Faszinierende Leidenschaft: der Imkerverein Hemer
Für 2022 kündigt sich eine gute Honigernte an

In Deutschland gibt es rund 130.000 Imker, fast 95 Prozent betreiben die Honigproduktion als Hobby. Welche Leistung die Bienen erbringen, ist am einfachsten an ein paar Zahlen zu erklären. Eine Flugstrecke von 120.000 Kilometern und 40.000 Ausflüge sind nötig, um 500 Gramm Honig zu produzieren. Fast 50 Quadratkilometer groß ist das Sammelgebiet eines Volkes, und davon gibt es mehr als eine Million in der Bundesrepublik.
Erst diese Dimensionen zeigen, wie wichtig die Insekten sind, denn so ganz nebenbei bestäuben sie zahllose Nutz- und Wildpflanzen sowie Bäume. Dazu wäre der Mensch auch mit Maschinen niemals in der Lage.

Ein Volk hat nur eine Königin

Ein durchschnittlich großes Volk umfasst im Sommer etwa 40.000 Einzelbienen, darunter eine Königin und etwa acht Prozent Drohnen, männliche Bienen.
Grundsätzlich ist Bienenhaltung dort möglich, wo die Imkerei juristisch „ortsüblich“ ist. Es gibt bisher keinen offiziellen „Bienenführerschein“.
Einer dieser Vereine, die mit ihren Mitgliedern das Steckenpferd Imkerei betreiben, hat seinen Sitz in Hemer. Circa 50 Mitglieder werden vom Vorstand um Andreas Jäckel, Heiko Timmers und Dirk Kobler geführt. Darunter auch Pressesprecherin Dorothee Horst-Rubarth. Sie betreibt ihr Hobby seit dreieinhalb Jahren und steckt monatlich mehrere Stunden hinein. Alles was sie anpackt, hat irgendwie mit Natur zu tun: Ihr Herz schlägt für den Garten, Hühner, Rennrad und Mountainbike.
Als Expertin kennt die Hemeranerin den Aufbau des Verbandes: „Die deutsche Freizeit-Imkerschaft ist in Landesverbänden organisiert, die nicht alle mit den Bundesländern deckungsgleich sind.“
Als Dachverband fungiert der Deutsche Imkerbund (DIB), der auch das Siegel des deutschen Honigglases vergibt und dessen Gütekriterien genauestens kontrolliert werden. Die Prüfnummern lassen jedes einzelne Honigglas bis zum Erzeugervolk zurückverfolgen.

Überschwenmmte Stöcke in Altena oder Hagen

Sie weist nicht nur auf positive Augenblicke hin, sondern sieht Probleme für Bienen: „In der Imkerei gibt es immer wieder neue witterungs- oder klimabedingte Herausforderungen oder Veränderungen, die die Bienenhalter nicht beeinflussen können.“
Da wären etwa agrarische Monokulturen, überzogene Insektizid-Einsätze in Gärten und Landwirtschaft, extremer Rückgang der Artenvielfalt, damit auch der Insektenfauna, oder Wetterextreme. Da dürften die Katastrophen der überschwemmte Stöcke im Ahrtal, Hagen oder Altena noch in Erinnerung sein. Dürreschäden in den umliegenden Wäldern oder langanhaltende Trockenheit mit versiegender Nektarproduktion sind ein Thema.
Der Parasit „Varroamilbe“ ärgert mittlerweile fast weltweit die Bienenvölker, eine ausgeklügelte Bekämpfung mit biologischen Methoden oder organischen Säuren außerhalb der Trachtzeit beherrscht man erst nach Jahren und Unterstützung durch Absprachen mit Nachbarimkerinnen und - imker.
Es treten allerdings Veränderungen ein. Fortschrittliche und umweltsensible politische Entscheidungsträger beginnen, die Gefährdung der Artenvielfalt als Problem zu erkennen und mit Einzelmaßnahmen gegenzusteuern. Da ist zum Beispiel die Förderung von artenreichen Biotopen oder die Unterstützung von Imkereien bei der Varroa-Bekämpfung durch die EU zu nennen. Des Weiteren die Maßnahmen des Bundes zur Wieder-Vernässung von Mooren oder Fördermittel einzelner Kommunen zur Ausweitung von Blühflächen.
Für 2022 sind die Prognosen von Dorothee Horst-Rubarth hoffnungsvoll: „Aufgrund der Trockenjahre 2019 und 20 sowie des nassen Sommers 21 waren die Honigernten mit durchschnittlich 15 Kilogramm pro Volk in der Region eher durchwachsen, in diesem Jahr kündigen sich gute Ernten an.“
Einen Wunsch hat sie am Ende noch: „Wir würden gerne weitere Mitglieder begrüßen. Meldet euch bei Interesse, es ist eine faszinierende Leidenschaft.“

Autor:

Lokalkompass Menden-Fröndenberg-Balve-Wickede aus Menden (Sauerland)

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