Wildtiere
Eichhörnchen in Not

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Ostern war es, ganz genau am Ostermontag. Meine Tochter wollte am Nachmittag mit unseren drei Enkeln zu uns zu Besuch kommen; denn `Waffelbacken` war angesagt. Der Teig war angerührt, die Sahne geschlagen und das Waffeleisen wartete auf den Einsatz. Meine Frau und ich hofften auf baldiges Eintreffen unserer „Familienbelegschaft“. Der aber verzögerte sich so deutlich, dass ich zum Telefonhörer griff, um den Grund der Verspätung heraus zu bekommen. Die Enkel waren mittlerweile eingetroffen, nur meine Tochter nicht. Ich bekam im Laufe des Tages eine ganz tolle Erklärung für das Fehlen meiner Tochter und eine bemerkenswerte Geschichte zu hören.

Als meine Tochter aus ihre Wohnung in Deilinghofen sich aufmachte, zu uns zu kommen, bemerkte sie im Vorgarten ein totes Eichhörnchen. Sogleich schaute sie sich im Vorgarten des Hauses um, hatte sie doch in den vergangenen Tagen lebhaftes Klettern und Herumgerenne von mehreren Tieren ihrer Art vom Wohnungsfenster aus gesehen. Auch im letzten Jahr kamen Eichhörnchen immer wieder zu Besuch in die unmittelbare Nähe ihrer Wohnung. Was tun? Meine Tochter rief ihre Freundin aus Menden an, die bei Fragen rund um das allgemeine Tierwohl immer Rat weiß. Zusammen handelten beide spontan, bedacht darauf, der Sache auf den Grund zu gehen. Das tote Eichhörnchen, das stellte sich heraus, war ein Weibchen und hatte ein entzündetes Gesäuge. Das Gewusel in den Sträuchern und Hecken konnte also nur von aus dem Nest gefallenen Jungen herrühren. Bei der Suche nach den Jungtieren kamen die beiden Frauen auf 4 Eichhörnchen.
Zwei saßen nach intensiver Suche auf dem Dach des Hauses, zwei suchten bei im Gebüsch und Hecke herum nach der Mutter. Alle vier fanden sie aber nicht mehr. Die Jungtiere waren aber schon etwas älter, da sie ganz schön klettern konnten waren aber noch nicht von der Mutter entwöhnt. Die Gefahr, dass sie nicht alleine und ohne Hilfe überleben würden, war den beiden Frauen zu groß. Sie beschlossen, sie einzufangen und zu einer Rettungsstation zu bringen. Geduld, Geschicklichkeit, Schnelligkeit und einiges mehr war nun gefordert. Nach circa drei Stunden waren drei Jungtiere mit vereinten Kräften eingefangen und in einer großen Plastikwanne sicher untergebracht. Eines der zwei Eichhörnchen auf dem Dach war zwischenzeitlich heruntergefallen, das zweite hockte weiterhin auf dem Dach und traute sich wohl nicht herunter. Zum Leidwesen der zwei Damen konnten diese nun nichts mehr tun als die geretteten drei Jungtiere nach Eslohe in eine Notfallstelle für kranke und junge Tiere zu bringen. Dort wurden sie untersucht und für die weitere Zeit aufgepäppelt und versorgt.

Die Waffeln für meine Tochter waren natürlich inzwischen kalt geworden. Das war egal. Sie hatte
erste Hilfe für Jungtiere geleistet, wofür sich ein glückliches Gefühl bei ihr einstellte.
Die Geschichte hatte aber noch eine Fortsetzung. Das vierte Eichhörnchen, das nicht vom Dach des Hauses herunterkommen wollte, saß ganz ängstlich am nächsten Morgen an einer Mauerecke vor der Eingangstür, hilflos und krank. Es war wohl vom Dach des Hauses heruntergefallen. Meine Tochter entdeckte es und brachte auch dieses Jungtier, das sich eine blutige Nase geholt hatte, nach Eslohe. Inzwischen sind die vier Waisen durch die Pflege der Wildtierhilfe Sauerland e.V. in Eslohe so weit wieder gesund und bei Kräften, dass sie nach einer Zeit der Quarantäne in ein großes Gehege umziehen können. Das Ziel der Pflege in Eslohe ist, alle vier Eichhörnchen so weit zu bringen, dass sie wieder ausgewildert werden können.
Allen Beteiligten gilt mein besonderer Dank.

Autor:

Hans-Dieter Ludwig aus Hemer

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