Radweg von Menden nach Hemer – ein vergiftetes Geschenk

So könnte die umweltfreundliche Zukunft aussehen.
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Wer gerne mit dem Rad unterwegs ist, begrüßt natürlich das Vorhandensein von Radwegen. Sie bieten Schutz für die Schwachen im Straßenverkehr, und sie bieten vielfach Komfort und Ruhe zum beschaulichen Reisen und für die Entdeckung der Langsamkeit.
Die Fahrradlobby im Nordkreis hätte sicherlich auch die Schaffung einer Radverkehrslinie zwischen Menden und Hemer begrüßt, besonders im Hinblick auf die Landesgartenschau im vergangenen Sommer. Allerdings war der Preis, der dafür zu entrichten gewesen wäre, eindeutig zu hoch: Radfahren ist wichtig, gesund und erholsam, aber es ist nicht alles.
Der Preis, den die politischen Miniaturgötter in Hemer vor den Bau des Radweges gesetzt hatten, war die Vernichtung der jetzt noch bestehenden Bahnverbindung durch das Oesetal. Dieser Preis war zu hoch, und so mussten auch und gerade die umweltbewussten Freunde des Radfahrens es ablehnen, ihn zu zahlen.
Was wäre der Gewinn gewesen?
Ein Radweg wäre entstanden, der parallel zur stark befahrenen B 7 erbaut werden sollte. Lärm und Abgase wären auf diesem Radwege die ständigen Begleiter der Radler gewesen, die zur LGS oder zurück nach Hause diesen Weg nehmen sollten. Für weite Teile des Jahres, insbesondere in den dunklen Monaten, wäre der Radweg hätte fehlende Beleuchtung den Weg wenig attraktiv erscheinen lassen. Beleuchtung hätte jedoch wiederum die Nützlichkeit im Hinblick auf Nachhaltigkeit sowie Kosten- und Energieneutralität verringert. Sie wäre zudem wegen der mangelnden sozialen Kontrolle beliebtes Ziel von Vandalismus gewesen, wie zu befürchten ist.
Reinigungs-, Sicherungs- und Wartungsarbeiten gegen witterungsbedingte Probleme hätten den Nutzen verringert.
In dunklen Tages- und Jahreszeiten hätte auch der Tunnel für gefühlte Unsicherheit, insbesondere unter weiblichen Alleinfahrenden und Kindern, gesorgt. Auch dort hätte nur eine kosten- und vandalismusanfällige Videoanlage für Abhilfe sorgen können.
Was wäre der Verlust gewesen?
Ein (noch) intakter Schienenweg wäre für immer verlorengegangen. Eine Bahnstrecke wird nicht wiedererrichtet, wenn sie einmal abgerissen ist. Angesichts der steigenden Teibstoffpreise, der zunehmenden Einrichtung von städtischen Umweltzonen und der anhaltenden Verdichtung des Straßenverkehrs bedeutet jede Bahnstrecke ins Ruhrgebiet eine Entlastung für die Menschen wie auch für die Infrastruktur. Die Obere Ruhrtalbahn mit ihren brechend vollen Zügen ist der schlagende Beweis dafür, dass ein Angebot angenommen wird, wenn Preis und Leistung stimmen. Es ist leicht vorauszusagen, dass Ähnliches auch für die Oesetalbahn gesagt werden kann, wenn die Bedingungen stimmen und die Strecke konsequent von Hemer nach Dortmund durchgeführt würde. Die Sonderfahrten haben dafür keinen Beweis, aber doch eindrucksvolle Indizien geliefert.
Die Bahn gewinnt in einer beschleunigt verarmenden und veraltenden Gesellschaft ohnehin wachsende Bedeutung. In Deutschland wird das Bevölkerungssegment, das sich motorisierten Individualverkehr nicht mehr leisten kann, in den kommenden Jahren dramatisch wachsen. Selbst die Mittelschicht, die Kennzeichen jeder funktionsfähigen westlichen Industriegesellschaft ist, schrumpft hierzulande dramatisch.
Es ist nunmehr Sache der Politik, der verkehrspolitischen Vernunft den notwendigen Raum zu geben und eine Entscheidung zu fällen, die für Hemer epochalen Charakter haben kann. Sie würde alle erklärten Feinde des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs, insbesondere auf der Schiene, überleben und Hemer über die Landesgartenschau hinaus ein weiteres Leuchtturm-Projekt bescheren – ein Pfund also, mit dem auch die derzeitigen Skeptiker in der Kommunalpolitik wuchern könnten, wenn es denn Wirklichkeit würde.

Autor:

Franz-Josef Knur aus Menden (Sauerland)

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