Kämmerer Dr. Bernd Schulte mahnte: "Bei unseren begrenzten finanziellen Mitteln und einigen großen Projekten wie dem Hallenbad und dem Brandschutzbedarfsplan vor der Brust, müssen wir natürlich zunächst einmal auch bei solchen 'kleineren' Investitionen einmal schauen, ob sich dadurch ein echter Mehrwert ergibt."
Kommentar "Die Nutzung entscheidet"
"Natürlich wäre so ein Aufzug eine feine Sache. Und wenn man es richtig machen will, ist die große Lösung sicherlich sinnvoller als nur eine Art Treppenlift hoch zur Aula für die wenigen Zuschauer, die eine Ratssitzung normalerweise verfolgen, und die Gäste für die vereinzelten Schulkonzerte an gleicher Stelle. Denn solch' eine kleine Lösung nutzt in der Tat den Hauptnutzern des Gebäudes, den Schülern, im Alltag wenig bis gar nichts.
Die Frage ist allerdings, ob ein solcher Aufzug überhaupt gebraucht wird. Eine sechsstellige (Fehl-)Investition kann sich weder der Kämmerer noch der städtische Haushalt leisten. Und das Mäntelchen Inklusion zieht in diesem Fall auch nicht wirklich. Schließlich gibt es an der Gesamtschule, die ja nun mal auch einen Gymnasialabschluss anbietet, bereits einen entsprechenden Aufzug - der offenbar auch dort bereits am Verstauben ist - trotz Schwerpunkt Inklusion!
Und der ursprüngliche Anlass? Die Ratssitzungen? Ist der Ort "Woeste-Aula" denn in Stein gemeißelt? Hoffentlich nicht. Wie wäre es denn mit der benachbarten Mensa oder dem Saal des JuK - beide bereits seit langem ebenerdig und damit barrierefrei!"
Christoph Schulte
Autor:Christoph Schulte aus Hemer |
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